Leben mit Neurodermitis - Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Hautirritationen und Juckreiz: Laut einer Erhebung der Techniker Krankenkasse in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen und dem UKE Hamburg-Eppendorf waren in Deutschland 2019 insgesamt 4,2 Prozent der Bevölkerung von Neurodermitis betroffen. Kinder und Jugendliche machen dabei mit 8,4 Prozent gegenüber Erwachsenen mit 3,3 Prozent einen deutlich höheren Anteil aus. Betroffene leiden neben dem Juckreiz und schmerzhaften Entzündungen unter den optischen Makeln der Haut, ihre Lebensqualität kann stark beeinträchtigt sein. Doch es gibt Therapieansätze und Behandlungsmöglichkeiten, die Linderung verschaffen.

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Variable Auslöser der Neurodermitis

Die gute Nachricht vorab: Neurodermitis ist nicht infektiös und somit nicht ansteckend. Die auch als atopisches Ekzem bezeichnete Hauterkrankung wird nach wissenschaftlichen Erkenntnissen durch eine genetische Veranlagung begünstigt, die mit Überempfindlichkeitsreaktionen einhergeht, ähnlich einer allergischen Reaktion. Der wesentliche Unterschied zur Atopie ist, dass eine Allergie durch eine bestimmte Substanz ausgelöst wird, bei der Atopie kann dagegen eine übersteigerte Immunreaktion auf unspezifische, an sich harmlose Substanzen oder Reize erfolgen. Es gibt folglich unterschiedliche auslösende Faktoren, die bei der Neurodermitis die charakteristischen Hautbeschwerden hervorrufen. 

Durch die übersteigerte Immunreaktion wird der Hautstoffwechsel gestört, die Hautbarriere geschwächt und es kommt zu Irritationen. Zudem reagiert die Haut aufgrund der Störung sehr empfindlich auf direkte Reize wie Bestandteile in der Kleidung, Reibung oder Substanzen in Pflegeprodukten. Sie wird anfälliger gegenüber Umwelteinflüssen und Keimen, hinzu kommen die Irritationen und entzündlichen Prozesse der Haut selbst. Juckreiz und Kratzen verschlimmern die Beschwerden noch. Das zeigt die Komplexität des Krankheitsbildes.

Grundsätzlich kann sich Neurodermitis überall auf der Haut zeigen. Am häufigsten sind jedoch bei Kindern die gesamten Extremitäten, die Kopfhaut, der Hals und das Gesicht betroffen, bei Erwachsenen sind es bevorzugt die Ellbogen, die Knie, die Hände, die Füße, der Rumpf und die Gesichts-Hals-Region. Die Symptome reichen von trockener, schuppender Haut und Rötungen über krustige Ausschläge mit Schwellungen bis hin zu entzündlichen, nässenden Ekzemen. Ein großes Problem stellt der starke Juckreiz dar, wobei Kratzen die Problematik noch verschlimmert und weitere Entzündungen fördert. 

Charakteristisch ist die besondere Empfindlichkeit der Haut sowie ihre geschwächte Barrierefunktion und Widerstandsfähigkeit. Der Fett- und Feuchtigkeitshaushalt ist gestört, was sich in ausgeprägter Trockenheit bemerkbar macht. Es ist daher erforderlich, die Haut beispielsweise durch eine milde Bodylotion für Neurodermitis mit Substanzen zu versorgen, die ihr fehlen. Zu beachten ist diesbezüglich, dass eine Ursache wie genetische Veranlagung nicht effektiv therapierbar ist. Dennoch gibt es Maßnahmen, die Erleichterung bewirken und sukzessive zu einer Besserung führen können.

Umgang mit Neurodermitis und geeignete Maßnahmen

Da die Schutzfunktion der Haut geschwächt ist, ist ihre Stärkung eine der wesentlichen Maßnahmen bei Neurodermitis. Außerdem ist es hilfreich, wenn die individuell auslösenden Faktoren bekannt sind, denn diese können sich von Mensch zu Mensch unterscheiden: Der Kontakt mit Reizstoffen kann ebenso Reaktionen auslösen oder solche verschlimmern wie Umwelteinflüsse (Kälte, Hitze, Trockenheit), verschiedene Allergene, bestimmte Lebensmittel oder Stress und psychische Belastung. Ein wichtiger Ansatz bei der Behandlung ist die Unterstützung der Hautbarriere. Das gelingt mit hochwertigen Pflegesubstanzen für besonders empfindliche Haut, idealerweise werden spezielle Neurodermitis-Pflegeprodukte verwendet. Solche verschaffen einerseits Linderung und können Entzündungen reduzieren, andererseits werden der Haut damit Feuchtigkeit und Nährstoffe zugeführt, um sie zu versorgen und die Schutzfunktion zu stabilisieren. 

Auf Neurodermitis abgestimmte Pflegeprodukte sind insbesondere frei von Duft-, Konservierungs- und weiteren Zusatzstoffen, die die empfindliche Haut wiederum reizen könnten. Bei akuten Schüben kann ein Arzt davon abgesehen medizinische Produkte verordnen oder empfehlen, die den Irritationen und dem Juckreiz der Neurodermitis lokal entgegenwirken.

Zu empfehlen ist bei Neurodermitis stets ein ganzheitlicher Ansatz. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die je nach Auslösern von unterschiedlich ausgeprägten akuten Schüben begleitet werden kann. Sind diese Auslöser vollumfänglich bekannt, ist die beste Maßnahme bei Neurodermitis natürlich deren strikte Vermeidung. Das ist aber nicht immer der Fall und auch nicht immer so einfach möglich. Daher empfiehlt es sich, neben der Behandlung akuter Schübe allgemein vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. 

Besonders wichtig ist es, die Haut bei Neurodermitis nicht zu überfordern. Neben der sanften Reinigung und Versorgung sollte sie zum Beispiel nach dem Waschen, Duschen oder Baden vorsichtig trocken getupft werden. Das Tragen weiter Kleidung verhindert die übermäßige Reibung und Textilien aus hautfreundlichen, atmungsaktiven Materialien sind zu bevorzugen. Weitere Stichworte bei Neurodermitis sind die Ernährung, der Flüssigkeitshaushalt und das Stressmanagement. Eine ausgewogene Nährstoffzufuhr und die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme tragen dazu bei, die Haut von innen zu versorgen und zu stärken. Eine gesunde, möglichst stressreduzierte Lebensführung ist ebenfalls erstrebenswert.

Fazit: Vermeidung der Neurodermitis begünstigenden Faktoren

Um die konkreten Auslöser von Neurodermitis-Schüben zu ermitteln, kann das Führen eines Tagebuchs hilfreich sein. So lassen sich möglicherweise Faktoren wie bestimmte Nahrungsmittel, Textilien, Umweltreize und Stressoren eingrenzen. Können solche vermieden werden, ist das die optimale Vorbeugung. Ebenso wichtig ist die Versorgung der empfindlichen Haut und deren Stärkung. Bei der Hautbehandlung ist zwischen einer sanften Basispflege mit Verzicht auf reizende Substanzen sowie den medizinischen Anwendungen bei akuten Symptomen und zur Linderung zu unterscheiden. Ein ganzheitlicher Ansatz ist vorteilhaft.