Exklusiv

Ich war Eisbaden und so hat es meine Resilienz gestärkt

Schon einmal darüber nachgedacht, die mentale Widerstandsfähigkeit durch Eisbaden zu stärken? Was für den einen oder anderen nach einer ungemütlichen Tortur klingt, habe ich ausprobiert und bin zu einem überraschenden Ergebnis gekommen.

Frau beim Eisbaden© PR
Eisbaden zur Stärkung der eigenen Resilienz? Ich habe es ausprobiert.

Die Vorliebe für kalte Umgebungen verfolgt mich schon immer. Seitdem ich denken kann, gehört der jährliche Urlaub in die Berge, um die klare Luft auf der Piste beim Skifahrens zu genießen, für mich dazu. Außerdem? Ich lebe in Hamburg: Durchdringender Wind, Regen und niedrige Temperaturen sind vertraute Begleiter. Das Ganze noch mit Eisbaden ergänzen? Das blieb eine Herausforderung, die bislang weit über meine Komfortzone hinausging – schon die kalte Dusche am Morgen ließ mich zaudern. 

Meine Wohlfühlumgebung auch mal zu verlassen, ist allerdings verlockend. Und es gibt eine Sache, die mich außerdem dazu antreibt, das Eisschwimmen zu probieren: Es ist die Resilienz. Eine Eigenschaft, die ich stets an anderen bewundere und am liebsten stärken möchte.

Was ist Eisbaden?

Ich will nicht sagen, dass ich selbst keine Resilienz besitze. Für ein noch erfüllteres Leben möchte ich die besondere Kraft der Psyche, Belastungen auszuhalten, aber weiter fördern. In der Zukunft werden diese Rückschläge nicht ausbleiben. Dann will ich den Herausforderungen noch besser entgegnen können und sie als Chance sehen. Deshalb wage ich mich an das Selbstexperiment: das Baden in klirrender Kälte, das die Resilienz stärken soll.

Aber was ist Eisbaden überhaupt? Im Grunde ist es das Eintauchen in eisiges Wasser, um Körper und Geist herauszufordern. Diese Praxis, die auf den ersten Blick abschreckend wirken mag, verspricht eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen – sogar die mentale Widerstandskraft zu stärken.

Das Ritual des Eisbadens

Den Sonntagmorgen eingekuschelt in einer Decke mit frischen Croissant genießen – klingt definitiv wohltuend. Mich bei frostigem Wetter an einen kleinen See nahe der Dove Elbe zu begeben zunächst weniger. Allerdings: Hier, in der Stille der Natur, während die Sonne golden über dem Wasser glitzert, finde ich mein Gleichgewicht. Ausgestattet mit einer Thermoskanne, heißem Tee und kuscheliger Kleidung, zelebriere ich die Vorbereitungen, die mir helfen, den Sprung ins Eiswasser zu wagen.

Wim Hof-Methode: "Der Körper kann mehr, als der Kopf einem einredet"

Profile picture for user Jan Waldner
Unser Experte
Jan Waldner

von der Pension Leuchtenburg

Wie ich auf diese Idee kam? Auf der Suche nach mehr innerer Stärke stieß ich nicht nur auf die Wim Hof-Methode, sondern auch auf Jan Waldner, einen früheren Profisportler. Die Methode, benannt nach einem außergewöhnlichen Extremsportler, vereint Atemtechniken, Kälteexposition und mentales Training zu einem ganzheitlichen Ansatz, der mehr als nur körperliche Resilienz verspricht.

Jan musste nach einem Burnout und einer Phase schwerer Depressionen seine Karriere und seine ursprünglichen Träume beenden. Doch er fand neuen Mut und neue Stärke im Eisbaden, was ihm half, seine Zukunftsvisionen zu erfüllen. Zu diesen zählt auch die Pension Leuchtenburg im wunderschönen Süden Südtirols, die ihren Gästen die Erfahrung des Eisbadens in idyllischer Umgebung bietet. 

"Bei der Wim-Hof-Methode oder beim Eisbaden geht es nie ums Ego", erklärte mir Jan. Was die größte Angst beim Eisbaden ist: "Das schaffe ich nicht!", benennt Jan die Sorgen viele. Und genau das lernt einen das Baden im eiskalten Wasser: Der Körper könne mehr leisten, als der Verstand glauben wolle – eine Lektion, die auch ich mit dem Ausprobieren verinnerliche.

Die Kraft der Atemtechnik: Von Skepsis zur Selbstsicherheit

Bevor ich mich ins kalte Nass wagte, lernte ich den wesentlichen Aspekt des Eisbades kennen: die Atemtechnik. Zugegebenermaßen, zunächst war auch ich skeptisch, ob diese Technik tatsächlich einen so großen Unterschied machen könnte. Doch tiefes, ruhiges Atmen signalisiere dem Nervensystem alles sei in Ordnung, erklärt Jan. "Umso schneller du es schaffst, dich zu entspannen und das parasympathische Nervensystem zu aktivieren, umso schneller kann sich dein Körper im Eiswasser adaptieren – und umso schneller kannst du es genießen. Ja, ein Eisbad genießen – das kann man!"

