
- Was hat es mit dem Job-Trend "Quiet Vacation" auf sich?
- Warum sind es vor allem Millennials, die heimlich Urlaub auf der Arbeit machen?
- Was ist der Grund dafür, dass so viele Arbeitnehmende heimlich Urlaub machen?
- Ist "Quiet Vacation" legal?
- Was kann man statt "Quiet Vacation" machen, um sich eine Auszeit zu nehmen?
Burnout und "Quiet Quitting" sind häufige Folgen von Unzufriedenheit und Stress im Job. Nun nimmt ein neuer, stiller Karriere-Trend Fahrt auf: die sogenannte "Quiet Vacation" – der heimliche Urlaub, den sich vor allem Millennials gerne gönnen. Besonders junge Arbeitnehmende scheinen einen neuen Weg gefunden zu haben, ihre wohlverdiente Ruhepause zu genießen – allerdings, ohne dass ihre Vorgesetzten davon erfahren.
Dieser stille Ausbruch in den heimlichen Urlaub hat in der letzten Zeit zunehmend an Popularität gewonnen. Was verbirgt sich hinter diesem Trend? Warum greifen so viele Millennials zu dieser inoffiziellen Form der Auszeit? Und ist das Ganze überhaupt legal? Wir klären es für dich.
Was hat es mit dem Job-Trend "Quiet Vacation" auf sich?
Hast du schon mal deine Arbeitszeit genutzt, um heimlich persönliche Angelegenheiten zu erledigen, dich zu entspannen, deinen Freizeitaktivitäten nachzugehen oder sogar tatsächlich in den Urlaub zu verreisen, während du aber offiziell arbeitsrechtlich als verfügbar galtest? Dann hast du auch schon mal "Quiet Vacationing" in deinem Job gemacht.
"Die ständige Erreichbarkeit und die zunehmende Verschmelzung von Arbeit und Freizeit führen dazu, dass viele Arbeitnehmer:innen ihre Erholung vernachlässigen und bereits während der Arbeitszeit heimliche Auszeiten nehmen, um der Überlastung zu entkommen", verrät uns LinkedIn-Karriere-Expertin Gaby Wasensteiner. Es ist eine Art "stille Rebellion", so Wasensteiner, um sich in einer Arbeitskultur, die eine ständige Verfügbarkeit voraussetzt, eine wohlverdiente Pause zu gönnen. Bahamas statt Burnout sozusagen.
Anders als bei einem normalen Urlaub kündigen Arbeitnehmer ihren heimlichen Urlaub weder an noch nehmen sie sich offiziell frei. Stattdessen nutzen sie die Flexibilität der modernen Arbeitswelt, um sich innerhalb der Arbeitszeit heimlich Auszeiten zu nehmen. Strand statt Büro, Hotel-Bar statt Office-Küche. Dank flexibler Arbeitszeiten, permanenter Erreichbarkeit, Homeoffice-Möglichkeiten und Tools wie Teams oder Slack heute gar kein Problem mehr!
Warum sind es vor allem Millennials, die heimlich Urlaub auf der Arbeit machen?
Eine aktuelle Umfrage von The Harris Poll unter 1.170 Erwerbstätigen in den USA ergab, dass sich 38 Prozent der Millennials eine Auszeit von der Arbeit genommen haben, ohne ihren Arbeitgeber darüber zu informieren. Bei der Generation Z und X waren es je "nur" 24 Prozent. Aber warum sind es gerade die Millennials, die sich heimlich Urlaub nehmen?
Millennials sind in einer Zeit aufgewachsen, in der digitale Technologien allgegenwärtig wurden. Diese technikaffine Generation erlebt Flexibilität und Multitasking nicht nur als Option, sondern als Selbstverständlichkeit. Ihre Arbeitsweise unterscheidet sich daher fundamental von der ihrer Vorgänger. Vielleicht sind dies mögliche Gründe dafür, warum gerade Millennials so häufig heimlich Urlaub machen:
- Digitale Affinität: Millennials sind mit der digitalen Revolution groß geworden und nutzen technologische Mittel ausgiebig für ihre Arbeit. Diese Technologie beherrschen sie oftmals so gut, dass sie sie auch nutzen können, um sich heimlich Freiräume zu schaffen, ohne aufzufallen.
