Quentin Bisch, Parfümeur bei Diptyque, gibt in unserem Interview einen spannenden Einblick in die aktuellen Entwicklungen in der Welt der Düfte. Er spricht außerdem über die modernen Einflüsse und Trends, die die neue Duftkollektion der Marke prägen und beleuchtet, wie kreative Freiheit und individuelle Ausdrucksstärke die Parfümkunst von der Brand – die übrigens vor Kurzem einen eigenen Store im Herzen von Hamburg eröffnet hat – gestalten.
Was sind die modernen Einflüsse und Trends, die die aktuelle Duftkollektion von Diptyque inspirieren?
Les Essences de Diptyque verdeutlicht Diptyques Wert der kreativen Freiheit und künstlerischen Interpretation. Es geht nicht darum, die Natur nachzubilden, sondern ihre Schönheit, Textur und Emotionen in Düfte zu übersetzen. Jedes Parfüm der Kollektion geht von einem Element ohne Geruch aus – Koralle, Rinde, Perlmutt, Seerose – und wird zu einer poetischen Verwandlung von Materie in Emotion.
Als Diptyque mich bat, die Pfauenfeder für Lazulio zu interpretieren, war ich fasziniert von ihrer Farbharmonie und ihren Kontrasten. Ich wollte diese Strahlkraft und dieses Licht durch Fluidität ausdrücken, nicht durch Gegensätze.

Gibt es einen Duft, der sofort Ihre Stimmung ändern kann? Falls ja, welcher und warum?
Ja, absolut. Rhabarber ist eine dieser Noten, die sofort meine Stimmung verändern kann. Er hat diese helle, spritzige, fast elektrische Qualität, die lebendig wirkt. Deshalb habe ich ihn am Anfang von Lazulio platziert. Er bringt eine lebhafte Frische und ein Gefühl von Bewegung in die Komposition. Im Gegensatz dazu ist Benzoe wie eine sanfte Umarmung, warm und tröstend.
Zusammen schaffen sie das Gleichgewicht, das ich gesucht habe: die Spannung zwischen Funkeln und Gelassenheit, zwischen Klarheit und Sinnlichkeit. Diese Dualität fängt den Geist der Pfauenfeder ein, sowohl strahlend als auch samtig.
Wie finden Sie neue Inspiration in einer sich ständig weiterentwickelnden Welt der Düfte?
Inspiration kommt für mich nicht von dem, was mich in der Branche umgibt, sondern von dem, was ich mir erlaube zu fühlen. Ich brauche Zeit und Stille, um Ideen frei schweifen zu lassen, um ohne Einschränkung zu erkunden. Ich brauche Neugier, diese ständige Unruhe, die mich dazu drängt, über das Offensichtliche hinauszublicken.
Oft beginne ich ohne Plan. Ich nehme ein paar Rohstoffe, wie ein Maler Tinte und Pinsel nimmt, und beginne intuitiv zu komponieren. Diese Spontaneität ist wesentlich. Sie öffnet die Tür zur Entdeckung, manchmal überrascht mich das, was ich finde, aber das ist genau die Magie der Kreation.
Welche aktuellen Trends in der Welt der Düfte finden Sie persönlich aufregend?
Was mich heute am meisten inspiriert, ist nicht ein Trend, sondern ein Wandel: die Menschen kehren zur Aufrichtigkeit zurück. Düfte, die nicht versuchen, allen zu gefallen, sondern jemanden zu bewegen. Mir gefällt dieser Gedanke der Authentizität, bei der das Parfüm zu einem Ausdrucksmittel der eigenen Individualität wird. Deshalb glaube ich, dass Les Essences de Diptyque und Lazulio heute so stark resonieren.
Die Kollektion versucht nicht, der Mode zu folgen, sie kreiert ihre eigene Erzählung. Und Lazulio verkörpert diese Freiheit: Es ist nicht für eine Art von Person gemacht, sondern für jeden, der sich zu seinem Licht und seiner Wärme hingezogen fühlt.
Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Wahrnehmung von Parfüms in den letzten Jahren verändert?
Ein Parfüm sollte eine Seele haben.
Ich habe immer geglaubt, dass Parfüm gegen auferlegte Grenzen verstoßen sollte; es ist ein Akt der Freiheit, wie Kunst oder Musik. Diese Entwicklung macht mich optimistisch, weil sie uns zurück zur Essenz der Parfümerie bringt: Emotion. Ein Parfüm sollte eine Seele haben. Es sollte überraschen, bewegen und etwas Wahres offenbaren. Das ist es, was ich in jeder Kreation anstrebe, und Lazulio ist keine Ausnahme: eine Geschichte von Licht, Harmonie und der Schönheit von Kontrasten.