Die Kälte als stärkende Wohltat

Vor jedem Bad nehme ich mir also zunächst die Zeit, um meine Atmung zu kontrollieren und meine Gedanken zu klären. Am Ufer stehend, atme ich tief ein, während die kühle Luft meine Lungen füllt und sich mein Blick auf die spiegelnde Wasseroberfläche richtet. Ich erinnere mich an das, was mir der Experte riet, während ich in meinem Bikini, Neoprensocken und meinen Ohrenwärmern am Ufer stehe: "Nicht gegen die Kälte kämpfen, sondern sie akzeptieren und einfach dem Körper vertrauen." Dieses Ritual des Ein- und Ausatmens verhilft mir dazu, mich zu fokussieren und meinen Körper auf das bevorstehende Eintauchen vorzubereiten. Sobald ich mich Schritt für Schritt ins Wasser wage, erlebe ich die Kälte nicht mehr als Angriff, sondern als Moment, der mich mit Energie erfüllt und Ballast abstreifen lässt.

Wissenschaftliche Belege der gesundheitlichen Vorteile

Dass Eisbaden nicht nur ein ungewöhnliches Hobby sein kann, sondern gesundheitlichen Vorteile hat, ist zunehmend wissenschaftlich belegt. Jan berichtet mir von den Effekten des Eisschwimmens für die Gesundheit: "Studien zeigen, dass Eisbaden die Produktion von Noradrenalin um bis zu 530 % erhöht, was entzündungshemmend wirkt. Zudem steigt der Dopaminspiegel um 250 %, was für mehr Motivation und bessere Stimmung sorgt. Die Universität Radboud hat nachgewiesen, dass die WHM das Immunsystem aktiv beeinflussen kann, indem nicht nur das Level der antiinflammatorischen Marker, sondern auch die Anzahl der weißen Blutplättchen anstieg.“ 

Diese Studie sei bahnbrechend gewesen, da durch die Ergebnisse bewiesen worden sei, dass wir unser autonomes Nervensystem (in dem Falle das Immunsystem) willentlich beeinflussen könnten. So etwas habe vorher als unmöglich gegolten. Außerdem gebe es Studien, die zeigten, dass Kälteexposition den Blutzucker stabilisieren und den Stoffwechsel ankurbeln könne.

Meine Erinnerung im kalten Wasser – ein neuer Fokus

© PR
Das Winterbaden kannst du übrigens auch in allen anderen Jahreszeiten in entsprechenden Gewässern wagen.

Besonders eindringlich bleibt mir ein Sonntagmorgen in Erinnerung, an dem der Wind kälter war und der Nebel die Sicht verschleierte. Eine Woche voller beruflicher und persönlicher Herausforderungen lastete auf mir. Am Ufer stehend, schwankte ich, ob ich das Wasser betreten sollte. Doch ich dachte an Jans Rat und begann tief und kontrolliert zu atmen. Mit jedem Atemzug schwand die Anspannung. Jan erklärte zuvor: "Jedes Eisbad ist ein kleiner 'Stressor', aber du lernst, ruhig und fokussiert zu bleiben. Diese Fähigkeit überträgt sich auf den Alltag – egal ob im Job, bei sportlichen Herausforderungen oder in stressigen Situationen." 

Als ich schließlich bis zu den Schultern eintauchte, spürte ich, wie durch die Kälte meine Sorgen Platz für Klarheit und neue Perspektiven machten. Mit mentaler Stärke können Herausforderungen mit mehr Gelassenheit und Zuversicht angegangen werden. Was ich will, kann ich schaffen, auch wenn es zunächst Überwindung wie beim Winterbaden kostet.

Ein fortwährender Weg zu mehr Resilienz

Eisbaden ist also mehr als ein Ritual mit positivem Effekt auf die Gesundheit, das Überwindung kostet. Es kann einen neuen Blickwinkel auf die eigenen Fähigkeiten bieten und die Resilienz in einem fordernden Alltag kontinuierlich stärken. Jan fasst treffend zusammen: "Man lernt, dass Unbehagen nicht gleich Gefahr bedeutet. Statt vor Herausforderungen zurückzuschrecken, geht man sie bewusster an. Nach jeder neuen Hürde im Eisbad fühlt man sich stärker – und diese Erkenntnis überträgt sich direkt auf das Leben. Herausforderungen werden nicht mehr als Hindernisse, sondern als Chancen gesehen."  

Mit jedem Baden in klirrender Kälte wächst mein Verständnis und mein Bewusstsein dafür, was ich erreichen kann – und das es weit mehr ist, als ich für möglich gehalten habe.