Angst vor Beziehungen? Wie sich Bindungsangst überwinden lässt

Bindungsangst zu überwinden, ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Aber es ist möglich. Wie, erklären wir dir hier.

Paar distanziert sich wegen Bindungsangst© Pexels | Anna Shvets
Du oder dein Schatz leidet unter Bindungsangst? Wie sie sich überwinden lässt, verraten wir hier.

Stell dir vor, du hast jemanden gefunden, der all deine Erwartungen an einen Partner oder eine Partnerin übertrifft. Dein Herz schlägt schneller, du fühlst dich verstanden und geborgen. Doch plötzlich spürst du tief in dir eine wachsende Unruhe, die dich dazu bringt, Distanz zu suchen und die aufkeimende Beziehung zu sabotieren, bevor sie richtig beginnt. Kommt dir dieses Szenario bekannt vor? Dies könnte ein Anzeichen von Bindungsangst sein.

Möchtest du mehr darüber erfahren? Hier verraten wir dir, was Bindungsangst ist, wie sie entsteht, wie sie sich anfühlt und wie du sie überwinden kannst. Wenn du bereit bist, dich von deinen Ängsten zu befreien und Platz für echte Liebe zu schaffen, dann lies jetzt weiter.

Lässt sich Bindungsangst loswerden?

Ja, Bindungsangst lässt sich überwinden! Der Prozess kann herausfordernd sein und erfordert Geduld und Selbstreflexion, aber mit den richtigen Ansätzen und Unterstützung ist es möglich, emotionale Freiheit zu erlangen und erfüllende Beziehungen zu führen. Wir stellen dir nun fünf Tipps und Strategien vor, die helfen können, ein für alle Mal die Beziehungsangst zu überwinden.

5 Tipps, die helfen können, Bindungsangst zu überwinden

Du verdienst es, geliebt zu werden und du hast das Potenzial, liebevolle und dauerhafte Beziehungen zu führen. Diese Strategien können dir dabei helfen, deine Angst vor Bindung zu überwinden.

1. Selbsterkenntnis und Reflexion

Der erste Schritt zur Überwindung von Bindungsangst ist die Erkenntnis, dass du darunter leidest. Beginne damit, deine eigenen Verhaltensmuster und Ängste zu erkennen und zu benennen. Reflexion über deine Kindheit und vergangene Beziehungserfahrungen kann dabei sehr hilfreich sein.

2. Psychologische Unterstützung

Therapieformen wie die kognitive Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Therapie können dabei helfen, die Ursachen deiner Ängste zu erkennen und neue Verhaltensweisen zu erlernen. Ein professioneller Therapeut oder eine professionelle Therapeutin können dir dabei helfen, deine Ängste zu verstehen und Lösungsstrategien zu entwickeln.

3. Kommunikation

Offene und ehrliche Kommunikation mit deinem Partner oder deiner Partnerin ist entscheidend. Teile deine Ängste und Zweifel offen mit. Dies kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen in der Beziehung aufzubauen.

4. Selbstliebe und Selbstfürsorge

Arbeite an deinem Selbstwertgefühl und finde Wege, dich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Dies kann durch positive Selbstgespräche, das Setzen realistischer Ziele und regelmäßige Selbstpflegeroutinen erfolgen.

5. Geduldig sein

Erzwinge keine großen Sprünge in einer Beziehung, wenn du dich nicht bereit fühlst. Nimm dir Zeit, um dich an die Idee der Nähe zu gewöhnen und vermeide es, dich selbst zu überfordern. Geduld ist wichtig, du wirst dich nicht von heute auf morgen ändern.

Was kann man tun, wenn der Partner bindungsängstlich ist?

Nicht du leidest unter der Angst vor Bindung, sondern dein Schatz? Auch als Partner oder Partnerin einer bindungsängstlichen Person kannst du etwas unternehmen. Wichtig ist nur: Du solltest auf keinen Fall alleine die Beziehungsarbeit leisten. Beide müssen an der Beziehung (und an sich) arbeiten, damit es funktioniert.

  • Verständnis zeigen: Versuche, verständnisvoll und geduldig zu sein. Erkenne an, dass die Ängste deines Partners oder deiner Partnerin real sind und dass ihr Zeit braucht, um daran zu arbeiten.
  • Kommunikation fördern: Ermutige offene Gespräche über Gefühle und Ängste. Sei ein guter Zuhörer bzw. eine gute Zuhörerin und vermeide es, deinen Partner oder deine Partnerin zu drängen oder zu beurteilen.
  • Grenzen respektieren: Achte darauf, die Grenzen deines Partners oder deiner Partnerin zu respektieren und ihm oder ihr Raum zu geben, wenn er bzw. sie ihn braucht. Dies kann Vertrauen fördern und helfen, die Angst zu reduzieren.
  • Gemeinsame Aktivitäten finden: Gemeinsame positive Erlebnisse können helfen, Ängste abzubauen und die Beziehung zu stärken. Findet Aktivitäten, die ihr beide genießt, und schafft positive Erinnerungen zusammen.
  • Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Wenn die Bindungsangst deines Partners oder deiner Partnerin eure Beziehung stark belastet, kann es helfen, gemeinsam professionelle Unterstützung zu suchen. Paartherapie kann ein wirksamer Weg sein, um Ängste gemeinsam zu bewältigen und die Beziehung zu stärken.

Was du tun kannst, wenn sich dein Partner distanziert, haben wir dir hier verraten.

