
Sportlicher geht es kaum. Während die EM 2024 eingeläutet wurde, lief gleichzeitig das Finale der BOSS Open in Stuttgart. Beim heißen Kopf an Kopf Duell zwischen dem Briten Jack Draper und dem Italiener Matteo Berrittini, der bereits zweifacher Sieger in Stuttgart war, gewann dann im letzten Match doch noch Draper und nahm den Pokal nach Hause. Wir waren live beim internationalen Tennis-Spektakel dabei und haben natürlich neben der Matches auch weitere spannende Persönlichkeiten treffen können. Mit dabei: die deutsche Leichtathletin Alica Schmidt, die sich in der Sportwelt einen großen Namen erarbeitet hat. Wir haben die 25-Jährige am Killesberg in Stuttgart getroffen und mit ihr über ihren Beruf als Leichtathletin, Mode und Empowerement gesprochen.
GRAZIA: Was hat dich dazu inspiriert, Leichtathletik auszuüben und was motiviert dich am meisten an deinem Beruf?
Alica Schmidt: Ich habe damals mit fünf oder sechs angefangen, Leichtathletik zu machen. Seitdem ich laufen konnte, bin ich immer gelaufen und nie gegangen. Ich habe es schon immer geliebt, mich schnell zu bewegen und habe auch schon immer irgendwie den Wettkampf gesucht – auch mit anderen Jungs, damals als ich noch jünger war. Dann haben meine Eltern gesagt: 'Okay du musst auf jeden Fall mal die Leichtathletik ausprobieren.' Leichtathletik war schon immer das, was mir einfach am meisten Spaß gemacht hat und deswegen bin ich da auch immer dran geblieben.
Gibt es auch mal Tage, an denen dir gar nicht mehr Sport ist?
Ja, die gibt es auf jeden Fall und das ist auch ganz normal und das hat glaube ich auch jeder. Wichtig ist es dann natürlich trotzdem, einfach durchzuziehen und vielleicht auch gar nicht so viel drüber nachzudenken. Mir hilft es dann immer wirklich, wenn ich gar nicht groß überlege, sondern einfach direkt meine Sportsachen anziehe und das Ganze erledige und abarbeite. Ich muss aber dazu sagen, dass es mir zu 99 Prozent Spaß macht und ich es liebe, jeden Tag ins Training zu gehen.
Und was ist mit den 1 Prozent? Was machst du dann am liebsten in deiner Freizeit?
In meiner Freizeit treffe ich mich eigentlich am liebsten mit Freunden und genieße dann die Zeit. Ich liebe es aber auch entspannte Sonntage abends auf der Couch zu haben und mich dann richtig auszuruhen immer noch ein bisschen Ruhe zu finden, ist sowieso immer sehr wichtig. Regeneration ist ein Riesenthema. Von dem her achte ich da schon drauf, dass ich immer genug Pausen einbaue.
Erinnerst du dich noch an das erste Mal, als du eine Medaille gewonnen hast? Wie hast du dich gefühlt?
Ich kann mich tatsächlich noch sehr gut daran erinnern, weil das kam für mich damals ganz unerwartet. Ich war zehn oder elf und hatte damals auch schon eine Freundin, die auch eine Konkurrentin zugleich war und immer besser war als ich. Wir haben uns damals schon immer gebattled, wie es halt in dem Alter ist – natürlich auf spielerischer Weise. Den Lauf gegen sie zu gewinnen hat mir so wahnsinnig viel bedeutet, dass ich da noch Wochen und Monate später gerne dran zurückgedacht habe. Ich werde diesen Moment niemals vergessen.
Und hat sich das Gefühl über die Jahre verändert, wenn du jetzt noch mal Medaillen bekommst?
Es ist genau das Gleiche, was uns jetzt natürlich auch immer antreibt. Klar, es geht nicht immer nur ums Gewinnen und um den ersten Platz, sondern darum sich kontinuierlich zu verbessern und zu schauen, was in einem steckt und was möglich ist. Aber klar, dieses Gefühl, da als Erste über die Linie zu laufen, das ist unbeschreiblich und das sind Glücksgefühle, die süchtig machen und die man immer wieder erleben möchte.
Gibt es vor dem Lauf auch Momente, wo du dich nervös fühlst? Und wenn ja, hast du da einen Trick, der dir immer hilft?
