Laut Expertin: So gehst du mit einem toxischen Arbeitsplatz um

Ein toxischer Arbeitsplatz belastet sowohl emotional als auch körperlich. Eine Karriere-Expertin verrät, was du dagegen unternehmen kannst.

Gruppe von Menschen am Arbeitsplatz© Pexels/Yan Krukau
Ein toxischer Arbeitsplatz beeinträchtigt die Lebensqualität ungemein.

Die meiste Zeit des Tages verbringen wir auf der Arbeit. Umso wichtiger, dass wir einen Job haben, der uns erfüllt und Freude bereitet. Doch das ist leichter gesagt als getan – vor allem, wenn der Arbeitsplatz einfach nur noch toxisch ist. Wenn du dich ständig gestresst, erschöpft und unmotiviert fühlst und regelmäßig mit dem Gedanken spielst, zu kündigen, dann muss Veränderung her – aber wie? Gaby Wasensteiner, Karriere-Expertin bei LinkedIn, verrät, woran du ein toxisches Arbeitsumfeld erkennst und wie du am besten damit umgehst.

Im Video: Job wechseln? Diese Anzeichen sprechen dafür

Anzeichen für einen toxischen Arbeitsplatz

Du bist mit deiner Unzufriedenheit im Job nicht allein: Eine aktuelle Umfrage* von LinkedIn zeigt, dass in Deutschland derzeit mehr als sieben von zehn Arbeitnehmern (71 %) über einen Jobwechsel nachdenken. Die Gründe dafür reichen von Forderungen nach mehr Gehalt (36 %), mehr Flexibilität (28 %) bis hin zu einem Wunsch nach einem Neuanfang (26 %). Dabei sind faire, wettbewerbsfähige Gehälter sowie die Möglichkeit zu flexiblem Arbeiten Ausdruck von Wertschätzung und Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter. Wenn dies fehlt, kann das bereits ein erstes Anzeichen für einen toxischen Arbeitsplatz sein.

"Ein toxisches Arbeitsumfeld kann extrem herausfordernd sein und ernstzunehmende Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Arbeitnehmer:innen haben. Daher rate ich, auf erste Warnsignale, wie zum Beispiel mangelnde Kommunikation und Transparenz gegenüber Mitarbeiter:innen oder Lästereien unter Kolleg:innen, zu achten”, sagt Wasensteiner. Ihre vier persönlichen Tipps teilt sie nun hier.

Toxischer Arbeitsplatz: Das kannst du tun

1. Sprich das Problem an 

Die eigenen Gefühle am Arbeitsplatz auszusprechen, kann einem ganz schön Angst machen – aber auch eine große Erleichterung sein. Unangenehme oder heikle Themen solltest du, wenn möglich, von Angesicht zu Angesicht besprechen, denn so lässt du wenig Raum für Missverständnisse. Wenn du mit deinem Vorgesetzten über dein Anliegen sprichst, ist es wichtig, dass du dir vorab überlegst, welche Punkte du unbedingt ansprechen möchtest. Wenn es dir hilft, kannst du dir diese vorher aufschreiben. Wichtig ist auch, dass du unvoreingenommen in das Gespräch gehst und deinem Gesprächspartner aufmerksam zuhörst.

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Gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, kann ein guter Weg sein, um dasgegenseitige Vertrauen wiederherzustellen, und gibt Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichzeitig das Gefühl, gemeinsam für die Situation Verantwortung zu tragen. Mein Tipp: Um unangenehmen Situationen zu begegnen, kannst du dir auch praktische Hilfestellung über E-Learning Plattformen holen – z. B. mit einem Kurs zum Thema Konfliktlösung auf LinkedIn Learning.

2. Setze klare Grenzen 

Ständige Erreichbarkeit? Nein danke! Im Job ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen – und das am besten von Beginn an. Zum Beispiel in Bezug auf deine Arbeitszeiten und die Erreichbarkeit außerhalb dieser Zeitfenster. Das trägt nicht nur zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance bei, sondern auch zu einem stärkeren Gefühl von Selbstwirksamkeit und langfristig mehr Zufriedenheit im Job. 

Natürlich kann es auch mal vorkommen, dass Überstunden geleistet werden müssen, etwa weil eine Kollegin ausfällt oder eine dringende Aufgabe erledigt werden muss. Wichtig ist nur, dass Überstunden nicht zur Gewohnheit werden. Traue dich also, auch mal bewusst Nein zu sagen, denn nur so schaffst du einen Rahmen, in dem deine Bedürfnisse respektiert werden.

3. Sorge für eine ausgeglichene Work-Life-Balance

Arbeit kann ein wichtiger Teil unserer Identität sein und spielt eine große Rolle in unserem Alltag – schließlich verbringen die meisten von uns einen Großteil ihrer Zeit auf der Arbeit. Umso wichtiger ist es, für einen Ausgleich zu sorgen. Denn eine schlechte Work-Life-Balance kann sich langfristig negativ auf unsere Gesundheit, unsere persönlichen Beziehungen und unser allgemeines Wohlbefinden auswirken – insbesondere dann, wenn du dich in einem toxischen Arbeitsumfeld befindest.

Nimm dir daher aktiv Zeit für Freunde und Familie, deine Interessen oder Hobbys. Das tut dir nicht nur gut, sondern führt auch dazu, dass du deine Zeit und Energie nicht ausschließlich in den Job steckst. 

4. Ziehe einen Schlussstrich

In manchen Situationen kann ein offenes Gespräch helfen, in anderen ist es dafür schlicht zu spät. Es ist ganz normal, dass man versucht, Konfliktsituationen zu verstehen und sich zu fragen, was man hätte anders machen können. Wichtig ist, irgendwann alle negativen Gefühle und Selbstzweifel loszulassen, nach vorne zu blicken und sich einen neuen Job zu suchen, der mit den eigenen Werten übereinstimmt und eine gesunde Unternehmenskultur mit sich bringt. 

Nutze in einem Austrittsgespräch nochmal die Möglichkeit, konstruktiv Feedback zu geben und versuche, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Man weiß nie, was die Zukunft bringt und wo man sich noch einmal wiedersieht.

* Zur Umfrage: Das Marktforschungsinstitut Censuswide hat im Zeitraum vom 24.11. - 14.12.2023 im Auftrag von LinkedIn 1.003 Angestellte (in Vollzeit oder Teilzeit, ausgenommen Unternehmer und Hilfskräfte) in Deutschland zu ihren beruflichen Zielen und Plänen im Jahr 2024 befragt.

Verwendete Quelle: LinkedIn