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Seitdem ich das weiß, ist die Steuererklärung für mich nicht mehr lästig

Die Steuererklärung ist für mich bislang ein ungeliebtes Muss. Doch was, wenn sich diese lästige Pflicht in eine Chance verwandelt, um die eigene finanzielle Selbstständigkeit zu stärken und gleichzeitig das Selbstvertrauen zu fördern? Das würde mir gefallen. 

Frau in Anzug© Launchmetrics Spotlight
Von der gefürchteten Pflicht zur Chance für finanzielle Autonomie: Meine neue Perspektive auf die Steuererklärungen.

Da war er wieder: Der Moment, in dem ich wusste, dass ich meine Steuererklärung machen muss, und ihn trotzdem noch ein kleines bisschen weiter in die Zukunft schob. Ich mache fast alles lieber als meine Steuer. Vom ausgedehnten Spaziergang bis zum langen Telefonat mit meiner besten Freundin. Ja, sogar das gründliche Putzen des Bades und das Entrümpeln meines Kleiderschrankes erschienen oftmals verlockender, als mich meiner Steuererklärung zu stellen. Diese Aufgabe hatte für mich immer den Schrecken eines längst überfälligen Arztbesuchs, den man am liebsten vermeiden würde. 

Wie schön wäre es, wenn sich die gefürchtete Pflichtaufgabe in einer schrittweisen Wandlung zu einer wertvollen Gelegenheit entwickeln könnte? Ich kann es doch einmal probieren, meine Abwehrhaltung dahingehend zu überwinden und die Steuern ab sofort mit mehr Klarheit und Systematik angehen – dich nehme ich dabei natürlich mit.

"20 % der Frauen haben noch nie eine Steuererklärung gemacht"

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Unsere Expertin
Maike Richterstetter

Steuerexpertin bei Taxfix

Ich sitze an meinem Wohnzimmertisch und blättere durch meine Belege, während ich zurück an das Gespräch mit Maike Richterstetter, Senior Tax Operations Managerin bei Taxfix, denke: "Für viele Frauen wirkt die Steuererklärung nicht wie eine Chance, sondern eine Hürde", liest sie quasi meine Gedanken. 

"Eine Studie von Taxfix zeigt: 20 Prozent der Frauen unter 45 haben noch nie eine Steuererklärung gemacht – das sind doppelt so viele wie bei Männern (10 Prozent)."

Maike Richterstetter, Senior Tax Operations Managerin

Ich bin mit meinen Ängsten also nicht allein. Viele Frauen sind von ihrer Steuererklärung eingeschüchtert. Es handelt sich nicht um eine individuelle Scheu, es muss tiefere, strukturelle Gründe geben.Das bestätigt auch die Expertin: "Komplexe Begrifflichkeiten wie 'Kapitalerträge' oder 'Werbungskosten' schrecken ab."

Diese Unsicherheiten würden zusätzlich durch strukturelle Rahmenbedingungen wie das Ehegattensplitting, den Gender Pay Gap und die Rentenlücke verstärkt. Sie trügen dazu bei, dass viele Frauen sich im Steuersystem nicht ausreichend unterstützt fühlten. "Die größte Sorge ist, Fehler zu machen", erklärt mir Maike Richterstetter. 78 Prozent der Frauen gaben in der Studie an, sich davor zu fürchten. Unter jüngeren Frauen lege dieser Wert 85 Prozent. Ich kann dies nur bestätigten: Auch mich hielt ursprünglich die Angst zurück, das falsche Formular zu wählen oder am Ende Geld nachzahlen zu müssen.

Der Weg zur finanziellen Selbstbestimmung

Lohnt sich eine Steuererklärung überhaupt, will ich von der Expertin wissen. Ein weit verbreitetes Missverständnis sei die Annahme, dass sich die Steuererklärung bei geringem Einkommen nicht lohne, erklärt sie. Gleichzeitig verweist sie auf eine durchschnittliche Rückzahlung von über 1.172 Euro. Ich bin ganz Ohr. Wenn das nicht motiviert, um die eigenen Papiere genauer zu prüfen. Was, wenn die Steuererklärung von einer Last zum Geldsegen wird?