- Work-Life-Balance: Für Millennials ist eine ausgewogene Work-Life-Balance von enormer Bedeutung. Sie sind nicht bereit, ihre Karriere auf Kosten ihrer Lebensqualität zu verfolgen. Daher suchen sie nach Möglichkeiten, ihr berufliches Leben flexibler zu gestalten und auch innerhalb der Arbeitszeit durchzuatmen.
- Unsichere Arbeitsmärkte: In einer unsicheren Arbeitsumgebung fühlen sich Millennials oft gezwungen, ihre Arbeitsplätze zu behalten und gleichzeitig Wege zu finden, mit dem steigenden Druck zurechtzukommen. Die "Quiet Vacation" erscheint ihnen als eine praktikable Lösung, um sich gelegentlich von der Arbeit zu lösen, ohne einen formellen Urlaub beantragen zu müssen.

"Im Urlaub, aber geistig immer noch bei der Arbeit – dieses Phänomen ist kein Einzelfall."
Was ist der Grund dafür, dass so viele Arbeitnehmende heimlich Urlaub machen?
Die Ursachen für heimlichen Urlaub während der Arbeitszeit reichen von persönlichem Stressabbau bis hin zur Überforderung in der Arbeit. Das sind die wohl häufigsten Gründe für die stille Auszeit:
- Burnout und Stress: Der Druck, konstant hohe Leistungen zu erbringen, führt bei vielen Arbeitnehmern zu Erschöpfung und Burnout. Die "Quiet Vacation" ist da eine willkommene Möglichkeit, ohne große Umstände eine dringend benötigte Pause einzulegen und wieder Kraft zu schöpfen.
- Hohe Erwartungen und Arbeitslast: Die zunehmende Arbeitslast und die hohen Erwartungen, die an viele Berufstätige gestellt werden, lassen oft keinen Raum für längere offizielle Abwesenheiten. Aus diesem Grund greifen Arbeitnehmende immer häufiger zu inoffiziellen Methoden, um kurze Auszeiten zu nehmen.
- Flexibilisierung der Arbeitswelt: Flexibles Arbeiten, das ursprünglich zur Verbesserung der Work-Life-Balance eingeführt wurde, hat unbeabsichtigterweise zur Existenz der "Quiet Vacation" beigetragen. Die gleiche Technologie, die flexibles Arbeiten ermöglicht, eignet sich hervorragend dazu, Arbeitszeit und persönliche Aktivitäten zu verschleiern.
Ist "Quiet Vacation" legal?

"Statt sich offiziell einmal ein, zwei Tage freizunehmen, nehmen sich besonders Millennials heimliche Auszeiten, ohne ihre Chef:innen zu informieren. Doch das kann schwerwiegende Folgen haben: vom Vertrauensverlust bis zu rechtlichen Konsequenzen", verrät Karriere-Expertin Gaby Wasensteiner.
Die Frage nach der Legalität der "Quiet Vacation" ist komplex und hängt weitgehend von den individuellen Arbeitsverträgen und der Unternehmenskultur ab. Grundsätzlich gilt jedoch, dass Vortäuschung von Arbeitszeit, in der tatsächlich private Tätigkeiten durchgeführt werden, als Arbeitszeitbetrug eingestuft werden kann.
Angestellte, die sich heimlich Auszeiten nehmen und diese als Arbeitszeit deklarieren, brechen in den meisten Fällen ihren Arbeitsvertrag. Dies kann schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen, einschließlich Abmahnungen oder sogar Kündigungen.
Und natürlich hat die "Quiet Vacation" auch Auswirkungen auf das Vertrauen zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in. Heimlicher Urlaub untergräbt dieses Vertrauen und kann das Betriebsklima negativ beeinflussen. Langfristig kann ein solches Verhalten dem Image des Arbeitnehmers und seiner Position im Unternehmen schaden.
