
Vielen Menschen fällt es schwer, "Nein" zu sagen – sei es aus Angst vor Konflikten, Disharmonie oder dem Gefühl, andere zu enttäuschen. Das ist aber nicht nur im Privatleben der Fall, sondern auch sehr häufig im Job. Man springt noch eben schnell für den kranken Kollegen ein, bereitet eine spontane Präsentation vor oder übernimmt das Projekt eines anderen Teams. Und das alles, obwohl man schon genug auf dem Zettel hat. Nicht selten führt das zu einer ungesunden Aufopferung für den Job, die nicht nur wenig erfolgversprechend ist, sondern langfristig auch das Risiko einer mentalen Erschöpfung birgt.
"Um im Berufsalltag bewusst klare Grenzen zu setzen, ist es deshalb wichtig zu verstehen, dass Nein sagen keine generelle Absage an jemanden oder etwas ist, sondern das Ziel verfolgt, die eigenen Prioritäten und Bedürfnisse zu respektieren", erklärt Gaby Wasensteiner, Karriere-Expertin bei LinkedIn. "Nur wenn wir in einem gesunden Maß Nein sagen, schützen wir uns vor Überlastung, können effektiv arbeiten und eine ausgewogene Work-Life-Balance aufrechterhalten." Sie teilt mit uns ihre drei persönlichen Tipps, wie du höflich und bestimmt Nein sagen und ganz bewusst Grenzen setzen kannst.
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Grenzen setzen im Job: So geht’s
1. Überwinde die Angst vor dem Nein sagen
"Nein zu sagen ist absolut okay, denn man sagt es nicht willkürlich, sondern meist aus gutem Grund. Die eigenen Grenzen offen zu kommunizieren, hat zudem nichts mit Schwäche zu tun. Im Gegenteil: Wenn du gelegentlich mit Bestimmtheit Nein sagst, zeigst du, dass du für deine Bedürfnisse einstehen und klare Grenzen setzen kannst – und deine Kolleginnen und Kollegen werden dich dafür respektieren. Wer immer nur Ja sagt, wird schnell ausgenutzt, was dazu führen kann, dass immer mehr Aufgaben auf deinem Tisch landen, die eigentlich gar nicht in deinen Bereich fallen. Um eine mögliche Überarbeitung zu vermeiden, solltest du auf dich achten und deine Grenzen einhalten."
2. Lerne diplomatisch Nein zu sagen
"Nein sagen ist nicht gleich Nein sagen. Wenn du dich damit noch schwertust, besteht die Möglichkeit, dein Nein mit einer zusätzlichen Information zu verknüpfen – etwa mit einer Gegenbitte, einem Gegenangebot oder einer Bedingung. Durch 'Okay, aber dafür benötige ich mindestens zwei Tage Zeit' oder 'Heute geht es wirklich nicht, aber komm gerne nächste Woche noch einmal auf mich zu', wird ein Nein von deinen Kolleginnen und Kollegen positiver wahrgenommen und du fühlst dich wohler damit."
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3. Setze bewusst Prioritäten
"Für deine berufliche Weiterentwicklung ist es wichtig zu verstehen, wann es sich lohnt, die sogenannte Extrameile zu gehen – aber auch, wann es besser ist, sich zurückzunehmen. Um zu entscheiden, wann du wirklich Nein sagen solltest, rate ich dir, dir nicht nur über deine aktuelle Rolle Gedanken zu machen, sondern dich auch zu fragen, wie du dich beruflich weiterentwickeln möchtest.
Grenzen setzen bedeutet also nicht, dass du Aufgaben, die außerhalb deiner eigenen Rolle liegen, kategorisch ablehnen solltest. Wer dazulernen möchte, sollte hin und wieder auch über den eigenen Tellerrand schauen und Projekte und Aufgaben übernehmen, die außerhalb der eigenen Rolle liegen. So wächst du über dich hinaus, lernst neue Skills und Fähigkeiten und öffnest dich für neue berufliche Möglichkeiten."
Auf die eigenen Bedürfnisse achten
Generell rät die Expertin dazu, nicht zu warten, bis es zu spät ist. Im Trubel des Berufsalltags passiert es schnell, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse hinten anstellen und unsere Grenzen erst dann kommunizieren, wenn wir mental und körperlich bereits an unserer Belastungsgrenze sind. Mit einem frühzeitigen Nein lässt du es gar nicht erst so weit kommen. Wem das weiterhin schwerfällt, findet hilfreiche Tipps zum Beispiel auf digitalen Lernplattformen wie LinkedIn Learning – etwa im Kurs "Nein sagen und bewusste Grenzen setzen".
Verwendete Quelle: LinkedIn