
Die Nachricht versetzte die Modewelt vergangenen November in Schockstarre. Gerade mal neun Tage nachdem Davide Renne die künstlerische Leitung bei Moschino übernommen hatte, verstarb der Designer völlig überraschend im Alter von nur 46 Jahren. Er sollte das Erbe von Jeremy Scott antreten, der das quirlige Label nach knapp einer Dekade verlassen hatte. Wer die italienische
Brand jetzt übernimmt? Unklar. Genauso wie die Nachfolge bei Givenchy: Dort hatte Matthew Williams Ende des Jahres das Handtuch geworfen, ein neuer Designer wurde noch nicht benannt. Anders als bei diesen Luxuslabels: Chloé, Tom Ford, Alexander McQueen & Co. haben ihre Kreativ-Chefs gefunden. Mit der Betonung auf Chefs, denn unter den neuen Stars am Modehimmel sind gerade mal zwei Frauen (und auch nur eine Person of Color). Immerhin ist ein deutsches Design-Talent dabei! GRAZIA stellt sie vor.
1. Louise Trotter für Carven
Dieses Angebot konnte sie nicht ausschlagen: Nach vier Jahren als Kreativdirektorin bei Lacoste (und zuvor neun beim Label Joseph) wechselte die Britin vergangenes Jahr zum französischen Modehaus Carven – und brachte es direkt zurück auf den Runway. Ihr Look: clean, feminin, tragbar. Trotter möchte "Kleidung mit einer neuen Schlichtheit entwerfen, die sowohl zweckmäßig als auch schön ist und dabei freundlich zu unseren Menschen und unserer Umwelt".
2. Seán McGirr für Alexander McQueen
Es war das Ende einer Ära, als Designerin Sarah Burton nach über 26 Jahren bei Alexander McQueen, 14 davon als Kreativdirektorin, im September ihre letzte Show zeigte. In die großen Fußstapfen tritt nun Seán McGirr. Für den Iren, der bereits für JW Anderson, Dries Van Noten und Uniqlo arbeitete, ist es der erste Job an der Spitze eines Labels. Aufregend!
3. Walter Chiapponi für Blumarine
Mit seinen 45 Jahren ist der gebürtige Mailänder schon ein alter Hase im Geschäft, arbeitete für No. 21, Givenchy, Valentino, Gucci, Miu Miu und Bottega Veneta. Nach vier Jahren als künstlerischer Leiter beim Lederspezialisten Tod's tauscht er nun Clean Chic gegen verspielte, sinnliche Kreationen – und startet bei Blumarine.

4. Peter Hawkings für Tom Ford
Huch, ist Tom Ford etwa zurück bei Tom Ford? Anfang 2023 verkaufte der Designer sein gleichnamiges Label und verabschiedete sich in den Ruhestand. Sein Nachfolger Hawkings sieht ihm nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sondern arbeitete auch 25 Jahre lang an seiner Seite. Der dreifache Vater teilt Fords Vorliebe für wolkenkratzerhohe Stilettos, dunkle XXL-Sonnenbrillen und jede Menge Glamour.
5. Matteo Tamburini für Tod's
Der 41-Jährige kommt von Bottega Veneta, wo er nach Stationen bei Rochas, Schiaparelli und Emilio Pucci seit 2017 tätig war, und folgt auf Walter Chiapponi (s.o.). "Ich freue mich, Teil der Tod’s-Familie zu werden. In dem ständigen Streben nach Qualität und Stil erkenne ich mich wieder", so der Italiener. Seine ersten Entwürfe präsentiert er dann Ende Februar auf der Fashion Week in Mailand.

6. Peter Do für Helmut Lang
Seit fünf Jahren führt Peter Do sein eigenes gleichnamiges Label, nun steht er zudem an der Spitze der Marke Helmut Lang. "Seine Kleidung hatte etwas so Unkompliziertes und Ehrliches", erklärt der vietnamesisch-amerikanische Designer, der sich nur mit Maske zeigt. "Das ist etwas, was der Mode gefehlt hat." Mit neu interpretierten Klassikern – Blazer, Hemden, Jeans – will Do die Brand wieder ganz nach vorne bringen.
7. Simone Bellotti für Bally
Der Italiener wurde nach nur 9 Monaten bei Bally zum Kreativdirektor befördert. Zuvor hatte er 16 Jahre lang bei Gucci unter Frida Giannini und Alessandro Michele leitende Design-Positionen innegehabt. Die Frühjahr/ Sommer'24-Show demonstrierte direkt den Verjüngungsprozess der Schweizer Brand. Zeitlos, minimalistisch, cool!

8. Sabota De Sarno für Gucci
Jahrelang war De Sarno die rechte Hand von Valentino-Designer Pierpaolo Piccioli, nun rückt er in die erste Reihe auf: Als Kreativdirektor möchte er, "dass sich die Leute wieder in Gucci verlieben". Das ist ihm mit seiner ersten Kollektion für Spring/Summer – Strass-Tops zu weiten Jeans, Hoodies zu Lackleder-Shorts – schon gelungen.
9. Chemona Kamali für Chloé
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Die gebürtige Düsseldorferin war schon zweimal bei Chloé tätig, zuerst unter Phoebe Philo, später noch mal unter Clare Waight Keller. Nun kehrt die 42-Jährige, die in Trier und London studierte, als Kreativdirektorin zur Marke zurück. Und könnte glatt als deutscher Design-Star in die Fußstapfen von Karl Lagerfeld und Jil Sander treten...
10. Stefano Gallici für Ann Demeule Meester
Bei der belgischen Brand verantwortete Gallici bereits die Männerlinie, jetzt ist er der Kopf des großen Ganzen. Seine Premiere vergangenen September stand im Zeichen der typischen Schwarz-Weiß-Looks, der 27-Jährige ergänzte aber die Farben Kobaltblau und Khaki und setzte auf ganz viel Leder.
Verwendete Quellen: Grazia Print Nr. 4