Wir sind Ü30 – und so haben wir uns das Leben in den 30ern nicht vorgestellt

"Ab 30 geht es abwärts." Von wegen! Warum unser Leben in den 30ern zwar anders als gedacht, aber dafür umso besser ist, verraten wir hier.

Kuchen mit 30 drauf© Pexels | Mariia Ivanova
Viele Leute in den 20ern haben Angst vor der 30. Doch so schlimm sind die 30er gar nicht. Das verraten wir dir aus erster Hand.

Wenn wir an unsere 30er dachten, malten wir uns oft ein ziemlich klares Bild aus. Da waren Karriereleitern, die es zu erklimmen galt, Hochzeiten, die gefeiert werden wollten und eine Art von Ankommen im Leben, auf die wir hingearbeitet hatten. Doch die Realität sieht für viele von uns anders aus. Wir – vier GRAZIA-Redakteurinnen und alle in unseren 30ern – haben uns zusammengesetzt und festgestellt, dass das Leben uns mehr überrascht hat, als wir erwartet hatten. Aber lass uns eins vorwegnehmen: Es ist besser, schöner und reicher an Erfahrung als jedes Fantasie-Szenario.

Erfahrungsbericht: Wie ist das Leben mit 30 wirklich?

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Kyra

"Was wirklich zählt, ist, was ich von mir halte."

"In meinen 20ern quälte mich oft die Unsicherheit. War ich gut genug? Sah ich richtig aus? Und was denken die anderen wohl über die eine Speckrolle am Bauch? Als ich 30 wurde, änderte sich das fast schon schlagartig. Ich begann, meinen Körper und mein Wesen so zu akzeptieren, wie sie sind – mit der Hilfe von einigen sehr kraftvollen positiven Affirmationen. Und plötzlich spielte es keine so große Rolle mehr, was andere von mir dachten. Ich will niemandem etwas vormachen: Natürlich denke ich hier und da noch drüber nach, wie andere mich wahrnehmen, aber die Meinung anderer hat eine viel kleinere Bedeutung für mich als noch in meinen 20ern. 

Was wirklich zählt, ist, was ich von mir halte, ob ich zufrieden bin und ob ich mich glücklich fühle. Ich kleide mich mittlerweile öfter, wie es mir gefällt, treffe Entscheidungen aus dem Bauch heraus und habe die Stärke entwickelt, mich für meine Überzeugungen einzusetzen. Ich setze Grenzen, wenn mir jemand nicht den Respekt entgegenbringt, den ich verdiene und suche mir die Menschen in meinem Leben, meine Aktivitäten und meinen Lifestyle aus, wie es mir passt. Die 30er bedeuten für mich Freiheit und Selbstliebe, wie ich sie früher niemals für möglich gehalten hätte."

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Ann-Christin

"Ich weiß ganz genau, wer ich bin, was ich kann und was ich möchte – und vor allem nicht möchte."

"Mit 30 habe ich die Liebe meines Lebens gefunden, eine Familie gegründet und in ein traumhaft schönes Eigenheim investiert. Absolutes Klischeedenken, ich weiß, und trotzdem habe ich diese Vorstellung stets sehr geliebt. Heute weiß ich: Es kommt oftmals alles anders, als man denkt. Denn mit 36 Jahren bin ich immer noch Single, musste meinen Kinderwunsch aufgrund meiner Krebserkrankung ad acta legen und ein Eigenheim ist hier im Hamburg leider auch nicht drin. 

Und dennoch oder gerade deswegen habe ich in den letzten Jahren gelernt, sehr stabil auf meinen eigenen Beinen zu stehen und mir selber zu vertrauen. Ich weiß ganz genau, wer ich bin, was ich kann und was ich möchte – und vor allem nicht möchte. Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe, weil ich eine verdammt starke Frau geworden bin (meistens zumindest 😉). Außerdem: 36 ist doch das neue 26, oder? Ich habe also noch jede Menge Zeit, die Liebe meines Lebens zu finden und einen Investmentplan für mein zukünftiges Eigenheim aufzustellen."

