
Was haben "Sex and the City", "The Bold Type" und "Gossip Girl" gemeinsam? Richtig, alle Serien vereinen meine beiden größten Leidenschaften miteinander: Mode und Schreiben. Schon früh war klar, dass Fashion eine besondere Anziehung auf mich ausübte und Kleidung mehr für mich war, als einfach nur ein notwendiges Beiwerk. Während andere Mädchen von einem Leben als Tierärztin oder Astronautin träumten, stand mein Vorbild fest: Carrie Bradshaw. And just like that – habe ich mir mit viel Ehrgeiz, diversen Praktika, einem sicheren finanziellen Background durch meine Eltern und dem festen Glauben an mein Können nach dem Masterstudium meinen Wunsch erfüllt. Wo ein Wille, da ein Weg! Nun, nach zwei Jahren als Mode-Redakteurin, kann ich ohne Übertreibung sagen, dass ich in dieser Zeit meinen Traum gelebt habe. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass nicht alles rosarot war, vieles anders ist, als zu Beginn angenommen und die meisten Außenstehenden ein völlig falsches Bild von der Tätigkeit haben. In diesem Artikel möchte ich mit dir sechs Dinge teilen, die ich gerne am Anfang meiner Karriere gewusst hätte, gleichzeitig mit Irrtümern aufräumen und erzählen, warum der Schuh am Ende doch leicht drückt.
Arbeiten als Mode-Redakteurin: Diese 6 Dinge solltest du wissen
Dein Know-how ist Trumpf
So hart es klingt: Deine Leidenschaft für Fashion ist schön, reicht jedoch nicht. Was du definitiv brauchst, ist eine kreative und grammatikalisch korrekte Schreibe. Beim Anblick von Mode und neuen Trends sollten dir im besten Fall also wortwörtlich nicht die Worte fehlen. Eine stilsichere Schreibweise, ein Gespür für verschiedene Texttonalitäten und Kreativität sind genauso wichtig wie Kenntnisse über neue Mode-Trends. Hier heißt es: Immer up to date sein und sich stetig weiterbilden. Im Idealfall bündelst du also diese Kompetenzen und packst gleichzeitig eine Affinität zu technischen Tools obendrauf. Denn ohne Auswertung der Artikel kann auch nicht festgehalten werden, ob dein Content viele Leute erreicht hat. Klicks sind nun mal das alles entscheidende Kriterium und dank Auswertungstools kannst du den Erfolg tracken. Das Vorurteil, dass Mode-Journalisten nur seichte Artikel ohne viel Wissen schreiben, trifft also definitiv nicht zu, sondern es steckt viel mehr dahinter.
Eine eigene Meinung zu haben, ist gefragt
Das Sichten aufstrebender Trends sowie die Berichterstattung über die neusten Fashionbewegungen und Ereignisse aus der Welt der Mode zählt natürlich zu deinem Hauptaufgabengebiet. Allerdings verändert sich die Branche gerade dahingehend, dass mehr persönlicher Content gefragt ist und nicht mehr nur rein objektiv berichtet wird, sondern deine Expertise und individuelle Sichtweise Gehör finden. Eine Meinung zu haben solltest du also nicht als kurzfristigen Trend auffassen, sondern als nachhaltige journalistische Bewegung verstehen – insbesondere in Zeiten von KI. Dabei gilt: Etikette bewahren. Ehrlichkeit und Haltung zeigen sind in, respektloses Shaming out!
Ein weiterer Tipp? Selbst als junge Redakteurin solltest du dich trauen, für dich einzustehen und nur die Stücke verfassen, die mit deinen Werten übereinstimmen. Schließlich steht am Ende auch dein Name unter dem Artikel. Du kannst dir erlauben, gegen einen Trend zu sein und musst nicht mit dem Strom schwimmen. Deine Themen sollten deine Werte widerspiegeln und nicht ein Abbild dessen sein, was sich andere gerne wünschen würden. Meinung ist Macht und ist derzeit gefragter denn je.
Zukunftsperspektive: Ist der Job sicher?
Das führt mich direkt zum nächsten Punkt. Ein Grund, warum deine persönliche Meinung und individuelle Inhalte derzeit so wichtig sind, lautet KI. Wie in vielen anderen Berufen wird KI zunehmend auch den Joballtag in Redaktionen beeinflussen. Ist die Tätigkeit als Fashion-Redakteurin somit bald nichtig? Ich sage nein, denn KI ist nicht in der Lage, ein Meinungsstück zu schreiben oder deinen uniquen Schreibstil zu kopieren. Begreife das Tool also als Chance, mit dem du deine individuellen Qualitäten herausstellen und dich abgrenzen kannst von der breiten Masse.
Dennoch ist meine Prognose, dass sich der Tätigkeitsbereich zunehmend verändern wird. Längst bestehen Artikel nicht mehr nur aus reinen Worten, sondern die Zukunft der Onlinemagazin-Branche verlangt immer mehr nach innovativen Formaten. KI-Tools, Social Media, Reels und Co. sind nur die Anfänge. Daher ist es umso wichtiger, dass du mit der Zeit gehst und nicht starr auf die reine Schreibtätigkeit beharrst. Die stetige Weiterbildung und der Wille, sich mit Social Media und Editing-Aktivitäten auseinanderzusetzen, ist meiner Meinung nach unerlässlich, um deinen persönlichen Marktwert zu steigern. Und zur Wahrheit zählt leider auch: Die Anzahl der Plätze innerhalb einer Redaktion ist begrenzt. Wer eine der begehrten Stellen ergattert, der muss absoluter Profi sein.
