Businessplan trifft Bastelkleber: Mein Leben zwischen Kita & Kapitalrunde

Eine Frau mit iPad und Kaffeebecher in der Hand© Freepik
Karriere und Kinder – oft als Gegensatz gesehen, im Alltag gehören sie zusammen.

Wer heute gründet und gleichzeitig erzieht, bewegt sich in einem Spannungsfeld, das kaum planbar ist. "Es ist nicht immer glänzend oder geordnet – manchmal ziemlich chaotisch –, aber genau das macht es zu meinem Leben", sagt Eileen Liebig, Unternehmerin und Mutter. Sie hat Unternehmen parallel zur Familiengründung aufgebaut – und bleibt überzeugt, dass Ausdauer wichtiger ist als der perfekte Zeitpunkt. Im Interview spricht Eileen Liebig über steinige Wege, frühe Morgenstunden und die Frage, warum Erfolg mehr bedeutet als Umsatz.

Viele Frauen hören, dass sie sich "entscheiden" müssen: Karriere oder Kinder. Du sagst offenbar: beides – aber wie sieht diese Realität wirklich aus?

Mein Alltag fühlt sich oft wie ein Balanceakt an: Auf dem Schreibtisch stapeln sich Kita-Basteleien neben Businessplan und Laptop, während im Hintergrund schon der nächste Zoom-Call wartet. Es ist nicht immer glänzend oder geordnet – manchmal ziemlich chaotisch –, aber genau das macht es zu meinem Leben. Ich habe parallel Kinder bekommen und Unternehmen gegründet. Nicht, weil es der perfekte Zeitpunkt war, sondern weil ich gespürt habe: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Um beidem gerecht zu werden, setze ich auf Coaching und kontinuierliche Weiterbildung – sowohl als Mutter als auch als Führungskraft. Mein Tag beginnt früh mit einer Portion Me-Time: Yoga, Meditation oder konzentrierte Arbeit. Danach folgen unsere Familienrituale, wie das gemeinsame Frühstück, die mir genauso heilig sind wie meine beruflichen Routinen. Diese Struktur gibt mir Halt. So gelingt es mir, meine Balance zu halten: Raum für die Kinder, Fokus auf die Arbeit und Zeit für meinen Mann.

Du hast mehr Firmen gegründet als andere Pflanzen zuhause – wie erkennst du, ob aus einer Idee wirklich ein Business werden kann?

Eileen Liebig© Eileen Liebig

Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, dann lasse ich mich auch von Kritikern nicht so schnell davon abbringen. Deshalb rate ich immer: Erzählt eure Business-Idee anderen Menschen – am besten denen, die euch ohnehin gern kritisch hinterfragen.

Und dann braucht es vor allem Ausdauer. Gerade am Anfang gibt es ständig Momente, die einen aus der Bahn werfen oder zweifeln lassen. Es wirkt oft verlockend, einfach aufzuhören. Die eigentliche Königsdisziplin ist jedoch, genau an dieser Stelle weiterzugehen. Damit meine ich nicht, blind durchzuhalten, wenn klar wird, dass ein Projekt wirklich keinen Sinn mehr macht. Ich meine: nicht aufzugeben, nur weil der Weg gerade steinig ist. Rückblickend sind es oft genau diese steinigen Wege, auf die man am stolzesten ist.

Gab es in deiner Gründerinnenlaufbahn einen Moment, in dem du alles hinschmeißen wolltest? Und wenn ja – was hat dich weitermachen lassen?

Ja, solche Momente gab es schon öfter – und sie werden bestimmt auch in Zukunft wieder auftauchen. Trotzdem gehe ich weiter. Denn ich scheitere nicht an der Idee selbst, sondern höchstens an einem einzelnen Schritt auf dem Weg dorthin. Würde ich jemals wirklich an der Idee zweifeln, würde ich konsequent aufhören. Doch in den meisten Fällen sind es nur Hürden, die ich so lange von allen Seiten betrachte, bis sich ein Weg öffnet und eine Lösung entsteht.

Zwischen Kita, Calls und Kapitalrunden: Wie sorgst du dafür, dass du selbst nicht zu kurz kommst – oder ist Me-Time für dich ein Mythos?

Nein, Me-Time ist für mich kein Mythos. Seit dem 1. August mache ich eine 30-Tage-Challenge: Ich stehe jeden Morgen um 5 Uhr auf und nehme mir eine Stunde nur für mich. In dieser Zeit mache ich Yoga, gönne mir Ruhe im Bad und höre nebenbei ein Blinkist, um Neues zu lernen. Inspiriert hat mich dabei das Buch The 5 AM Club.

Außerdem habe ich mir den Donnerstag als festen Abend für mich allein reserviert. An diesem Tag übernimmt mein Mann komplett die Kinder – vom Abholen bis zum Ins-Bett-Bringen. Ich gehe dann tanzen, esse mit Freunden oder mache Dinge, die mich einfach glücklich machen. Manchmal reicht schon ein Nachmittag allein bei IKEA, während ich mir überlege, wie unser Badezimmer aussehen könnte.

Diese Zeit gehört nur mir, und ich genieße sie sehr. Natürlich könnte ich sie auch zum Arbeiten nutzen – aber ich bin genauso wichtig wie meine To-dos. Deshalb sorge ich bewusst dafür, dass ich einmal pro Woche nur auf mich und meine Bedürfnisse achte.

Wenn deine Kinder dich eines Tages fragen, was Erfolg für dich bedeutet – was würdest du ihnen antworten?

Ich würde meinen Kindern sagen: Erfolg bedeutet für mich, eine gesunde und glückliche Familie zu haben und gleichzeitig Freude an meinem Beruf zu erleben. Erfolg heißt für mich auch, finanziell unabhängig zu sein – aber nicht nur für mich selbst, sondern um damit auch einen Mehrwert für die Gesellschaft und die Welt zu schaffen. Und es bedeutet, für andere da zu sein, die es nicht so leicht haben wie wir hier in Deutschland.