
Es gibt bestimmte Trends, die einfach nicht sein müssen. Was für die einen die Skinny Jeans und für die anderen der Leo-Print ist, ist für mich das Muster "Camouflage". Auch wenn Stars und Streetstyle-Ikonen wie Bella Hadid und Emili Sindlev das Dessin lieben und es derzeit wieder rauf und runter tragen – in meine Garderobe bahnt es sich auch im Zuge der gehypten Y2K-Mode nicht. Während tiefsitzende Hose und zu kurz geschnittenen Tops, die diesem Modestil ebenfalls angehören, keine traumatischen Gedanken hervorrufen können, ist es bei "Camouflage" nämlich anders. Man kann es nicht abstreiten: Das Muster weckt die Assoziation mit Krieg, Militär und Gewalt. Angesichts von mehr als 110 Konflikten (Geneva Academy) weltweit wirft der Trend deshalb bei mir die Frage auf: Ist er wirklich notwendig?
Ein Zeichen von Solidarität oder Tarnung, Täuschung und Irreführung?
Die Leidenschaft für militärisch angehauchte Mode ist keinesfalls neu und besteht nicht erst seit den 00er Jahren. Bekennende Pazifisten griffen bereits in den 1970er Jahren zum Militärmuster, um ein Zeichen gegen den vorherrschenden Vietnamkrieg zu setzen und ihre Solidarität gegenüber den Soldaten auszudrücken. Doch ist diese Wirkung noch zeitgemäß?
Immer wieder taucht das Tarnmuster in der Modewelt auf und wird von Designer wie Off-White, Heron Preston oder Dolce & Gabbana in ihren Kollektionen zelebriert. Genauso wie auch andere Kleidungsstücke, die als Uniform einst für das Kriegsgeschehen geschneidert worden. Das Problem nur? Das Camouflage-Muster ist deutlich aufdringlicher als Combat Boots, Balaclavas (auch Sturmhauben) oder Trenchcoats. Der Print steht für Krieg, für Tarnung und Täuschung und wird getragen, um die Sichtbarkeit von Soldaten und militärischer Ausrüstung zu verringern sowie sie vor dem Feind zu verbergen.
Mode hat die Macht, ein Statement zu setzen
Angesichts der unzähligen militärischen Konflikte sowie Kriegsbildern, die uns regelmäßig aus der Ukraine und Gaza erreichen, bin ich der Meinung, dass sich der gesellschaftspolitischen Frage, die das Muster aufwirft, gestellt werden muss. Es kann durchaus zynisch wirken, ein solches Dessin, das Ängste triggert und zum Kriegsalltag zählt, im unbeschwerten Alltagslook zu wählen. Laissez-faire beim Tragen von Camouflage? Für mich nicht nur ein simpler Fashion-Fauxpas. Der Träger oder die Trägerin sollte sich bewusst sein, dass in einer Welt, in denen Kriegsgeflohene an der Kasse hinter uns stehen, uns auf dem Heimweg oder auf der Arbeit begegnen, das Tarnmuster tiefergreifende Wunden aufreißen kann. Etwas, was mir persönlich das Tragen eines Modetrends niemals wert ist.
Das Tarnmuster kriegt keinen Platz in meiner Garderobe
Natürlich kann man der Mode nicht absprechen, dass sie Geschmackssache ist. Sie ist jedoch auch so viel mehr. Das politische Statement, das sie setzt, ist real. Kommst du also um das Tragen des Camouflage-Musters nicht herum, dann möchte ich es als Protest gegen den Krieg verstehen und als ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen, denen die über 110 weltweite Kriege und Konflikte ihr Leben rauben. Für mich bleibt der Print jedoch ein No-Go. Ich greife hingegen zu anderen Musterungen, die das vermitteln, was Mode meiner Meinung nach soll: Leidenschaft und Lebensfreude.
Verwendete Quellen: Genfer Akademie, Getty Images, Berliner Zeitung, Instagram