Den Vorwurf, mit ihren knappen Outfits zu "provozieren", bekam Shirin David schon früh in ihrer Karriere. Oft zeigt sie sich in kurzen Röcken oder mit tiefem Ausschnitt – doch die knappen Looks der erfolgreichen Rapperin schaden dem Feminismus nicht, sie tun ihm gut. Warum das meine Meinung ist, erkläre ich in diesem Artikel.
Darum sind Shirin Davids Outfits feministisch
Es gibt aktuell wohl keine deutsche Prominente, die popkulturell relevanter und musikalisch erfolgreicher ist als Shirin David. Kritik an der Rapperin wird allerdings häufig nicht auf konstruktiver Grundlage ihrer Songs geführt (einer davon befindet sich gerade an der Chartspitze), sondern artet in eine Grundsatzdiskussion darüber aus, ob Frauen zugleich feministisch und knapp bekleidet sein dürfen.
Shirin baute sich selbst zu einer "Marke", beinahe einer Kunstfigur auf, deren Markenzeichen es ist, ultrafeminin und sexy aufzutreten. Diese Entscheidung trifft sie eigenmächtig und verteidigt sie zuletzt vor Thomas Gottschalk in der Show "Wetten dass..." mit den (schon jetzt ikonischen) Worten:
Als Feministin können wir gut aussehen und können klug sein und eloquent und wunderschön zugleich – das eine schließt das andere nicht aus.
Recht hat sie – bestärkt sie damit doch die moderne, feministische Überzeugung, dass die Gleichberechtigung von marginalisierten Gesellschaftsgruppen nicht davon abhängig ist, wie diese sich kleiden. Überall wird "Female Empowerment" gepredigt – doch hört es meist auf, sobald Frauen sich ausziehen. Ob die Debatte über Plattformen wie OnlyFans, Schönheitsoperationen oder eben knappe Röcke; die Devise im traditionellen Feminismus lautet oft "je nackter, desto unfeministischer".
Ein unlogischer Gedanke! Frauen vorzuschreiben, wie sie sich anzuziehen haben, ist höchstens ein verzweifelter Versuch, es der Gesellschaft recht zu machen. Spoiler: Das funktioniert sowieso nicht! Kleiden wir uns bedeckt, sind wir prüde, kleiden wir uns freizügig, gelten wir als billig.
Männer in der Musikbranche hingegen müssen sich deutlich seltener darüber Gedanken machen, ob sie oben ohne mit einer teuren Uhr am Arm posieren können, ohne in eine Schublade gesteckt zu werden. Überraschung! Auch Frauen dürfen sich kleiden und schminken, wie sie wollen, und sind niemandem Rechenschaft schuldig. Ein kurzes Kleid kann genau so für Selbstbewusstsein sorgen, wie es ein schicker Blazer kann.
Der Hass gegen Shirin Davids Looks ist nicht zielführend
Dass Shirin David mit ihren Performances erfolgreich ist, darüber lässt sich nicht streiten. Allein die jüngste Chartplatzierung gibt ihr Recht. Von ihren ca. 6,5 Millionen Follower bekommt die 28-jährige Hamburgerin aber regelmäßig Hass für ihre Auftritte ab. Ein Blick in die Kommentarspalten auf Instagram genügt, um zu erahnen, welchem medialen Hass die Sängerin Tag für Tag ausgesetzt ist.
Nicht selten wird sie von ihren männlichen Rap-Kollegen als "künstlich" betitelt, doch auch andere Frauen werfen ihr vor, dem Feminismus einen schlechten Ruf zu verpassen. Ich finde: Als Frau eine andere Frau für ihre Outfits zu shamen, ist kein Hot Take. Im Gegenteil! Viel effektiver ist es, sich gegenseitig zu unterstützen und es toll zu finden, dass Frauen ihren Feminismus auf unterschiedliche Arten ausleben.
Ob als hyperfeminine Kunstfigur in der Medienbranche oder einfach als Frau, die sich im Alltag gerne schick macht. Feminismus darf feminin sein – er muss sexy sein dürfen, darf aber gleichzeitig nicht zwingend sexy sein müssen. Wer Lust auf ein knappes Kleid hat, "darf das", wie Shirin singt, und wer Lust auf einen Rollkragenpullover hat, darf das auch. Ganz einfach! Das Infragestellen von Shirins feministischen Bestrebungen tut nichts anderes, als Frauen ihre Multidimensionalität abzusprechen.
Verwendete Quellen: instagram.de, getty images