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Das ist der Grund, warum ich am Black Friday nichts kaufe – obwohl ich Shopping liebe

Für dich ist der Black Friday das Shopping-Event des Jahres? Das ging mir bislang genauso, aber dieses Jahr ist alles anders. In meiner Kolumne "Cash is Queen" nehme ich dich mit und verrate, wieso ich an diesem Tag dem Shopping abschwöre.

Shoppaholic© Imago Images
Auf die Plätze, fertig, los und beim Black Friday einfach wie wild shoppen? Ich bin diesmal raus.

Es ist ein kühler Novemberabend, und während der Regen sanft gegen die Fensterscheiben prasselt, mache ich es mir auf der Couch gemütlich. In der Hand mein Smartphone – bereit, den unendlichen Weiten des Online-Shoppings zu trotzen. Die Versuchung lauert hinter jedem Klick: Blitzangebote, exklusive Rabatte – der Black Friday ist überall präsent. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich mich sofort mitreißen lassen. Doch heute ist mein Warenkorb leer.

Während viele den Black Friday als das Shopping-Highlight des Jahres feiern, habe ich beschlossen, dem Konsumrausch zu widerstehen. Vielleicht klingt es seltsam aus dem Mund einer passionierten Shopperin, aber meine Beweggründe sind durchdacht und gewichtig. Inspiriert von einem Gespräch mit einem Experten der Materie, Sebastian Vogt, erkläre ich, warum ich dieses Jahr standhaft bleibe und welche Erkenntnisse mich dazu bewegen, bewusster mit meinen Kaufentscheidungen umzugehen.

Die Psychologie hinter den Rabatten

Aber wieso überhaupt wirkt der Black Friday auf viele von uns so anziehend? "Die Rabatt-Falle nutzt psychologische Effekte, um Konsumenten zum impulsiven Kaufen zu verleiten", sagt Sebastian Vogt. Jahrzehnte der Erfahrung im Onlinemarketing haben ihm gezeigt, dass die verlockenden Rabatte oft eine Illusion sind. 

Unternehmen stellen hohe Rabatte in den Vordergrund, obwohl die Preise oft zuvor künstlich erhöht wurden.

Sebastian Vogt

Eine geschickte Strategie, die dazu führt, dass ich, wie so viele andere, kaufe – ganz ohne zweimal nachzudenken.

Das Geheimnis liegt demnach in der Dringlichkeit. Vogt betont: "Durch Zeitdruck oder begrenzte Angebote werden die Käufer dazu gebracht, schneller zu entscheiden, ohne den tatsächlichen Wert zu prüfen." So entstehe das Phänomen "Fomo" – die "Fear of missing out", also die Angst, ein einmalig günstiges Angebot zu verpassen. Diese Angst bringt uns dazu, Dinge zu kaufen, die wir vielleicht gar nicht brauchen.

Die Rolle des Online-Marketing am Black Friday

Unsere modernen Konsumgewohnheiten sind eng mit dem Online-Marketing verknüpft. "Online-Marketing verstärkt Impulskäufe, indem es gezielte Werbung und wiederholte Angebote nutzt", erklärt Vogt. Die personalisierten Anzeigen und ständigen Erinnerungen steigern den Kaufdruck. "Countdown-Timer und Hinweise auf geringe Lagerbestände verstärken den Drang, sofort zu kaufen", fügt er hinzu.

Besonders faszinierend – oder erschreckend – ist, wie unser Gehirn auf das Einkaufen reagiert.

Das Gehirn reagiert mit dem Ausschütten von Dopamin auf die Schnäppchen, die man gemacht hat. Das Kaufen macht also erst einmal glücklich.

Sebastian Vogt

Dieses Glücksgefühl sei jedoch nur von kurzer Dauer und müsse ständig durch neue Käufe angefeuert werden. "Nachhaltig ist das nicht wirklich", unterstreicht der Experte. Ein Klick hier, ein Klick da, und plötzlich ist der digitale Warenkorb gefüllt, obwohl ich ursprünglich gar nichts kaufen wollte. Ich kenne diese Gewohnheit zu gut und will sie an diesem Black Friday ablegen. 

Schnäppchen oder doch nicht?