Ja, auf jeden Fall. Also Nervosität gehört auch dazu. Es ist nur wichtig, dass es in Maßen ist und dass man nicht irgendwie eine gewisse Angst vor dem Wettkampf verspürt, sondern dass man weiß, was man kann und mit Selbstbewusstsein reingehen kann.
Was machst du in solch einem Moment?
Mir persönlich hilft es, wenn ich weiß, ich habe im Training alles gegeben. Ich kann mir nichts vorwerfen und ich hätte in der Vorbereitung nichts besser machen können. Zusätzlich zählt auch das Mentale, dass man an sich selber glaubt. Ich bereite mich mental auf jeden Wettkampf sehr gut vor, sodass ich weiß, was ich von mir selber erwarte, was ich zu erreichen habe und was ich dafür tun muss. So habe ich eine gute Mischung aus Anspannung, aber trotzdem auch Entspannung in einem Wettkampf.
Du hast eine riesengroße Reichweite auf Instagram – über 5 Millionen Follower um genauer zu sein. Inwiefern ist Social Media für dich und für deinen Beruf wichtig?
Gerade für einen Sportler ist es mittlerweile eine sehr gute Möglichkeit geworden, noch mal ein zweites Standbein aufzubauen. In der Leichtathletik ist es nicht ganz einfach, nur davon zu leben. Daher nutzen es mittlerweile auch sehr viele Sportler, um Sponsoren darüber zu finden. Das ist mittlerweile gar nicht mehr wegzudenken. Über diese Möglichkeit sind wir alle sehr dankbar.
In was für einem Sportoutfit fühlst du dich am wohlsten?
Ich habe mit BOSS meine eigene Sportkollektion rausgebracht vor ungefähr einem Jahr und konnte da wirklich meine Meinung komplett mit einbauen und konnte es genauso designen, wie ich es haben möchte. Ich fühle mich in den Teilen pudelwohl, aber mein absoluter Favorit ist die Khaki-Hose. Sie sieht so schön aus und ist nicht zu eng, aber auch nicht zu locker. Einfach wie eine zweite Haut.
Die neue #BeYourOwnBOSS Kampagnen-Plattform feiert das Leben in eigener Regie, nach dem Motto "The Choice is Yours" – was bedeutet das für dich ?
Für mich bedeutet es, dass man selber für seine Entscheidung verantwortlich ist und man auch natürlich selber etwas dafür tun muss. Selbst Einsatz zeigen, ist so wichtig – gerade für mich im Sport. Ich habe da niemanden, der hinter mir steht und sagt, du musst dies oder du musst das, sondern es muss von mir selbst kommen. Ich muss selber hart an mir arbeiten und weiß, wofür ich das Ganze mache.
Du bist auf der Milano Fashion Week auch für BOSS auf dem Catwalk gelaufen. Wie war diese Erfahrung für dich?
Ich glaube, vor drei Jahren kam das erste Mal die Anfrage. So ist auch die Zusammenarbeit entstanden. Ich habe mich natürlich wahnsinnig gefreut, weil die Mailänder Fashion Week natürlich etwas Einzigartiges ist. Ich hätte niemals gedacht, dass ich da mal die Möglichkeit bekomme, zu laufen. Ich war beim ersten Mal auf jeden Fall aufgeregt, aber es hielt sich noch in Grenzen, weil ich flache Schuhe anhatte. Mittlerweile bin ich schon für ein paar Fashion Shows von BOSS gelaufen, wo ich dann eben hohe Schuhe tragen musste. Da war dann die Anspannung definitiv höher, weil ich kein professionelles Model bin und auch keine Laufsteg-Erfahrung habe. Aber alles hat bisher zum Glück immer gut geklappt.
Wie wichtig ist dir der Support anderer Frauen aus der Branche? Und findest du es wichtig, andere Frauen, auch wenn sie Gegnerinnen auf dem Feld sind, zu empowern?
Ja, das ist super wichtig. Ich finde, gerade bei uns merkt man es extrem, dass wir alle füreinander einstehen. Wir sind ein super Team und mit der Frauenstaffel ist es einfach schön zu wissen, dass man da so einen Rückhalt hat und sich 100 Prozent auf alle Teammitglieder verlassen kann. Genauso sieht es auch bei der Mixed-Staffel aus. Selbst wenn wir alleine auf der Bahn stehen, freuen wir uns füreinander, weil man weiß, dass jeder hart arbeitet. Meine besten Freundinnen sind zugleich auch meine Konkurrentinnen, aber wie gesagt man freut sich trotzdem für die anderen mit.
Vielen Dank für das Interview, Alica!