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Iris Berben im Interview: "Seinen eigenen Stil muss man sich erarbeiten"

Im exklusiven Interview mit Iris Berben haben wir mit der Schauspielerin über unverzichtbare Rituale, Fashion-Fehlgriffe und Female Empowerment gesprochen. Außerdem haben wir gelernt, wie wichtig es ist, sich selbst zu finden ...

Iris Berben in Cannes© Getty Images
Das Strahlen von Iris Berben auf dem roten Teppich steckt an!

Iris Berben inspiriert uns auf unterschiedlichen Ebenen und gilt als Vorbild in Sachen Female Empowerment. Wir haben die Schauspielerin anlässlich der Filmfestspiele in Cannes zum exklusiven Interview getroffen und über ihre Beauty-Rituale und -Produkte, ihre Einstellung zur Schönheit und Selbstakzeptanz sowie die Rolle von Skincare und Make-up für das Selbstbewusstsein von Frauen gesprochen. Außerdem gibt sie Einblicke in ihre Haarpflege-Routine und ihren persönlichen Stil. 

GRAZIA: Welche Beauty-Produkte oder -Rituale helfen Ihnen persönlich, sich nach einem stressigen Tag zu entspannen?

Iris Berben: Ein sehr wichtiges Ritual in meinem Alltag ist der Rückzug. Ich kann sehr gut alleine entspannen und bin auch gerne mal alleine, weil ich nicht einsam bin. Dieser Rückzug und die Me-Time sind vor allem nach einem anstrengenden Tag, oder wenn ich generell gerade im Stress bin, wichtig – bei mir sind das häufig die Drehtage, an denen ich mit unendlich vielen Menschen zusammen bin und funktionieren muss. Zu diesen Ritualen zählt auch ein Bad mit sehr viel Öl. Einer der schönsten Momente nach einem langen Tag ist zudem das Abschminken.

Ich höre sehr gut auf meinen Körper und meine Haut. Ich glaube, je bewusster man mit sich selber umgeht, desto besser hört man und sieht man Signale. 

Auf welchen Wirkstoff in der Hautpflege könnten Sie niemals verzichten?

Ich liebe Hautpflege-Produkte, die Manuka-Honig enthalten. Dieser wirkt auf Hautirritation total beruhigend und ist für mich unverzichtbar. Außerdem schwöre ich auf Vitamin C für einen frischen Teint.

Was ist der beste Beauty-Tipp, den Sie je bekommen haben?

Was sich bei mir wirklich eingebrannt hat, ist es, die Sonne zu meiden. Deine Haut wird es dir immer und immer danken. Wenn man jung ist, findet man es oft superschön gebräunt zu sein und auch ich liebe die Sonne aber dabei kommt es auf einen hohen Schutz an. Ein banaler Trick, aber ein sichtbarer.

Wie hat sich Ihre Einstellung zu Schönheit und Selbstakzeptanz im Laufe der Jahre verändert – welche Lektionen haben Sie dabei gelernt?

Es ist ein langer Weg, den man beschreitet und im Laufe des Lebens ändert sich die persönliche Definition von Schönheit. Ich werde 74 – mittlerweile langweilen mich Menschen, die eine äußere Schönheit haben, welche aber nicht von innen gefüllt ist. Diese vermeintliche Schönheit kann plötzlich wie eine Seifenblase zerplatzen, wenn der Mensch nicht auch mit seinem Charakter strahlt. Im Alter wird man durch seine Lebenserfahrungen immer besser darin, diese Schönheit bei Menschen zu erkennen.

Heutzutage haben wir durch verschiedene Beauty-Behandlungen oder sogar Eingriffe viele Möglichkeiten, lange frisch auszusehen. Ich finde es allerdings bedenklich, was das vor allem mit jungen Frauen macht – wenn ich durch die Stadt laufe, sehe ich extrem viele Frauen, die irgendeinem Schönheitsideal nacheifern, was ich sehr traurig finde und mir selber fremd ist. Denn als ich jung war, wollte ich immer so aussehen wie kein anderer. Ich habe immer gedacht, ich möchte einmalig sein, deshalb habe ich meine Zähne beispielsweise nie machen lassen, während viele Menschen mir immer einreden wollten, dass man in meinem Beruf gerade Zähne haben muss. Irgendwann wird so etwas jedoch zu deinem Markenzeichen – du musst nur durchhalten!

Das Allerwichtigste ist es erst einmal zu erkennen, wer du bist. Wie willst du wahrgenommen werden? Willst du jemand sein, der aus der Masse nicht heraussticht? Oder möchtest du individuell sein? Auch auf diesem Weg können Firmen wie L'Oréal Paris unterstützen, denn sie zeigen, dass wir nicht dieses eine Ideal haben, dem man nacheifert.

Sie sind eine Ikone des Empowerments. Wie können Frauen durch Skincare und Make-up ihre eigene Stärke und Selbstliebe zum Ausdruck bringen?

Make-up ist etwas Wunderbares, um seine Schönheit noch weiter zu unterstreichen und mittlerweile gibt es wirklich tolle Produkte auf dem Markt. Ich will gar nicht mehr daran denken, wie Make-up in den 60er Jahren aussah – Foundation lag wie eine dicke Schicht Kleister auf der Haut und meine Lippen habe ich mir in der Schule das erste Mal mit Penatencreme 'geschminkt'.

Selbstbewusstsein und Selbstbestimmtheit sind große Formen von Freiheit.

