
Seit Kurzem kann man in England die neue Kampagne der Brand Calvin Klein bewundern: Unter anderem die Musikerin FKA Twigs thront mit nichts als einem dunklen Jeanshemd bekleidet auf riesigen Plakaten. Unter dem Namen "Calvins or nothing" wirbt Twigs dafür, nur noch die Wäsche der beliebten Marke zu tragen. Das Problem: Nachdem sich einige Menschen über das "laszive" und "freizügige" Foto beschwert hatten, sprach der britische Werberat ein Verbot aus.
Meine Meinung? Das Verbot des Kampagnenbildes ist sexistisch – nicht das Kampagnenbild an sich. Mit Feminismus hat die ganze Debatte nichts zu tun.
Zu sexy? Darum wurde das Kampagnenbild von Calvin Klein verboten
Die Advertising Standards Authority (ASA), ein britisches Pendant zum deutschen Werberat, hat das Foto von FKA Twigs nun verboten. Dabei ist es weder vulgär noch explizit – wieso also darf es nicht mehr gezeigt werden?
Die ASA befindet, das Foto würde "den Fokus des Betrachters auf den Körper des Models und nicht auf die beworbene Kleidung" lenken. Es bringe die Aufmerksamkeit auf ihre "körperlichen Merkmale" und stelle sie deshalb "als stereotypes Sexualobjekt" dar. Wie bitte?
Nicht falsch verstehen – Achtsamkeit im Umfeld von Sexismus, das Hinterfragen des Status Quo in unserer Werbelandschaft und das Reflektieren von "sex sells"-Ansätzen bewerte ich als progressiv und wichtig – doch das ist hier nicht der Fall.
Das Verbot von FKA Twigs' Kampagnenbild ist sexistisch
FKA Twigs selbst versteht nicht, wieso nur ihr Bild verboten wurde. Ähnliche Kampagnen von männlichen Kollegen müssen sich nämlich keinen prüfenden Blicken unterziehen, geschweige denn ernten sie Verbote. Die ganze Debatte erweckt leider den rückschrittlichen Eindruck, dass nur der Frau in der Kampagne die Entscheidungsfreiheit über ihre eigene Darstellung entzogen wird – unter dem Deckmantel der Entstereotypisierung. Auf ihrem Instagram-Account erklärt die 36-Jährige dazu:
Ich sehe das 'stereotypische Sexualobjekt', mit dem sie mich bezeichnet haben, nicht. Ich sehe eine wunderschöne, starke Frau mit dunkler Haut, deren unglaublicher Körper mehr Schmerzen überwunden hat, als man sich vorstellen kann. Wenn ich mir andere vergangene und aktuelle Kampagnen dieser Art anschaue, komme ich nicht umhin, das Gefühl zu haben, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. (...) Ich werde mein Narrativ nicht ändern lassen.
Auch Schauspieler Jeremy Allen White posierte für die Marke halbnackt vor der Kamera. Einen Aufschrei darüber, dass er sich zum Sexualobjekt degradieren lasse, blieb hier aus. Ich finde, hier wird ganz klar mit zweierlei Maß gemessen – willkommen im Patriarchat. Nicht das wunderschöne und empowernde Bild der nackten Musikerin ist problematisch, sondern einzig und allein das gezielte Verbot ihrer Kampagne.
Frauen können es der Gesellschaft nicht recht machen
Während Männern zugestanden wird, sich in der Öffentlichkeit so zu zeigen, wie sie wollen (oben ohne in der Fußgängerzone? Kein Problem!), werden Frauen – besonders Women Of Color - gerne gegen ihren Willen hypersexualisiert. Die Crux bei der Sache: Die Gesellschaft erwartet von weiblich gelesenen Personen, stets sexuell verfügbar und attraktiv zu sein – doch bestraft diese regelrecht, wenn sie sich selbstermächtigend jene Sexualität zu eigen machen und Profit aus ihr schlagen.
Lasst uns endlich aufhören, die (eigenmächtige!) Darstellung des weiblichen Körpers zu sanktionieren, tabuisieren und Frauen die Autonomie an ihrem Körper abzusprechen. Denn: Es gibt einen großen Unterschied zwischen sexistischer Werbung und einer selbstbestimmten und ästhetischen Werbekampagne.
Verwendete Quellen: imago images, instagram.de