
Zwischen Make-up-Pinsel, Haarspray, heißer Lingerie und 16 anderen Schönheiten haben wir das niederländische Model Vivian Hoorn Backstage bei der Hunkemöller Fashion Show 2024 in Amsterdam getroffen. Was sie über ihre Erfahrung mit Hate-Kommentaren, Self Love und Woman Empowerment in der Modelbranche zu sagen hat, liest du jetzt im Interview.
GRAZIA: An welchen empowernden Ratschlag erinnerst du dich bis heute?
Vivian Hoorn: Ich habe vor ungefähr einem Jahr ein Video von Emma Thompson gesehen, indem sie sagt, dass wir Frauen uns im Spiegel anschauen und oftmals nicht mögen, was wir sehen. Aber warum tun wir das? Wir verschwenden so viel Zeit unseres Lebens damit, uns über unseren Körper Gedanken zu machen. Dabei ist das gar nicht nötig. Diese Aussage von ihr hat mir Gänsehaut gegeben.
Hast du schon mal Hate-Kommentare auf Social Media bekommen? Falls ja, wie gehst du damit um?
Ich bin bereits seit 13 Jahren auf Social Media und habe dementsprechend auch schon eine Menge Hate-Kommentare bezüglich meines Körpers bekommen. Ich muss zugeben, dass es anfangs nicht einfach für mich war. Es ist nie schön, gemobbt zu werden. Leute sagen Dinge wie "Du bist ein großer Wal. Du musst zurück ins Meer". Aber jetzt weiß ich, wenn jemand etwas Negatives über dich sagt, das viel mehr etwas über die Person selbst aussagt. Weil wenn du im Leben zufrieden mit dir selbst bist, würdest du nie etwas Schlechtes über andere oder über ihr Aussehen sagen. Ich denke mir, dass die Person sicherlich einen schlechten Tag hatte. Ich kann nur darüber lachen, denn ich weiß, dass es nicht von Menschen kommt, die mich lieben.
Welchen Ratschlag würdest du jemanden geben, der sich aufgrund Kommentare anderer auf Social Media unwohl in seinem Körper fühlt?
Ich sage immer, dass man sich bewusst werden muss, dass solche Kommentare nicht von Menschen kommen, die dich lieben. Kenne deinen Wert, versuche dich auf deine Stärken zu konzentrieren, weil du weißt, du hast sie. Lass dich nicht von anderen Menschen unterkriegen. Ich weiß, es ist nicht einfach, aber du musst dein eigener Cheerleader sein. Das ist der beste Ratschlag, den ich geben kann.
In deiner Instagram Bio steht “more self love my love”. Wie praktizierst du mehr Self Love?
Ich habe erst letztens darüber nachgedacht, meine Bio zu ändern (lacht). Der Satz ist ein täglicher Reminder an mich selbst. Self Love bedeutet für mich, dass mir bewusst wird, wie ich mich fühle und wie ich mit mir selbst umgehe. Ich versuche nicht zu hart zu mir selbst zu sein. Ich praktiziere schon seit Jahren Self Love auf diese Weise und trotzdem gibt es mal schlechte Tage. Auch heute zum Beispiel habe ich mich dabei erwischt, dass ich mich mit den anderen Mädels hier vergleiche. Aber im selben Moment musste ich wieder in mich gehen und meinen eigenen Wert kennen.
Was hältst du von dem Begriff "Curvy Model"? Findest du, es ist notwendig?
Leider muss die Modeindustrie Menschen in Schubladen stecken. Ich bin kein Fan davon und schaue über Aussehen und Größe hinweg. Und was ist denn überhaupt schon curvy? Das sind wir doch alle etwas.
Auf deinem Instagram-Kanal wird schnell klar, dass dir das Thema Body Positivity sehr am Herzen liegt. Wünschst du dir manchmal, dass gewisse Persönlichkeiten oder Marken darüber öfters sprechen oder findest du, es ist schon genug um Fokus?
Für mich war es auch ein langer Weg, diese Nachricht zu verbreiten. Mittlerweile bin ich auch eher Fan vom Begriff "Body Confidence". Ich musste lernen, dass das ganze Thema wenig mit dem Körper selbst zu tun hat, sondern viel mehr mit der eigenen Mentalität. Und in dieser Hinsicht finde ich schon, dass darüber viel mehr öffentlich gesprochen werden muss, da ich finde, dass es nicht viele tun. Es fängt alles bei Mental Health an und dann kommt es erst zu Body Confidence und Positivity.
Wie kann man deiner Meinung nach das Thema Women Empowerment auf Social Media verbreiten?
Ich finde, in erster Linie sollten wir alle ehrlicher auf Social Media werden. Würden wir Frauen über unsere Unsicherheiten oder wahre Gefühle sprechen, würden viele andere sich ebenfalls angesprochen fühlen und merken, dass sie mit ihren "Problemen" nicht allein sind. Solche Dinge fühlen sich dann nicht mehr allzu groß an, weil du sie mit jemanden teilst und merkst, dass nicht jeder perfekt ist und das alles absolut normal ist.
Wie wichtig ist es dir, Frauen in derselben Branche zu unterstützen?
Sehr wichtig. Wir sollten uns gegenseitig pushen. Viele sehen es aber nicht so und ziehen einander eher runter. Würden wir alle zusammenarbeiten, könnten wir viel mehr gemeinsam erreichen.
Du bist Creative, Co-Founder eines Businesses, Model und dann noch aktiv auf Social Media. Wie priorisierst du deine täglichen To-dos?
Schlaf aufgeben! (lacht) Ich weiß manchmal selber nicht, wie ich das alles unter einen Hut bekomme, aber ich habe ein super Team und viele tolle Menschen um mich, die mich unterstützen. Das hilft mir eine Menge.
Wie schaffst du es, bei Social Media immer up to date zu sein?
Ich liebe Pinterest. Instagram sehe ich eher als mein Job. Da scrolle ich auch kaum rum. Aber auf Pinterest könnte ich mich stundenlang aufhalten und Inspiration für alles sammeln. Ich habe um die 40 Boards. Ich liebe es, dort tolle Streetstyles zu finden. Auf Fashion Weeks sehe ich meist nur Größen 32 und 34. Pinterest ist viel authentischer für mich.
Ganz lieben Dank für das Interview, Vivian.