Leo Eberlin war als Investmentberaterin ständig auf der Suche nach Kapitalanlagen. Mit Mitte zwanzig schmiss sie ihren lukrativen Real Estate Job und widmete sich ihrer persönlich liebsten Kapitalanlage: Schmuck. Schon während einem ihrer ersten Nebenjobs als Verkaufshilfe bei einem Juwelier merkte sie: "Die Faszination für Steine vergeht nie". Und so sollte es bleiben! Heute gehört die zweifache Mama mit ihrem Label "Leo Mathild" zu den bekanntesten Schmuckdesigner*innen Deutschlands und ihre Diamantringe schmücken die Hände bekannter Persönlichkeiten wie Farina Opoku, Jessie Weiß aber auch Madonna und Cher. Ihr Business-Motto: "If you can dream it, you can do it". Wir haben mit der Schmuckdesignerin über den Beginn ihrer Schmuckliebe gesprochen. Außerdem hat uns die Gründerin von "Leo Mathild" verraten, warum es in Ordnung ist, den Perfektionismus auch mal ruhen zu lassen und wie die Schmuckbranche in der Zukunft aussieht.
Du hast eine erfolgreiche Karriere im Real Estate gemacht, wieso sollte es dann doch Schmuck werden?
Ich interessiere mich sehr für Mode und würde behaupten, dass ich ein ästhetisches Auge habe. Schmuck ist für mich eine Mischung zwischen Real Estate und Mode, weil es einen Investmentfaktor hat und trotzdem etwas Schönes ist, mit dem man sich gerne umgeben möchte. Die perfekte Mischung!
Du hattest aber keine Ausbildung in dem Bereich...
Nein. Aber im Nachhinein sag ich ganz ehrlich: Man braucht eine Ausbildung dafür (lacht). Wenn man mit Diamanten arbeitet, kann jede Bewegung sehr viel Geld und im schlimmsten Fall das ganzes Kapital kosten. Da ist es besser, einen Background zu haben. Mein Mann ist Gemmologe und hat mit seinem Fachwissen viel Erfahrung in das Unternehmen gebracht und meine jahrelange Erfahrung vollständig ergänzt.

©Leo Eberlin
Was ist dein Profi-Tipp für Beginner?
Wenn man, wie ich damals mit dem Kopf durch die Wand will – man bekommt es hin. Das Risiko, dass man anfangs öfters hinfällt, ist aber höher. Mein Vorteil war es, dass ich mit Silberkollektionen angefangen habe und nicht mit Diamanten. Das würde ich auch anderen raten, um in die Branche reinzukommen und ein Gefühl für Schmuck zu bekommen. Es ist gut, mit seinem Job zu wachsen.
"Leo Mathild" gibt es seit 2013, du hast dementsprechend schon viel designt. Wo findest du neue Inspiration?
Ich finde eigentlich in allem Input – Fassaden zum Beispiel. Grundsätzlich bin ich aber gar nicht so die große Designerin. Wenn man mein Gekrakel auf dem Papier sieht, versteht man, dass ich nicht mehr Karl Lagerfeld werden kann (lacht). Aber ich sage immer: Ich glaube, ich habe einen ganz guten Geschmack.
Und wie viel Leo steckt dann in "Leo Mathild"?
Im Grunde genommen immer weniger, denn das Team wird immer größer. Aber ich habe die Brand gegründet und auch mal alle Departments selbst geführt. Leo Eberlin für Finance, Buchhaltung, Design, als CEO – dadurch bin ich natürlich formgebend für den Anfang. Ich kann mir den Erfolg, den die Schmuckmarke heute hat, aber in keinem Fall alleine zuschreiben, daher ist auch gut so, dass nicht nur alles 'Leo' ist.
Was ist aktuell deine größte Herausforderung?
Eine große Erleichterung ist, dass mein Mann Steven mit in die Firma eingestiegen ist. Er ist mittlerweile mindestens genauso wichtig für "Leo Mathild". Das hat mir einige Herausforderungen schon sehr genommen. Er leitet beispielsweise den Einkauf und die Produktion.
Wie sieht dein Alltag aus?
Ich bin noch für Marketing und Design zuständig und bringe viele Prozesse am Ende zusammen. Aber mein Alltag hat sich mit meiner zweiten Tochter Libby geändert. Beim ersten Kind war ich wenig zu Hause, beim zweiten will ich es anders machen. Jetzt bin ich häufiger zu Hause – da wird dann einiges vom Handy aus gemacht.

©Leo Eberlin
Dein Secret als Unternehmerin und Mama?
Aufhören perfektionistisch zu sein! Es geht einfach nicht alles, wie man es sich vorstellt. Wenn man beides möchte, muss man eben beides ein bisschen kombinieren. 'I try my best' – und die Leute haben auch immer viel Verständnis.
Du hast vor zwei Jahren auch dein zweites Label "LM Studio", eine Schmuckbrand allein mit gezüchteten Steinen, gegründet...
Genau. Bei Lab Grown Steinen gefiel mir schon immer der futuristische und der Umwelt-Aspekt. LM Studio ist sehr zeitgemäß, denn man muss sich klar machen, dass Diamantenminen große Krater in die Erde reißen, die man nie wieder aufheben kann. Bei gezüchteten Diamanten passiert das nicht. Viele Bands sind im Wandel und auch wir wollten den Menschen in Deutschland den Impuls geben, dass man zwischen zwei Produkten wählen kann. Wir waren im Schmuckbereich Pioniere und haben erstmals gezeigt, dass Diamanten nicht umweltschädlich sein müssen. Dazu ist der Stein günstiger, wenn er gezüchtet wird, aber trotzdem zu 100 Prozent chemisch identisch mit denen aus der Erde.
Deine Expertinnen-Meinung: Werden Lab Grown Diamonds herkömmliche Diamanten ablösen?
Hundertprozentig! Ich bin mir sicher, dass Lab Growns zumindest irgendwann dominieren und glaube total an das Thema. Es ist nur logisch, denn die Menschen werden ja auch immer achtsamer mit der Umwelt...
Gibt es noch weitere Ziele, die du noch erreichen willst?
Wir wollen die Lab Grown Branche weiterhin dominieren – und uns international weiter positionieren. Aber grundsätzlich muss ich sagen, ich lebe im Jetzt und bin nicht mehr so zielfanatisch. Wenn jemand zu mir kommen und sagen würde 'ab jetzt bleibt dein Business genau, wie es ist', dann wäre das auch ok. Ich habe nicht mehr den zerreißenden Hunger, dass alles anders werden muss. Ich glaube, der Erfolg wächst beim Gehen unter den Füßen. Wenn man so viel Spaß bei der Sache hat, dann ergibt sich der Rest von ganz alleine!