
Slow Fashion und Nachhaltigkeit
"Slow Food" legt schon seit Jahren den Fokus auf Ökolandbau und Regionalität im Nahrungsmittelsektor – jetzt will nachhaltige Slow Fashion die Modebranche fairer und nachhaltiger gestalten. Der Begriff bezieht sich auf eine Bewegung, die sich für ethisch produzierte und langlebige Kleidung einsetzt. Im Gegensatz zur schnellen Mode, bei der Textilien häufig billig produziert werden und schnell wieder aus dem Trend geraten, fokussiert sich Slow Fashion auf Qualität statt Quantität und Nachhaltigkeit statt Wegwerfmentalität.
Dabei stehen die folgenden Leitlinien im Mittelpunkt:
1. Reparieren statt Wegwerfen
Einen Knopf wiederannähen, einen Reißverschluss austauschen oder ein Loch flicken – wer diese Fähigkeiten hat, kann sein Lieblingsstück über die Jahre retten und muss weniger oft neue Kleidung kaufen. Besonders wichtig: Gerade Kinderkleidung wird gern stark beansprucht und kann an kleine Geschwister, Cousins und Nachbarn weitergereicht werden, wenn sie zwischendurch repariert wird.
2. Upcycling
Die aktuellen Trends wie der Utility-Style oder der Grunge-Look machen es Modefans leicht, hübsche Basis-Stücke auf dem Flohmarkt oder im Second-Hand-Laden zu finden. Wer die Teile mit einigen Accessoires und ein paar Abnähern aufgewertet, macht sie zur nachhaltigen Lösung und zum Blickfang der Saison.
3. Nachhaltige Materialien
Synthetische Fasern basieren auf Erdölprodukten und verschmutzen die Umwelt mit Abrieb von Mikroplastik. Auch der konventionelle Anbau von Baumwolle verschlingt große Mengen an Wasser und geschieht unter immensem Einsatz von Pestiziden. Wer hier Veränderungen antreiben will, sollte auf nachhaltige Materialien setzen, z.B. Bio-Baumwolle, regionale Textilien aus Flachs oder Hanf bzw. nachhaltige Kunstfasern aus Buche, Soja oder Bambus.
4. Faire Arbeitsbedingungen
Die furchtbaren Brandunfälle in südasiatischen Textilfabriken haben längst bewiesen, dass die Arbeitsbedingungen in der Branche verbessert werden müssen. Slow Fashion setzt sich aktiv für eine faire Bezahlung und ein gutes Arbeitsumfeld ein. Doch wie erkennt der Verbraucher, wie ein Kleidungsstück hergestellt wurde? Den besten Hinweis darauf geben spezielle Siegel wie GOTS, die für strenge soziale und ökologische Kriterien stehen. Faire Arbeitsbedingungen werden außerdem durch die Fair Wear Foundation (FWF) überwacht.
5. Längere Tragezeiten durch verbesserte Qualität
Fair produzierte Mode aus nachhaltigen Materialien hat ihren Preis – und naturgemäß liegt er über dem Niveau von billig produzierter Fast Fashion. Allerdings punkten Slow-Fashion-Stücke dabei auch mit hoher Qualität, die ihre Besitzer zum langen Tragen animiert. Gerade diese Verhaltensänderung des Verbrauchers hat das Potenzial, den ökologischen Fußabdruck der Modebranche deutlich zu verkleinern.
Materialtrends 2023
Recyceln oder recycelt werden? - Das sind die wichtigen Zukunftsfragen der Modeindustrie. Der Hintergrund: Jährlich landen rund 7,5 Millionen Tonnen Textilabfälle in Europas Mülldeponien und es gilt, den Berg deutlich zu verkleinern. Die wichtigsten Strategien:
1. Mode aus recycelten Materialien
Sowohl Naturfasern als auch synthetische Materialien lassen sich für neue Kleidungsstücke wiederverwenden. So kann man bereits jetzt Shirts und Hosen kaufen, die früher einmal ein anderes Kleidungsstück waren oder gar ein Stück Plastikmüll. Aus PET-Flaschen gewinnt die Industrie Polyesterfasern, die wiederum in Mischgeweben verarbeitet werden (z.B. Jeans) oder in der wattigen Füllung von Winterjacken als Recycling-Alternative zur Daune.
2. Recylingfähige Materialien
Laut Fachleuten sind Mischgewebe nicht leicht zu recyceln. Alle Naturfasern haben dagegen das Potenzial der vollständigen biologischen Abbaubarkeit. Doch heißt das, ein Bio-Baumwoll-T-Shirt zersetzt sich ab dem Tag seiner Herstellung? Wirft man die abgetragenen Stücke auf den Kompost anstatt in den Altkleidercontainer? Neben den neuen Etiketten wie „biodegradable“ oder „compostable“, die immer mehr Kleidungsstücke auszeichnen, braucht es hier mehr Aufklärung für den Verbraucher.
Die angesagten Looks – Utility und Grunge
2023 machen es uns die Designer leicht, uns nachhaltig zu kleiden. Denn bei den trendy Looks steht der Gebrauchswert von Mode im Fokus. Der aktuelle Utility-Style stellt etwa Cargo-Hosen mit vielen Taschen in den Fokus. Auch schlichte Röcke lassen sich durch das Aufnähen von Taschen zum Utility-Trendpiece upcyceln. Der Grunge-Look 2023 hingegen hypt altbekannte Flanellhemden und Used-Look-Jeans, die wahrscheinlich jeder noch bei sich im Schrank oder auf dem Flohmarkt findet.
Fazit: Die Modebranche ist im Wandel
Immer den neusten Schrei als billiges Schnäppchen – von diesem Trend will sich die Modebranche in den kommenden Jahren entfernen. Slow Fashion, Recyclingmaterialien und Second-Hand-Looks machen hier 2023 den Anfang in Richtung Wende zu Nachhaltigkeit.