Unternehmen sind Meister darin, den Konsumdruck an solchen Tagen zu erhöhen. Verknappungen, vermeintliche Rabatte und bessere Rückgabebedingungen seien laut des Experten ihre Druckmittel. "Besonders die Countdowns, also wie lange Produkte noch erhältlich sind, sind ein starkes Mittel", so Vogt weiter. Widerstehen könne man, indem man sich dieser Mechanismen klar wird und beginnt, bewusster zu konsumieren. Vogt selbst verfolgt eine Strategie: "So fange ich schon vorher an, Dinge auf meine Wunschliste zu packen, die ich nicht dringend brauche, und warte dann, bis der Preis wirklich gut für mich ist."

Doch kann man am Black Friday überhaupt echte von künstlichen Rabatten unterscheiden? "Es gibt sowohl wirklich gute Schnäppchen als auch viele Angebote, bei denen der Preis vorher hochgesetzt wurde", warnt der Experte. "Dabei hilft es, Preise zu vergleichen und auch Tools zu benutzen, bei denen ich Preise langfristig beobachten kann." Diese Tools tragen dazu bei, fundierte Entscheidungen zu treffen und nicht dem Schein des Deals zu erliegen.

Die Schattenseiten des Konsumrausches

Sind wir mal ehrlich: Black Friday steht nicht nur für brandheiße Schnäppchen, sondern für Schnelligkeit, großen Konsumdrang und oft auch für übermäßigen Konsum. 

Übermäßiger Konsum, besonders am Black Friday, hat erhebliche ökologische Konsequenzen, darunter Erhöhung des Abfalls und Ressourcenverbrauch.

Sebastian Vogt

Die sozialen Folgen sind ebenso beunruhigend. "Soziale Auswirkungen können in Form von Ausbeutung in Produktionsländern sichtbar werden", erklärt er. Das schnelle Streben nach neuen Produkten erhöht den Druck auf Arbeitsbedingungen und verstärkt die Wegwerfgesellschaft, die alles andere als nachhaltig ist. "Nicht vergessen sollte man hier auch die Menschen, die sich für den Kauf von Dingen, die sie nicht benötigen, verschulden", zeigt der Experte ein weiteres negativ Beispiel auf.

Wie man dem Sog widersteht

Um den Sog der Schnäppchen zu widerstehen, hat Sebastian Vogt praktische Tipps für mich: "Pflege dir eine Liste der Dinge, die du wirklich benötigst. Ich schlafe gerne zwei bis drei Nächte, wenn ich etwas unbedingt haben will. Ist es nach zwei bis drei Nächten immer noch so wichtig, kommt es auf die Liste." Diese Methode hilft, impulsive Entscheidungen zu vermeiden und bewusstere Einkäufe zu tätigen. 

Zudem sollte man sich in dem Meer von Angeboten gut zurechtzufinden: Das erfordert das Einspeisen von Informationen. Vogt schlägt vor, Preise im Vorwege zu vergleichen, um bei einem Deal-Event urteilen zu können, ob es wirklich ein Schnäppchen ist oder nicht. Clevere Tipps, die ich dieses Jahr aber nicht anwenden werden. Warum? Mein Entschluss steht fest: Während viele auf den Sturm der möglichen Schnäppchen warten, werde ich durchhalten und nicht shoppen.

Mein Fazit: Kaufrausch adé

Anstatt mich von den Preisnachlässen blenden zu lassen, richte ich meinen Blick darauf, was ich wirklich brauche – aber nicht unbedingt am Black Friday. Wer es an dem "Schnäppchen-Tag" nicht lassen kann, dem verhelfen Wunschlisten und ein festes Budget, das nicht überschritten werden darf, zu einem verantwortungsvollen Umgang bei dem Konsum-Fest.

Der Black Friday soll in diesem Jahr für mich aber nicht der Inbegriff des Kaufrausches sein, sondern eine Chance, innezuhalten. Diesen Black Friday wird also alles anders. Es ist die Gelegenheit für mich, meine Prioritäten zu ordnen und bewusstere Entscheidungen zu treffen. Statt unnötiger Spontankäufe übe ich mich dieses Jahr in Abstinenz. Machst du mit?