Was ist Bindungsangst überhaupt genau?

Bindungsangst, auch als Beziehungsangst bekannt, ist die Angst vor emotionaler Nähe und engen Bindungen. Menschen, die darunter leiden, haben oft Schwierigkeiten, stabile und liebevolle Beziehungen zu führen. Diese Angst kann so stark sein, dass sie alle Aspekte des Liebeslebens und der zwischenmenschlichen Interaktionen beeinflusst.

Typischerweise äußert sich Bindungsangst durch das Bedürfnis nach Abstand in einer Beziehung oder durch das ständige Hinterfragen der eigenen Gefühle und der Beziehung zum Partner. Betroffene neigen dazu, Beziehungen zu sabotieren, bevor sie ernsthaft werden, oder schrecken vor langfristigen Verpflichtungen zurück.

Woran erkennt man sie?

Bindungsangst kann sich auf verschiedene Weisen äußern und nicht jeder oder jede Betroffene zeigt die gleichen Symptome. Hier sind einige typische Anzeichen, die auf Bindungsangst hinweisen könnten:

  • Emotionale Distanz: Ein ständiges Bedürfnis nach Abstand kann ein klares Zeichen für Bindungsangst sein. Betroffene halten den Partner oder die Partnerin auf Distanz, um emotionales Risiko zu vermeiden.
  • Vermeidung von Verpflichtungen: Wenn jemand wiederholt Schwierigkeiten zeigt, sich langfristig zu engagieren – sei es durch das Zögern beim Zusammenziehen, gemeinsame Zukunftspläne oder gar den Wunsch nach Heirat – könnte dies auf Bindungsangst hindeuten.
  • Selbstsabotage: Wer Bindungsangst hat, neigt dazu, Beziehungen zu sabotieren. Dies kann durch ständiges Streiten, Betrügen oder sogar durch plötzliche Trennungen geschehen, oft ohne einen rationalen Grund.
  • Unrealistische Erwartungen und Perfektionismus: Menschen mit Bindungsangst setzen oft unrealistische Standards für ihre Beziehungen oder ihren Partner bzw. ihre Partnerin. Kein Mensch kann diesen überhöhten Erwartungen gerecht werden, was wiederum als Vorwand dient, um die Beziehung zu beenden.
  • Angst vor Verletzlichkeit: Tiefe emotionale Gespräche und das Teilen von Gefühlen können für manche Menschen mit Bindungsangst sehr unangenehm sein. Sie vermeiden solche Gespräche, um sich vor emotionaler Verletzlichkeit zu schützen.

Wie fühlt sich Bindungsangst an?

Bindungsangst kann viele Gefühle und emotionale Zustände hervorrufen. Die Emotionen können stark variieren und oft widersprüchlich erscheinen. Vier sehr typische Gefühle sind:

  1. Unruhe und Nervosität: Das Gefühl, ständig auf der Hut zu sein und nicht entspannen zu können, selbst in den besten Momenten der Beziehung.
  2. Unsicherheit und Selbstzweifel: Zweifel an der eigenen Attraktivität, dem eigenen Wert und der Beziehung selbst sind häufig. Fragen wie "Bin ich gut genug?" oder "Liebt er/sie mich wirklich?" können ständig präsent sein.
  3. Überwältigende Angst: Die Angst, verlassen zu werden oder sich zu öffnen, kann lähmend sein und zu Vermeidungsverhalten führen.
  4. Gefühlschaos: Ein ständiges Hin und Her der Gefühle – von intensiver Liebe zu tiefer Abneigung, von Hoffnung zu Verzweiflung – kann normal sein.

Übrigens: In Beziehung sprechen wir Menschen unterschiedliche Sprachen der Liebe. Wie du deine Love Language und die deines Partners erkennst, haben wir dir hier erklärt.

Wie entsteht die Angst vor Beziehungen?

Die Ursachen von Bindungsangst sind vielfältig und oft sehr persönlich. Sie kann durch eine Kombination aus genetischen Faktoren, Kindheitserfahrungen und vergangenen Beziehungserfahrungen entstehen.

  • Kindheitserfahrungen: Häufig findet sich die Wurzel der Bindungsangst in der Kindheit. Unsichere oder inkonsequente Bindungen, emotionale Vernachlässigung oder traumatische Erlebnisse können das Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen beeinträchtigen. Wenn wir als Kinder keine stabile und sichere Bindung zu unseren Eltern oder Bezugspersonen entwickeln konnten, fühlen wir uns auch als Erwachsene oft unsicher in Beziehungen.
  • Vergangene Beziehungserfahrungen: Enttäuschungen und traumatische Erlebnisse in früheren Beziehungen können dazu führen, dass Menschen Bindungen in zukünftigen Beziehungen vermeiden. Die Angst, erneut verletzt oder verlassen zu werden, kann so stark sein, dass Betroffene es vorziehen, keine tiefen emotionalen Bindungen einzugehen.
  • Persönliche Eigenschaften und psychische Verfassung: Manche Menschen haben von Natur aus eine höhere Neigung zu Angstzuständen und Unsicherheiten, was sich auch in ihren Beziehungen widerspiegeln kann. Persönlichkeitsmerkmale wie ein geringes Selbstwertgefühl oder starker Perfektionismus können ebenfalls Bindungsängste verstärken.

Verwendete Quellen: Chrisbloom.de, Jolie.de