Ich habe kleine Brüste – und darum liebe ich sie ohne BH

Meine Brüste sind nicht groß – und ich finde das völlig in Ordnung. Wie ich meine kleinen Brüste lieben gelernt habe und wieso ich trotzdem auf BHs verzichte, erzähle ich hier.

Frau mit Patches auf Brust© Getty Images
Ich bin Teil des "small boob club" – und liebe meine kleinen Brüste sehr. Wie ich an diesen Punkt gekommen bin? Hier entlang.

An folgende Situation erinnere ich mich noch sehr gut. Ich stehe in der Sportumkleide meiner Schule, um mich herum ziehen sich die anderen Mädchen um. Stolz präsentieren sie sich gegenseitig ihre neuesten Errungenschaften: Ausgefallene Spitzen-BHs, die ihre Brüste anheben und ihre Dekolletés voller wirken lassen. Verständlich, nickte mein 14-jähriges Ich in sich hinein, Frauen müssen schließlich große Brüste haben. Männer mögen das gerne. 

Schaute ich an mir herunter, überkam mich allerdings immer nur eine bedrückende Erkenntnis: Meine Oberweite wird niemals so üppig sein, wie die der anderen. Jahrelang ließ mich diese Erkenntnis eine Operation in Erwägung ziehen – mittlerweile ist mein A-Körbchen mein liebster Teil meines Körpers. 

Trotz meiner kleinen Brüste: Ich kann mir ein Leben mit BH nicht mehr vorstellen

Solange ich denken kann, trug ich also einen Push-up-BH. Je mehr Polsterung, desto besser. Man(n) sollte denken, ich hätte "normale" Brüste. Je älter ich wurde und je intensiver ich mein eigenes Körperbild reflektierte, desto klarer wurde aber mein Blick auf das ganze Thema. 

Mit den Jahren setzte ein Umdenken ein: Den Blick auf meinen Körper von Männern bestimmen zu lassen, ist viel zu anstrengend. Eigentlich bezeichnete ich mich doch als Feministin, wollte Männern gar nicht unbedingt gefallen. Die Push-up-BHs schnürten mich außerdem ein, waren unbequem und ließen neben meinen Brüsten vor allem meine Unsicherheit wachsen. 

Der Grund, aus dem die meisten Frauen BHs tragen, liegt auf der Hand – sie wünschen sich Support und Schutz für ihre Oberweite. Als ich realisierte, dass ich meine BHs weder brauche noch sie mich besser fühlen lassen, entsagte ich ihnen vor einigen Jahren ein für allemal. 

So habe ich meine Brüste lieben gelernt

Ich bin kein Fan von der Überzeugung, jede Frau müsse ihren Körper bedingungslos lieben. Von klein auf werden uns unerreichbare und oft konträre Schönheitsideale eingetrichtert – sich von ihnen zu lösen, ist viel Arbeit, für die nicht jede von uns Kapazität hat. Oft reicht es deshalb aus, den eigenen Körper schlicht zu akzeptieren. Seit ich dieses Mindset verinnerlicht habe, ist der Druck weg – und ich habe langsam angefangen, den Look meiner kleinen Brüste in engen Tops zu mögen. Es fühlt sich fast wie ein rebellischer Akt an, meinen Körper gerne zu haben.

Als ich damals die Sportumkleide verließ, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als mich nicht mehr für meine kleinen Brüste zu schämen. Wie erleichternd es wäre, meinem damaligen Ich zu versprechen: Es wird besser! 

Verwendete Quellen:instagram.de