Was kann man statt "Quiet Vacation" machen, um sich eine Auszeit zu nehmen?
Karriere-Expertin Gaby Wasensteiner hat uns fünf Tipps für eine gesunde Work-Life-Balance gegeben und zeigt, welche bessere Alternativen es zur "Quiet Vacation" gibt.
1. Selfcare
"'Quiet Vacation' ist ein Trugschluss. Du willst dir zwar eine Auszeit gönnen, verstärkst aber die Überlastung, weil du ständig in der Angst lebst, entdeckt zu werden. 38 Prozent der Millennials gaben an, dass sie ihre Maus bewegt hätten, um ihren Status in Messaging-Apps aktiv zu halten. 37 Prozent sagten sogar, dass sie absichtlich Nachrichten außerhalb ihrer üblichen Arbeitszeiten verschickten, damit es so aussieht, als würden sie Überstunden machen. Nimm dir stattdessen aktiv Zeit für dich. Dazu ist es wichtig, gesunde Routinen zu etablieren – zum Beispiel regelmäßige Bewegung und Sport, eine ausgewogene Ernährung und genügend Schlaf. Vergiss nicht: Selbstfürsorge ist eine Notwendigkeit, kein Luxus!"
2. Regelmäßiger Urlaub und Pausen
"Reiche deinen Urlaub frühzeitig ein und informiere dein Team, damit alle notwendigen Vorkehrungen getroffen werden können. Regelmäßiger Urlaub hilft dir, dich physisch und mental zu erholen, was deine langfristige Gesundheit und Produktivität fördert. Auch kurze Pausen im Arbeitsalltag können Wunder wirken. Wer viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt, sollte seinen Augen regelmäßig eine kleine Auszeit gönnen und zwischendurch an die frische Luft gehen. Dein Berufsleben ist schließlich ein Marathon, kein Sprint – du brauchst einen langen Atem dafür."
3. Effektives Zeitmanagement
"In jedem Job gibt es stressige Zeiten. Gerade dann ist es wichtig, dass du dich nicht übernimmst und auf dich achtest. Wer dauerhaft zu viel arbeitet, schadet langfristig seiner Gesundheit. Um dem vorzubeugen, ist ein gutes Zeitmanagement wichtig. Teile große Projekte in kleinere, überschaubare Aufgaben ein. So kannst du selbst lange To-Do-Listen Schritt für Schritt abarbeiten und Überlastung verhindern. Wenn du dein Zeitmanagement verbessern möchtest, kannst du dich ganz einfach über digitale Lernplattformen wie LinkedIn Learning in diesem Bereich weiterbilden."
4. Offene Kommunikation
"Das Teilen von Bedürfnissen und Grenzen hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Genau darin könnte allerdings die Schwachstelle der Millennials liegen. Libby Rodney, Chief Strategy Officer von The Harris Poll, sagt, dass die Gen Z lautstark eine schlechte Work-Life-Balance kritisiere, während Millennials eher stille Lösungen wie die 'Quiet Vacation' suchen. Offene Kommunikation können also die Älteren von den Jüngeren lernen. Sprich regelmäßig mit deinen Vorgesetzten und Kollegen über deine Arbeitsbelastung. Schließlich sind Flexibilität und Work-Life-Balance laut einer neuen LinkedIn Studie für 45 Prozent der Befragten das Wichtigste im Job."
5. Nein sagen
"Viele Menschen kämpfen mit der Balance zwischen Arbeit und Privatleben. Setze klare Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Schalte nach Feierabend und an Wochenenden berufliche Kommunikation ab, um dich vollständig zu erholen. Nein zu sagen ist absolut okay und hat nichts mit Schwäche zu tun. Im Gegenteil: Wenn du gelegentlich mit Bestimmtheit Nein sagst, zeigst du, dass du für deine Bedürfnisse einstehen kannst."
Verwendete Quellen: LinkedIn, The Harris Poll