Fendi: Das "F" im Logo steht auch für Frauen-Power

Fendi: Das "F" im Logo steht auch für Frauen-Power

... vielleicht nicht offiziell, aber beim Luxuslabel Fendi arbeiten bereits in vierter Generation die Frauen der Familie Hand in Hand. Zusammen feierten sie große Erfolge und meisterten Krisen. Wir haben uns die Geschichte des italienischen Modehauses einmal genauer angesehen.

Text von Anna-Lena Halsig

© GRAZIA/PR
Spektakulär: Zum 90. Jubiläum 2015 ließ Fendi die Models der Couture-Kollektion über Wasser laufen – im berühmten Trevi-Brunnen in Rom. Wow!

Erinnert ihr euch noch an die legendäre "Sex and the City"-Folge, in der Carrie ausgeraubt wird? Als der Dieb ihre Bag fordert, sagt Carrie den Satz: "Uuuh, it’s a Baguette!" Ohne die Handtasche (und ihre heiß geliebten Manolos) muss sie barfuß durch die Straßen New Yorks humpeln, bis Miranda ihr zu Hilfe eilt. Mit dieser Szene wird die 1997 von Silvia Venturini Fendi entworfene Tasche über Nacht zum Kassenschlager, und der Werbeslogan "It’s not a bag, it’s a baguette" schreibt Modegeschichte. Es bilden sich lange Schlangen vor den Boutiquen, Fashionistas rund um den Globus lassen sich auf Wartelisten setzen, um ein Modell zu ergattern. Und das kriselnde Unternehmen Fendi wird über Nacht zu einem der gefragtesten Taschenhersteller – weltweit.

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"And Just Like That...": Sarah Jessica Parker hat auch im "Sex and the City"-Revival wieder eine Baguette-Bag an ihrer Seite.

Allerdings ist das italienische Modehaus weitaus mehr als nur It-Bag-Lieferant: Gegründet wird die Brand 1925 – also vor fast 100 Jahren – von den Eheleuten Adele und Edoardo Fendi in Rom, wo die beiden in einer kleinen Boutique in der Via del Plebiscito Handtaschen, Leder- und Pelz- waren verkaufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg steigen dann die fünf Töchter nach und nach in das Unternehmen ein. Karl Lagerfeld, der 1965 als junges Talent von den Schwestern verpflichtet wird, beschrieb Paola, Anna, Franca, Carla und Alda als "fünf Finger an einer Hand". Jede der Schwestern nimmt eine andere Rolle im Familienunternehmen ein: So kümmert sich Anna beispielsweise um die Designentwicklung, Carla um die PR – und sorgt damit für den kommerziellen Erfolg der Marke.

Lagerfeld, damals gerade Anfang 30, sorgt mit den Schwestern für eine Verjüngung der Casa Fendi: Er bleibt bis zu seinem Tod 2019 Chefdesigner der Damenkollektion – ein Rekord. Mit über 50 Jahren fortlaufender Zusammenarbeit ist es die längste Kooperation in der Modegeschichte. Seine Erfolge: Er stellt die erste komplette Ready-to-wear-Kollektion vor, ruft die Haute-Couture-Linie des Hauses ins Leben und entwickelt das heute weltbekannte Doppel-F-Logo. Das sogenannte "Zucca" steht für Fun Furs – also Fell in allen Farben und Formen – und ziert unter anderem auch die Schnalle der beliebten Baguette-Bag. Diese Fun Furs, Pelze, die Spaß machen sollen, sind das Markenzeichen der Brand: Fendi leistet Pionierarbeit vor allem auf dem Gebiet der Verarbeitung – ultraleichter Sommerpelz, komplexe Intarsien- und Patchworkmuster aus verschiedenen Fellarten.

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Familienporträt 1986: Karl Lagerfeld, umringt von den fünf Fendi-Schwestern Franca, Carla, Anna, Paola und Alda (von links).

Genau deswegen kriselt es dann Ende der 1980er-Jahre aber wieder im Unternehmen: Pelz ist nicht mehr zeitgemäß, die Umsätze brechen ein. Trotzdem hält die Brand daran fest und steht auch heute noch wie keine andere für Echtpelz, dafür aber auch regelmäßig in der Kritik. Fell und Fendi, das gehört für Antoine Arnault, Sohn von LVMH-Chef Bernard Arnault, einfach zusammen: Bis 2026 soll das Fell jedoch nur noch aus verantwortungsvoller Herstellung kommen, aktuell arbeitet das Haus mit dem Imperial College of London und der Mode-Universität Central Saint Martins daran, Fell im Labor zu entwickeln. Ganz gleich, wie man zu dem Thema steht: Damals wie heute bewährt sich die Hartnäckigkeit der Marke – Fendi ist beliebter denn je und findet weiterhin zahlreiche Abnehmerinnen für seine soften, femininen Kreationen. Trotzdem reagieren die Schwestern entsprechend auf die wachsenden Anti-Pelz-Proteste in den Achtzigern: Silvia Venturini Fendi, Tochter von Anna Fendi, steigt in dritter Generation in das Unternehmen ein und fokussiert sich auf Lederaccessoires.

Aus ihrer Feder stammt Carries gestohlene "Baguette" genauso wie das beliebte Modell "Peekaboo", das dieses Jahr 15-jähriges Jubiläum feiert. Im Jahr 2001 – kurz nach dem Anteilsverkauf an den Fashion-Giganten LVMH – erzielt Fendi satte 60 Prozent seiner Einnahmen durch Lederwaren. Silvia Venturini arbeitete übrigens bis zu Lagerfelds Tod als seine Co-Designerin eng mit ihm zusammen. Und verantwortet bis heute die Accessoires und Lederwaren sowie die Herrenkollektion. Der neue Mr. Fendi ist seit 2020 der britische Designer Kim Jones. In die Fußstapfen einer Modegröße wie Karl Lagerfeld zu treten, ist für ihn eine besondere Ehre: "Es ist das größte Kompliment, das man bekommen kann." Über die Zusammenarbeit mit der Familie – mittlerweile ist auch Silvia Venturinis Tochter Delfina Delettrez als Schmuckdesignerin eingestiegen – sagt er: "Mein Name steht hier nicht an der Tür, also muss meine Arbeit dem Haus Respekt zollen. Das Wichtigste für mich ist, dass sie stolz auf mich sind." Wir sind uns sicher: Das sind die Fendi-Frauen ganz bestimmt.

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