Exklusiv

Dermatologin verrät im großen Skincare-Interview: So gelingt die bestmögliche Hautpflege

Wie unterscheidet sich eigentlich die Pflege der Haut in den verschiedenen Lebensphasen? Und wie kann man die Hautpflege an spezifische Bedürfnisse anpassen? Dr. Lela Ahlemann hat sich im exklusiven Interview all unseren Fragen rund um das Thema Skincare gestellt.

Hautpflege© iStock
Für einen gesunden, strahlenden Teint kommt es auf die richtige Hautpflege-Routine an.

Der Wunsch nach einer straffen, jugendlichen und strahlenden Haut wird in unserer Gesellschaft immer größer. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um erste Fältchen, einen müden Teint oder einfach nur um vorbeugende Maßnahmen geht. Behandlungen mit Hyaluronsäure, Botox oder Microneedling sind deshalb besonders beliebt. Aber welche Anti-Aging-Behandlungen bringen die besten Ergebnisse, welche Inhaltsstoffe kann man bedenkenlos verwenden, um ein natürliches Hautbild zu erzielen und wie unterscheiden sich die Bedürfnisse der Haut in unterschiedlichen Lebensphasen? Dr. Lela Ahlemann hat in unserem Skincare-Talk die passenden Antworten geliefert.

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Fachärztin für Dermatologie, Phlebologie, Proktologie sowie Ernährungsmedizinerin
Lela Ahlemann

Die Dermatologin hat nun übrigens ihr eigenes Buch "Glow up" auf den Markt gebracht. Mit ihrer Expertise klärt sie über Skincare-Produkte auf und gibt Hilfestellung bei problematischen Hautbildern wie z.B. Rosazea oder Pigmentflecken – man lernt schließlich nie aus!

Welcher Wirkstoff in der Hautpflege wird oftmals unterschätzt?

Ein oft unterschätzter Wirkstoff ist Azelainsäure. Sie kann die Haut nicht nur schön peelen und dadurch den Glow verbessern, sondern hat auch gute anti-entzündliche Eigenschaften und ist gerade bei zu Rötungen neigender Haut gut geeignet.

Was sind generell Ihre Lieblings-Inhaltsstoffe in der Hautpflege und warum?

Mein liebster Inhaltsstoff ist Retinol. Daten belegen, dass es die Kollagenproduktion der Haut verbessern kann. Außerdem verfeinert es die Poren und zaubert den typischen Retinol-Glow auf die Haut. Ein weiterer Liebling ist der Sonnenschutz – die Sonne ist für bis zu 80 Prozent der Hautalterung verantwortlich, dadurch ist der Sonnenschutz natürlich ein großer Player in der Hautpflege.

Wie gelingt die optimale Reinigung der Haut?

Grundsätzlich muss man darauf achten, dass das Reinigungsprodukt zu den Bedürfnissen der Haut passt. Jemand, der viel Make-up oder wasserfesten Sonnenschutz verwendet, kann gut beraten sein, einen Double-Cleanse zu machen, also zunächst einen ölbasierten Reiniger und danach ein Reinigungsgel zu verwenden. Außerdem sollte man darauf achten, dass man nach der Reinigung nicht das Gefühl hat, dass die Haut zu trocken ist oder spannt, sondern sich gepflegt anfühlt.

Wie unterscheidet sich die Pflege der Haut in den verschiedenen Lebensphasen, z.B. in den 20ern, 30ern, 40ern und darüber hinaus?

Bei einer 20-Jährigen würde man eher darauf achten, das, was man hat an Haut, zu erhalten, indem man Sonnenschutz verwendet und der Haut nach der Reinigung wieder Feuchtigkeit spendet. Bei Hautproblemen, z.B. Unreinheiten oder Pickeln, sollte man gezielt dagegen arbeiten.