Zickenterror? Fehlanzeige
Fakt ist: Wenn du für ein Frauenmagazin schreibst, wirst du (oh Wunder) mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Team zusammenarbeiten, das sich vorwiegend aus Frauen zusammensetzt. Wir alle kennen die Szenen aus dem Film "Der Teufel trägt Prada", in dem eine junge Mode-Redakteurin (gespielt von Anne Hathaway) von ihrer Vorgesetzten wild umher gescheucht wird. Was ist da wirklich dran? Trägt der Teufel Prada? Ich kann dir aus erster Quelle sagen: An diesem Satz sind gleich zwei Dinge falsch. Von zickigen Chefinnen, neidischen Kolleginnen und fiesen Lästereien fehlt jede Spur. Von den feinsten Prada-Kollektionen an den Redakteurinnen jedoch aufgrund von persönlichem Budgetmangel leider auch (mehr dazu weiter unten). Aus Kolleginnen wurden mittlerweile enge Freundinnen, was das Arbeiten natürlich noch schöner, lustiger und harmonischer macht. Das Vorurteil, dass Mode-Redakteurinnen oberflächlich sind und nur auf das Äußere achten, kann ich definitiv nicht bestätigen. Auch ohne Luxus-Kleidungsstücke und teure Designer-Tasche bist du in der Redaktion jederzeit willkommen. Diversität wird hier gelebt! Merke dir: Nicht dein Outfit ist dein Kapital, sondern deine Persönlichkeit und dein Können zählen.
Passion vor Geld
Über Geld spricht man nicht? Ich finde doch, denn schließlich sind die Verdienstaussichten für viele ein entscheidendes Kriterium, wenn es um die Berufswahl geht. So viele schöne Seiten die Arbeit als Mode-Redakteurin auch hat, der Verdienst zählt nicht dazu. Millionärin wirst du in der Regel nicht, arbeitest dafür aber mit Personen zusammen, die allesamt eine Leidenschaft verbindet. Zwar kannst du deine Affinität für Mode tagtäglich ausleben, aber du zahlst eben auch den Preis dafür. Sofern du nicht zur Crème de la Crème der Modebranche gehörst und dir einen Namen wie Anna Wintour, Anna Dello Russo und Co. gemacht hast, wirst du sicherlich keine Unmengen an Geld verdienen. Frage dich also: Welchen Preis bist du bereit zu zahlen und wie viel ist dir die Arbeit im Bereich Fashion wert? Du musst den Beruf als Berufung verstehen, bei dem du Hobby und Arbeit verbinden kannst und nicht als reines Mittel zum Geld Erwirtschaften. Ein weiteres Manko ist, dass die Aufsstiegschancen sehr begrenzt sind und die Übernahme von mehr Verantwortung nur in einem reduzierten Bereich möglich ist. Darüber solltest du dir bewusst sein.
Fashion Week und Front Row gehören zur Tagesordnung? Nein
Wenn ich an meine Anfänge zurückdenke, hatte ich als junges Mädchen immer die Vorstellung, dass man als Mode-Redakteurin von einer Fashion Week zur nächsten reist, um die neusten Modetrends live von der ersten Reihe aus mitzuerleben. Doch hier muss ich dich leider enttäuschen, denn die Einladungen für die begehrten Runways sind dir keineswegs sicher, nur weil du im Ressort Fashion arbeitest. Selbst mit einem Head-of-Titel im Namen ist es wahnsinnig schwer, die begehrten Tickets zu ergattern. Unsere Social-Media-Leiterin Isabella kann davon ein Lied singen und hat in diesem Bericht ihre Erfahrungen geschildert. Nur durch harte Arbeit, Disziplin und die sorgfältige Pflege von PR-Kontakten hat sie es geschafft. Vor Ort heißt es dann aber: Nicht den Fokus verlieren und sich von der Glamour-Welt blenden lassen. Du bist schließlich zum Arbeiten da!
Dass du als Mode-Journalistin zwischen den Metropolen New York, Mailand, Paris und London hin- und herpendelst, ist also definitiv nicht die Regel. Wenn du jedoch im Laufe deiner Karriere in den Genuss einer Fashion Show kommst, so wirst du es garantiert lieben! Ich selbst hatte die Chance, die Mailänder Fashion Week besuchen zu können und bin auf ewig dankbar für die Erfahrung.
Traumberuf Mode-Journalistin? Klares JA
Für mich steht ohne Zweifel fest: Mit keinem Geld der Welt hätte ich mir die Erlebnisse der letzten zwei Jahre erkaufen können. Wer die Mode und das Schreiben liebt, der wird in diesem Beruf sein pures Glück und eine Erfüllung finden. Der Job war und ist ein absolutes Privileg, was ich mir dank zahlreicher Pinch-me-Momente immer wieder vor Augen hab führen dürfen. Ich konnte in Fashion-Kreise eintauchen, inspirierende Menschen kennenlernen und Erfahrungen sammeln, von denen ich ohne meine Tätigkeit in einem der renommiertesten Fashion-Magazine, nicht einmal zu träumen gewagt hätte.
Aber als Fashion-Redakteurin weiß ich natürlich eines nur zu gut: Trends kommen und gehen. Trotz diverser Annehmlichkeiten, die der Beruf mit sich bringt, schlägt mein persönliches Trendbarometer nach zwei Jahren nun in die Richtung eines neuen Jobs aus. Zwar bleibe ich der Medienbranche treu, wechsele allerdings die Funktion und werde den Schwerpunkt bald auf die Entwicklung neuer Kommunikationsstrategien und Consulting legen. Ausschließen, dass der Wunsch nach einer redaktionellen Tätigkeit in einem Modemagazin wieder aufflammt, will ich jedoch nicht. Meine ganz persönliche Carrie-Bradshaw-Story ist noch lange nicht am Ende. Vielmehr wird sie von mir um ein Girl-Boss-Kapitel ergänzt.