Iris Berben

Grundlage von allem ist jedoch auch in dieser Hinsicht, dass wir im Reinen mit uns selber sind. Wir müssen auf uns achten. Wir müssen uns mögen. Wir müssen das, was wir haben, schützen. Den Satz 'weil du es dir wert bist' musst du als Lebensphilosophie für dich inhalieren. Man ist es sich wert, weil man selbstbestimmt ist, weil wir all diese Möglichkeiten haben, unser Leben zu gestalten. Und wir sollten sie nicht als selbstverständlich nehmen. Es gibt genügend Länder, in denen das nicht möglich ist. Also sollten wir mit den Chancen behutsam umgehen, aber wir sollten sie auch nutzen. Für alle Anforderungen, die man an Männer stellt, sind wir genauso gewappnet. Wir müssen gesellschaftlich vieles aufbrechen, viele Krusten, die da noch sind.

Zum Thema "Haare": Gibt es bestimmte Haarpflegeprodukte oder -tipps, die Sie empfehlen können?

Ich bin wirklich extrem glücklich mit meinen Produkten, die ich von L'Oréal Paris habe. Von Überfärben über Perücken aufsetzen bis zum zum regelmäßigen Einsatz von Lockenstäben – durch meinen Beruf ist mein Haar oftmals sehr geschädigt. Umso wichtiger ist eine ausführliche Haarpflege-Routine, wenn ich frei habe und dafür sollten wir uns immer die benötigte Zeit nehmen. Und übrigens sollte man auch die Haare im Sommer nicht zu sehr der Sonne aussetzen.

Und welche Rolle spielen Haare für Ihr persönliches Erscheinungsbild und Ihr Selbstbewusstsein?

Haare können einen großen Einfluss auf das Selbstbewusstsein haben. Übrigens wollte ich schon als kleines Kind ursprünglich mal Friseurin werden. Haare haben für mich also schon immer einen extrem großen Stellenwert. Im Alter werden die Haare dünner und dünner und dünner, was einen etwas belasten kann und weshalb eine gute Haarpflege umso wichtiger ist. Für mich ist eine tolle Frisur sogar noch bedeutender als Make-up.

Was zeichnet für Sie guten Stil aus?

Seinen eigenen Stil muss man sich erarbeiten. Auch dabei ist es unerlässlich zu wissen, wie man wahrgenommen werden will. Und du kannst ja jeden Tag jemand anderes sein wollen ­– wir haben unendliche Möglichkeiten. Bist du jemand, der Mode brechen möchte, der irritieren möchte oder der stromlinienförmig mitschwimmen möchte?

Ich bin jetzt 73 und habe immer noch keine Stylistin, die sich um meine Outfits kümmert, dadurch kann ich mich immer wieder mit meinem eigenen Stil auseinandersetzen, was mir sehr wichtig ist. Ich persönlich kaufe gerne alles selber. Dennoch spreche ich furchtbar gerne mit meinen Kostümbildnerinnen über Rollen und diskutiere, welche Kostüme eine Figur unterstützen können – es ist ein Prozess.

Welche drei Kleidungsstücke sind in Ihrer Garderobe im Sommer unverzichtbar?

Ich finde eine richtig gute Jeans unglaublich wichtig – diese kannst du zu allem und eben auch zu fast jedem Anlass stylen. Klassiker sind natürlich außerdem schlichte Blusen. Auch damit kann man ganz extrem viel machen und weiße Hemden sind immer ein Hingucker. Und du kannst sie toll mit Schmuck kombinieren, oder du ziehst ein weißes Hemd und einen Blazer an – mein drittes Must-have für die Garderobe! Jeans und Blazer und weiße Bluse – damit kommst du weit!

Hatten Sie jemals einen Fashion-Fauxpas, an den Sie sich heute noch erinnern?

Einen? Ich kann ein ganzes Jahrzehnt sagen: die Achtziger! (lacht) Ich sehe Fotos von mir und ich bin fassungslos. Ich frage mich, ob ich wirklich keinen Spiegel zu Hause hatte und ob ich keine Freunde hatte. Aber alle Freunde sahen auch so aus. Das Lustige ist, dass Leute immer wieder sagen, dass die Achtziger gerade in der Mode sind. Ja das stimmt zwar, aber die Looks werden heute anders interpretiert ­– nicht so maßlos albern, wie es in der Zeit war.

Was macht die L’Oréal Paris Familie für Sie so besonders?

L’Oréal Paris macht für mich Besonderes, dass sie eine Frau wie mich, eine Frau wie Helen Mirren, eine Andy MacDowell, eine Jane Fonda, als Vorbilder nehmen, um den Frauen in der gesamten Gesellschaft zu zeigen, dass es keine Frage des Alters ist. Es ist auch keine Frage, ob du blond oder brünett oder groß oder klein oder curvy oder dünn bist. Das Selbstwertgefühl von Frauen steht im Fokus. Einen klügeren und feministischeren Satz als 'weil ich es mir wert bin' gibt es nicht. Ich kann mich damit identifizieren.

L'Oréal Paris engagiert sich für Frauen in der Filmbranche und vergibt den Lights on Women Award. Warum sind Programme wie dieser Preis wichtig für die Vertretung und Sichtbarkeit von Frauen in der Branche? 

In der Filmbranche dominieren immer noch Männer und was liegt eher auf der Hand, als dieses Festival auch zu nutzen, um mehr Sichtbarkeit für Frauen zu bekommen. Durch den Lights on Women Award wird auch deutlich, wie wenig Frauen vertreten sind als Regisseurinnen, als Kamerafrauen, als Produzentinnen in unserer Branche und dass sich noch mehr tun muss.

Verwendete Quelle: GRAZIA Interview