So habe ich meinen Kleiderschrank um die Hälfte reduziert – ohne es zu bereuen

Unsere Moderedakteurin wagt das, wovor es jeder Frau in unserem Berufsfeld graut: Sie mistet ihren Kleiderschrank aus und hat dabei ein Prinzip gefunden, mit dem ihr Vorhaben überraschenderweise besser klappt denn je.

Sex and the City 2 © Imago
Zwar kommt mir das Aussortieren meines Kleiderschranks nichts ganz so glamourös vor wie bei Sex and the City, doch egal ob Manolo oder nicht – ähnlich wie Carrie kann ich mich ebenfalls nur schwer von meinen Kostbarkeiten trennen.

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass im Begriff "Ausmisten" das Wort Mist vorkommt. Wahrscheinlich, weil wir uns von dem Mist, den wir über einen Zeitraum angesammelt haben, lösen sollen. Oder weil es großer Mist ist, dies zu tun. Das stelle ich zumindest fest, während ich mich knietief in einem Haufen Klamotten befinde. Wie ich im ersten Teil meiner Reihe "what's my style?" nämlich bereits verkündet habe, ist es mein Wunsch, meinen Kleidungsstil (wieder) zu finden. Und das Vorhaben beginnt mit dem einzigen sinnvollen Schritt: meinen Kleiderschrank auszumisten.

Vorgeknöpft: Ist das Kunst oder kann das weg?

Adieu Schrankleichen, die ich schon seit Monaten nicht mehr trage und die – zumindest laut Aufräum-Expertin Marie Kondo – keine Freude mehr in mir entfachen. Beim Anblick meines weißen Basic-Shirts frag ich mich allerdings, ob das Teil je Begeisterung in mir ausgelöst hat oder ob es einfach nur nützlich war und seinen Zweck erfüllt hat. Ganz anders als bei dem roten Pünktchen-Kleid, das ich am liebsten im Urlaub trage und daher mit vielen schönen Erinnerungen verbinde. Allerdings ist der Stoff vom vielen Waschen und der Sonne allmählich ausgeblichen und ein wenig kurz geworden ist das Kleid auch, wie ich mit Blick in den Spiegel feststelle. Also weg damit?! 

Am liebsten würde ich "Mission abbrechen" rufen und alles wieder in meinen Kleiderschrank stopfen, doch jetzt aufzugeben, wäre vor allem als Moderedakteurin ein wenig erbärmlich.

Stattdessen brauche ich ein ausgeklügeltes System, etwas mehr Tatendrang und beim Aussortieren die Einstellung eines unerbittlichen Club-Türstehers. 

Packen wir es also an! 

Schritt 1: The VIPs (very important pieces) 

Der erste Step ist im Grunde genommen ganz einfach. Ich lege alle Klamotten auf mein Bett, die ich mit Abstand am meisten trage. Nicht die Kleidungsstücke, die im Trend liegen, oder das Kleid, das beim letzten Event besonders beeindruckt hat. Ich rede von den Stücken, die ausnahmslos am meisten zum Einsatz kommen – ja, und das beinhaltet auch meine löchrige Feierabend-Jogger. 

Schritt 2: The Never-Evers

Für den nächsten Schritt muss ich mein Herz aus- und meinen Verstand einschalten. Denn nun sind die Kleidungsstücke an der Reihe, die ich aus unerklärlichen Gründen niemals trage – egal, ob sie im Trend liegen oder nicht. Ihr kommt hier nicht (mehr) rein!

Schritt 3: Die Ausnahmen 

Zum Schluss widme ich mich den restlichen Klamotten, die ich weder ständig noch gar nicht trage, und diese teile ich in drei Unterkategorien ein:

  • Big No: Damit sind die Klamotten gemeint, die mir eigentlich nicht mehr gefallen oder mir genau genommen nicht richtig passen, obwohl ich sie trotzdem hier und da trage. Diese Kategorie bekommt leider keinen Eintrittsstempel und muss sich verabschieden. Übrigens lasse ich die Ausreden "das trage ich, wenn ich 2 Kilo abgenommen habe, oder wenn mein Leben endlich mit meinem Pinterest-Board übereinstimmt" nicht durchgehen. Sorry, nice try! 
  • Not now: Kleidungsstücke, die gerade beispielsweise nicht zur Jahreszeit passen oder nur zu besonderen Anlässen wie einer Hochzeit oder einem Event zum Einsatz kommen, dürfen natürlich bleiben. 
  • Yes but how: Manche Pieces finde ich großartig, aber ich bin mir gleichzeitig nicht sicher, wie ich sie richtig stylen kann oder traue mich nicht, sie auszuführen. Bei diesen Teilen drücke ich ein Auge zu und kümmere mich um sie auf meiner Mission, meinen Stil zu finden, ein wenig später.

Mit ein wenig Stolz blicke ich auf zwei Haufen und fühle mich definitiv leichter. Während der eine Stapel zurück in meinen Kleiderschrank wandern darf, wird der andere auf dem nächsten Flohmarkt fällig. Und ich finde: Aufgrund meines überraschend erfolgreichen Ergebnisses, musst du mein simples Prinzip unbedingt selbst testen!

Außerdem kann ich nun endlich meine zukünftigen Einkäufe damit rechtfertigen, den gewonnen Platz füllen zu müssen. Doch bevor ich blind loslege, beinhaltet die nächste Handlung auf meiner Mission, eine klare Vorstellung davon zu bekommen, welcher Kleidungsstil sich für mich am authentischsten anfühlt. Und dieser Schritt wird mir mit hoher Sicherheit mehr Spaß machen – obwohl ... so ein Mist war die Aktion doch nicht.