Abgesehen davon: Die Steuererklärung biete nicht nur potenzielles Einkommen, sondern auch Möglichkeiten zur Selbstbestimmung, erinnert Maike Richterstetter. 

"Steuern sollten kein Angstthema sein, sondern ein Mittel, um sich stärker mit der eigenen finanziellen Situation auseinanderzusetzen und selbstbewusste Entscheidungen zu treffen." 

Maike Richterstetter

Die Expertin ist der festen Überzeugung, die Steuererklärung könne zur Gleichberechtigung beitragen, indem sie uns finanzielle Autonomie und Eigenverantwortung gewährt. Ich kann nur nicken und muss mich bei diesen Chancen und Möglichkeiten, die in der Steuererklärung liegen, fragen: Könnte das Thema doch interessanter und lohnenswerter sein als bislang angenommen?

Kann es doch so einfach sein?

Aber wie überwinde ich nun meine Angst, etwas Falsches zu machen? Gerade erst musste ich lesen, dass die Berufsgruppe der "Influencer" allein in Nordrhein-Westfalen den Staat um über 300 Millionen Euro hintergangen haben sollen. Na gut, weder ordne ich mich dieser Jobbezeichnung unter noch geht es bei mir um solche Summen, doch bleibt die Angst, aus Unwissenheit, falsch zu handeln. 

Die Finanz-Expertin weiß Rat, um die Herausforderung zu meistern: 

"Routinen schaffen. Wer regelmäßig steuerrelevante Unterlagen sammelt, spart sich am Ende viel Stress."

Maike Richterstetter

Was zunächst nach viel Arbeit klingt, ist leichter umsetzbar als gedacht. Eine einfache Lösung sei es laut dem Steuer-Profi, digitale Ordner mit Unterkategorien wie Versicherungen, Spenden, Beruf und Gesundheit anzulegen. "So ist alles griffbereit – auch Jahre später für Nachweise oder Rentenanträge", fasst sie zusammen. Je nach Lebensphase helfe auch eine Checkliste, etwa für den Berufseinstieg oder die Elternzeit. Diese Hinweise lichten meinen Steuerdschungel erheblich und bringen mich meinem Ziel näher und näher.

Die Steuererklärung als finanzielle Selbstbestimmung und Belohnung

Dann mal losgelegt. Was benötigt es alles, um die Steuererklärung durchzuführen? "Man braucht weniger als man denkt – aber ein bisschen Vorbereitung hilft: Die Lohnsteuerbescheinigung ist das Wichtigste. Dann alles, was mit Versicherungen, Spenden oder Kinderbetreuung zu tun hat. Auch die Nebenkostenabrechnung, Nachweise zu Kapitalerträgen oder Behinderung und Pflegegraden können relevant sein. Wer das einmal gesammelt hat, ist gut aufgestellt", erläutert der Profi.

Während ich meine Ordner wälze und alles zusammensuche, weicht die anfängliche Unlust einem Gefühl der Erleichterung und Vorfreude stellt sich ein. Könnte ich entschlüsselt haben, wie mir der Prozess der Steuererklärung doch noch leicht von der Hand geht? Nämlich mit einer strukturierten Herangehensweise und dem richtigen Mindset. Für mich wird die Steuer so nämlich zur finanziellen Selbstbestimmung und einer Art Belohnung. Keine lähmende Pflicht, sondern ein jährliches Ritual, das nicht nur auf das Konto einzahlt, sondern auch auf das Selbstvertrauen. Es ist erstaunlich, wie sich die Wahrnehmung mit den richtigen Werkzeugen und vernünftiger Planung ändern kann.

Und während ich gedanklich schon die Rückzahlung verplane – vielleicht für genau das Paar Schuhe, das ich schon länger im Auge hatte oder ein entspanntes Abendessen mit Freundinnen –, lässt sich ein weiterer Gedanke nicht verdrängen: Wenn ich das schaffe, dann können es alle von uns. Deshalb ermutige ich jede, mit derselben Zuversicht den eigenen Steuerberg anzugehen –  als gewinnbringende Routine, die sich im Jahreskalender fest und mit einem Lächeln verankern lässt.