Auf der Haute Couture Fashion Week herrscht keine Sekunde Langeweile. Während Hair and Make-up-Teams an den Models herumwerkeln und sich die Fotografinnen und Fotografen schon ihren Platz vor dem Runway suchen, müssen noch schnell die letzten Griffe an den Kleidern gemacht werden. Alles soll schließlich perfekt sein für die große Show. Trotzdem nimmt sich Designerin Lena Erziak Zeit, um uns ein paar Fragen über sich und ihre Couture-Kollektion zu beantworten.
Mit GRAZIA spricht sie in Paris exklusiv über Nachhaltigkeit und Inklusion in der Modebranche, ihre größte Inspirationsquelle und ihre klare Haltung gegenüber Trends.
Haute Couture Designerin Lena Erziak: "Nachhaltigkeit erfordert Mut"
GRAZIA: Du baust deine Marke auf Empowerment, Offenheit und Inklusion auf. Wieso ist es dir so wichtig, diese Werte mithilfe deiner Mode zu vertreten?
Lena Erziak: Das stimmt, wir möchten Mode für jeden Menschen machen. Mein Team und ich sind fast schon besessen von dem Thema Nachhaltigkeit. Was ist der Sinn der Menschheit ohne Nachhaltigkeit, ohne Inklusion? Wir sollten unsere Unterschiede feiern, nicht verstecken. Unsere Marke möchte jeden Menschen mit offenen Armen empfangen.
Das ist eine bemerkenswerte Einstellung, die sicher nicht jede Designerin in der Modeindustrie teilt.
Ich denke es gibt mittlerweile viele kreative Köpfe, die so denken.Jedenfalls fällt mir eine Sache in meinem Job immer wieder auf: Je kreativer der Mensch, desto offener ist er oder sie gegenüber Themen wie Nachhaltigkeit oder Inklusion. Das Problem ist, dass nicht jeder Designer oder jede Designerin den Mut hat, diese Offenheit zu leben.
Das heutige Motto der Show lautet "Melancholia". Wieso hast du dich für ein eher trauriges Thema entschieden?
Melancholie ist ein universales Gefühl. Jeder von uns hat diese Emotion schon einmal durchlebt. Die Farbe Schwarz ist zudem völlig zeitlos, ein schwarzes Kleid hat vielleicht sogar etwas Poetisches an sich. Dichter, Künstlerinnen und Autoren nutzen die Farbe Schwarz und das Gefühl der Melancholie seit Anbeginn der Zeit, um ihre Gefühle auszudrücken. Durch dieses sehr persönliche Motto gelang es mir, Poesie zu schaffen.
Mode ist also Poesie für dich?
Stil ist Poesie für mich, nicht Mode. Ich glaube nicht an Trends. Vermutlich bevorzuge ich deshalb auch Couture. So verstehe ich meine Kleider nicht als Mode, sondern behandle jedes Kleid als eigenes Kunstwerk. Und natürlich hoffe ich, dass jeder Mensch, egal ob er, sie (oder keines von beiden), diese Kunst gerne trägt.
"Ich folge keinen Trends, ich folge meinem Herzen"
Wieso hältst du nichts von Trends?
Jeder Trend ist irgendwann nicht mehr angesagt. Unsere Marke ist nachhaltig, das bedeutet, wir nutzen nur Stoffe, die sich bereits im textilen Kreislauf befinden. In diesem Sinne kreieren wir nichts Neues, sondern wir wandeln um. Wir wissen um den großen Einfluss, den die Modeindustrie auf das Klima hat. Wieso also nicht etwas Wunderschönes erschaffen mit Materialien, die bereits vorhanden sind? Ich folge keinen Trends, ich folge meinem Herzen.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ich hab eine tolle Mutter, wunderbare Freundinnen und mein liebes Team. Aber natürlich schaue ich auch auf andere Designer, zum Beispiel Alexander McQueen oder Manolo Blahnik.
Verwendete Quelle: Eigenes Interview