Emotionale Intelligenz: Die menschliche Superkraft im Zeitalter der Digitalisierung: - HR Expertin Magdalena Miedl im Interview

HR-Expertin Magdalena Miedl© Emmy Zimmermann

Fast jede und jeder hat inzwischen ein klares Bild davon, was hinter dem Begriff Künstliche Intelligenz steckt. Aber hast du schon mal von der EQ gehört? Ein Kürzel für emotionale Intelligenz, das gerade in Zeiten von ständiger Transformation und Digitalisierung omnipräsent ist. Magdalena Miedl, Beraterin im HR-Bereich für hochkarätige Unternehmen wie Hermès, Burberry, die Richemont-Gruppe und Akris, erläutert in einem Interview, warum Einfühlungsvermögen so zentral ist und inwiefern KI uns einen neuen Blick auf das Menschsein eröffnen kann.

Frage: Magdalena, kannst du uns eingangs kurz zusammenfassen, was man unter emotionaler Intelligenz eigentlich versteht?

Magdalena Miedl: Unter emotionaler Intelligenz versteht man die Fähigkeit, Emotionen in Bezug auf sich selbst und andere Menschen wahrzunehmen, auszudrücken, zu verstehen und sinnvoll damit umzugehen. Man kann hier auch von EQ oder Empathievermögen sprechen. EQ ist der unsichtbare Kleber, der uns Menschen verbindet und uns zusammenhält.

Frage: Aber was bedeutet überhaupt Empathie im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz?

Magdalena Miedl: Menschen mit hohem EQ sind die, die am Arbeitsplatz den Unterschied machen. Emotionale Intelligenz ist in der Arbeitswelt allgegenwärtig und kommt vor allem bei der Teamarbeit oder in der Führung zum Tragen. Teamarbeit kann stressig sein. Missverständnisse, Spannungen, Meinungsverschiedenheiten – das volle Programm. Aber: Menschen mit hohem EQ spüren, wenn die Stimmung kippt, und lenken sie zurück auf den richtigen Weg. Du hast bestimmt schon mal jemanden getroffen, der Konflikte entschärfen kann, ohne dabei laut zu werden. Das zeugt von hoher EQ. Erfolgreiche Führungskräfte zeichnen ebenso ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz aus. Was macht einen guten Vorgesetzten aus? Nein, nicht nur Zahlen. Ein wirklich guter Chef versteht sein Team, motiviert und inspiriert.

Frage: Nun sagtest du in unserem Vorgespräch, dass nur "Empathie uns retten kann"? Was meinst du denn damit und kannst du Beispiele nennen? Was passiert, wenn wir Empathie verlieren?

Magdalena Miedl: Empathie ist das, was uns als Gesellschaft zusammenhält. Ohne sie wären wir alle wie diese Chatbots, die dir auf Kundenhotlines immer dieselben standardisierten Antworten geben. Nett gemeint, aber ohne Seele. Es ist nicht nur irgendeine Fähigkeit, sondern ein echtes Superpower-Feature, das unsere Beziehungen trägt. Ohne das wären wir alle bloß ... Roboter. Klingt übertrieben? Vielleicht. Aber stell dir mal vor, dein bester Freund erzählt dir, dass er eine schwere Zeit durchmacht, und du würdest nur mit "Oh, das klingt nicht gut" reagieren. Das würde nicht reichen, oder?

Ohne Empathie wird alles mechanisch. Beziehungen, Arbeit, sogar die Art, wie wir Entscheidungen treffen. Stell dir vor, ein KI-System entscheidet, wie Ressourcen in einer Katastrophe verteilt werden. Effizient? Absolut. Aber was, wenn jemand in einer vollkommen unfassbaren Situationen steckt? Eine Mutter, die für ihr Kind kämpft, oder ein älterer Mensch, der nicht weiß, wie er um Hilfe bitten soll?

Ohne Empathie gehen solche Geschichten unter. Und das ist gefährlich.

Frage: Jetzt müssen wir aber auch fair bleiben – KI-Chatbots werden immer besser. Auch in HR-Tools und Mitarbeiter-Software. Sei mal ganz ehrlich: Was kann denn KI heute schon viel besser als wir Menschen?

Magdalena Miedl: Ja, KI kann sehr viele Aufgaben bereits erledigen. Ich bin auch per se nicht gegen KI. Sie kann uns helfen, besser zu sein – wenn wir sie richtig einsetzen. KI kann vieles: Daten analysieren, Prozesse optimieren, Vorhersagen treffen. Aber eins wird sie nie können: echte, reale Verbindungen schaffen. Stell dir vor, ein Arzt nutzt KI, um eine Krankheit schneller zu diagnostizieren und bringt dank seiner Empathie die Nachricht so schonend wie möglich über. Das ist die perfekte Mischung aus Technik und Menschlichkeit. 

Frage: Interessant! Was würdest du sagen, lehrt uns die KI über uns als Mensch? Wie können wir selbst wachsen und in Zukunft im Zusammenspiel mit der Maschine agieren? 

Magdalena Miedl: KI zwingt uns, uns selbst besser zu verstehen. Warum ist Empathie so schwer zu imitieren? Warum fühlen wir uns bei einem menschlichen Gespräch viel wohler als bei einem perfekt programmierten Bot?

Vielleicht, weil wir etwas suchen, das nicht perfekt ist. Etwas, das auch mal stolpert, sich entschuldigt, lacht oder Tränen in den Augen hat. Genau das macht uns menschlich. Künstliche Intelligenz mag die Welt verändern, aber emotionale Intelligenz ist das, was uns wirklich verbindet. Emotionale Intelligenz ist vor allem auch unser Fundament, dass wir mit KI bewusst und achtsam umgehen. Sie ist das, was uns menschlich macht. Ohne sie wären wir nur Maschinen – vielleicht effizienter, aber auch leerer.

Frage: Das ist doch ein Schlusswort! Herzlichen Dank, Magdalena, für das spannende Gespräch. Wir würden uns freuen, wenn du wieder einmal vorbeischaust!

Magdalena Miedl: Sehr gerne doch. Danke für eure Zeit!