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Jenny

"Seitdem ich 30 bin, nehme ich die Ungewissheit der Zukunft mit Leichtigkeit."

"Ein Mann, ein Kind und ein Haus – ein totales Klischee. Lange Zeit dachte ich, so ist das Leben in den 30ern automatisch. Dass andere Lebensmodelle erfüllend sein können, kam mir nicht in den Sinn. Vielleicht prägten unzählige Disney-Filme mein Bild der Liebe oder die glückliche Ehe meiner Eltern? Jedenfalls bin ich 31, habe keine Kinder, keinen Mann und auch nicht das Haus meiner Träume – und dennoch fehlt mir nichts. 

Ich pflege wundervolle zwischenmenschliche Beziehungen: zu meiner Schwester, meinem Neffen, meinen Eltern und natürlich zu großartigen Freunden. Mit ihnen teile ich nicht nur Erfolge im Job, unvergessliche Urlaube, verrückte Partynächte und inzwischen auch viele ruhige Momente, sondern gehe auch durch Tiefen. Sie sind für mich da, wenn mich die Männerwelt zweifeln lässt, ich mir ungeschickt den Ellenbogen breche oder jemanden brauche, der mir einen Dübel in die Wand schraubt – das ist nämlich gar nichts für mich. Seitdem ich 30 bin, nehme ich die Ungewissheit der Zukunft mit Leichtigkeit. Es kommt, wie es kommt. Ich habe schon jetzt alles, um glücklich zu sein – alles Weitere ist nur die Kirsche auf der Sahne."

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Tatjana

"Ich bin unabhängig und nicht einsam."

"Mit 30 bin ich auf jeden Fall verheiratet und habe mindestens zwei Kinder. Auch ich hatte mir schon früh ausgemalt, wie mein Leben in den Dreißigern aussehen würde. Doch mein Leben verlief anders und darüber bin ich inzwischen ziemlich happy. Ich bin fast 32, bin nicht verheiratet, habe keine zwei Kinder, aber zwei Katzen. Der richtige Zeitpunkt für Hochzeit und Kinder wird sicherlich kommen – ich mache mir da absolut keinen Druck. Fragen wie 'Wann bist du denn dran?' oder 'Wie sieht's bei dir mit der Familienplanung aus?' fliegen bei mir in das rechte Ohr rein und aus dem Linken wieder raus.

Dass Dinge manchmal im Leben anders verlaufen, habe ich schnell gelernt. Schmerzhafte Schicksalsschläge und Umstände in meinen Zwanzigern haben mich gestärkt, mir die Augen geöffnet und mich zu der selbstbewussten jungen Frau gemacht, die ich heute bin. Dafür bin ich unfassbar dankbar. Ich kenne meine Stärken, meine Schwächen, weiß, was mir guttut und wen ich an meiner Seite haben will. Und das Wichtigste für mich ist von allem: Ich bin unabhängig und nicht einsam. Und das ist es, was für mich zählt. Ich liebe mein Leben, lebe es genau so, wie ich es mir vorstelle und genieße es mit meinen liebsten Menschen."

Die Quintessenz unserer Dreißiger

Keine von uns hat sich ihre 30er genauso vorgestellt, wie wir sie nun erleben. Aber in diesen unerwarteten Wendungen liegt doch auch der Zauber. Unsere 30er sind nicht perfekt, aber sie sind real. Sie sind nicht glatt und poliert, sondern facettenreich und aufregend. Wir haben gelernt, dass das Leben nicht nach Plan verläuft, und das ist auch gut so. Denn genau darin finden wir die Freiheit, Authentizität und das Glück, von dem wir nicht wussten, dass wir es suchten.

Also ja, unsere 30er sind anders als gedacht. Aber am Ende des Tages setzen wir uns zusammen, lachen, weinen und teilen unsere Geschichten. Und erkennen: Genau so, wie sie sind, sind unsere 30er ziemlich wunderbar.