Wenn man älter wird, wird die Haut zunehmend trockener, es bilden sich erste Linien und Falten, da kann es sinnvoll sein auch mit Wirkstoffen wie Retinol oder Vitamin C zu arbeiten. Später in den 40ern und danach in den Wechseljahren ist die Haut oft trocken, da machen reichhaltigere Pflegeprodukte Sinn.

Und wie kann man die Hautpflege an spezifische Bedürfnisse anpassen, z. B. bei empfindlicher Haut oder bei Hautproblemen wie Akne?

Wenn man ein spezifisches Hautproblem hat, kann man zunächst ein Serum mit einer Zielsetzung und einem aktiven Wirkstoff in die Hautpflege einbauen. Bei Akne könnte das z.B. ein Salicylsäure-Serum oder -Toner sein. An der übrigen Routine sollte man dabei nichts verändern, sondern nur diesen Toner einbauen und schauen, wie die Haut reagiert. Danach könnte man zusätzlich mit einem Vitamin A Produkt, also einem Retinol oder Retinal, arbeiten. Wichtig ist dabei, immer langsam zu machen und das Produkt nicht gleich jeden Tag anzuwenden, sondern zu schauen, wie die Haut reagiert.

Welche nicht-invasiven ästhetischen Behandlungen stehen heute zur Verfügung, um den Alterungsprozess zu verlangsamen?

Wer sanftes Anti-Aging betreiben und gleichzeitig nicht in Kontakt mit Nadeln kommen möchte, kann auf regelmäßige Fruchtsäure-Peelings setzen. Hierbei werden z.B. Glycolsäure oder Salicylsäure eingesetzt, um die Haut sanft zu peelen und die Kollagenproduktion der Haut anzuregen. Daneben halte ich Gesichtsmassagen und Gua Sha Routinen für schöne Methoden, eine Lymphdrainage im Gesicht zu machen und die Durchblutung der Haut anzuregen. Beim Hautarzt oder im Institut kann man zudem ein Microneedling durchführen, hier wird die Haut sehr oberflächlich mit feinsten Nadeln minimal verletzt, um in diesen Bereichen die Kollagenproduktion anzuregen. Das verbessert den Glow und auf Dauer auch den Kollagengehalt der Haut, ohne optisch zu verändern.

Wie kann man den Hals und das Dekolleté in die Anti-Aging-Routine einbeziehen und welche spezifischen Produkte oder Behandlungen empfehlen Sie für diese Bereiche?

Grundsätzlich empfehle ich, den Hals und das Dekolleté ebenso zu behandeln wie das Gesicht. Wer keinen Rollkragenpullover trägt, sollte täglich Sonnenschutz an Hals und Dekolleté verwenden. Ich sehe sehr häufig Hautalterung in diesen Bereichen, weil kein oder zu wenig Sonnenschutz verwendet wird. Bei den Behandlungen stehen ebenfalls die gleichen wie beim Gesicht zur Verfügung.

Wer Pigmentunregelmäßigkeiten im Dekolleté hat, z.B. Rötungen oder Flecken, ist hervorragend mit IPL-Behandlungen bedient, die in diesem Bereich gut Pigmentstörungen und Rötungen entfernen. Auch Microneedlings kann man an Hals und Dekolleté schön anwenden.

Welche Rolle spielt Stress bei der Hautalterung und wie kann man stressbedingte Hautprobleme minimieren?

Stress ist für mich der Hauptfaktor, der dazu führt, dass ein Gesicht an Schönheit und Ausstrahlung verliert und sich die Haut verschlechtert. Stress reduziert die Durchblutung im Gesicht, verändert den Muskelzug im Gesicht und erhöht den Cortisolspiegel, was zu einem Kollagenabbau führt. Was man hier tun kann, ist, dem Stress aktiv entgegenzuwirken, z.B. durch Atem- und Entspannungsübungen und lange Spaziergänge. In der Hautpflege und in der Ernährung sollte man auf Antioxidantien und pflanzliche Polyphenole achten, die den Körper dabei unterstützen, freie Radikale zu neutralisieren.