Gender-Pay-Gap: Weshalb Frauen in Deutschland noch immer weniger verdienen

Alle Informationen zum Gender Pay Gap und Equal Pay Day liest du hier.

Frau und Mann bei der Arbeit© Pexels/Yan Krukau
Frauen verdienen aktuell 18 Prozent weniger als Männer.

Heute, am 6. März 2024, der Equal-Pay-Day. An diesem Tag soll weltweit auf das Problem der ungleichen Bezahlung von Frauen und Männern aufmerksam gemacht werden. Leider ist das Thema der "Gender-Pay-Gap" auch in Deutschland nach wie vor aktuell. Zahlen und Studien zeigen ganz klar, dass die Gesellschaft dem Kampf gegen die Lohnlücke viel mehr Beachtung schenken muss – und das nicht nur am internationalen Aktionstag.

Gender-Pay-Gap – die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern

Die Gender-Pay-Gap bezeichnet eine Lohnlücke, bzw. ein Lohngefälle zwischen Männern und Frauen. In der Vergangenheit wurde diesem Phänomen lange Zeit kaum Beachtung geschenkt, weil es ohnehin unüblich war, dass Frauen arbeiten gingen, doch in den 1970er-Jahren wurde auch die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam. Heute erforschen Soziologen und Wirtschaftswissenschaftler die Ursachen und versuchen Lösungen zu finden, um die Lücke zu schließen. In der Regel bezieht sich die Gender-Pay-Gap auf eine Differenz beim Bruttoverdienst von Männern im Vergleich zu dem von Frauen.

Unterschiede zwischen unbereinigter und bereinigter Gender-Pay-Gap

Wenn es um die Gender-Pay-Gap geht, ist häufig von einer unbereinigten und einer bereinigten Einkommenslücke die Rede – doch wo genau liegt der Unterschied? Kurz gesagt: Beide Werte werden durch den Vergleich verschiedener Gruppen ermittelt. Die unbereinigte Gender-Pay-Gap vergleicht den durchschnittlichen Verdienst aller Arbeitnehmer mit dem sämtlicher Arbeitnehmerinnen. 

Das so ermittelte Lohngefälle berücksichtigt aber keine unterschiedlichen Qualifikationen oder die Lebensläufe. Eine bereinigte Gender-Pay-Gap zieht deshalb nur Personen aus derselben Branche und mit ähnlichem Background für den Vergleich heran. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein Wert zwangsläufig aussagekräftiger wäre als ein anderer. Während die unbereinigte Lücke strukturelle Unterschiede bei der Berufs- und Karrierewahl deutlich macht, zeigt die bereinigte Gender-Pay-Gap ganz klar, um wie viel Prozent Frauen im selben Beruf schlechter bezahlt werden als ein Mann mit denselben Qualifikationen.

Auch 2024 verdienen Frauen noch weniger als Männer

Man könnte meinen, dass die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern längst der Vergangenheit angehören müsste, doch leider sagen aktuelle Zahlen etwas anderes. Auch im letzten Jahr haben Frauen in Deutschland ganz klar weniger verdient als ihre männlichen Kollegen. 

Laut Statistischem Bundesamt liegt der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Frauen bei 20,84 Euro, während Männer 25,30 Euro verdienen. Dies ergibt eine unbereinigte Gender-Pay-Gap von rund 18 Prozent. Im Vergleich mit den Jahren davor, ist diese zwar gesunken, doch immer noch auf einem hohen Niveau. Ähnlich sieht es auch bei der bereinigten Gender-Pay-Gap aus, die aktuell rund 7 Prozent beträgt. 

Für Frauen und auch Männer steht natürlich die Frage im Raum, woher diese Unterschiede eigentlich kommen. Eine zentrale Ursache für die hohe, unbereinigte Einkommenslücke liegt bereits in der Berufswahl. Frauen sind in tendenziell weniger gut bezahlten Bereichen viel stärker vertreten als Männer. Zusätzlich arbeiten Mütter nur selten in Vollzeitjobs, weil sie sich die meiste Zeit des Tages um den Nachwuchs kümmern. Zieht man diese Faktoren ab, bleiben als Erklärung für die bereinigte Gender-Pay-Gap nur noch strukturell bedingte oder bewusste Diskriminierung. Häufig ist Frauen jedoch gar nicht bewusst, dass die Männer für dieselbe Arbeit mehr Geld erhalten.

Mindestlohn und Gender-Pay-Gap 

Die gesetzlichen Regelungen zum Mindestlohn sind als Maßnahme zur Bekämpfung von Armut und Hungerlöhnen gedacht. Der Stundenlohn muss demnach in Deutschland mindestens 12 Euro betragen. Zwar haben sich die Einkünfte von Angestellten in manchen Branchen dadurch tatsächlich verbessert, doch das geschlechtsspezifische Lohngefälle konnte auch der Mindestlohn bisher nicht beseitigen. Frauen sind oft in Berufen tätig, die keine gute Bezahlung in Aussicht stellen. Von einem Mindestlohn, der zu niedrig ist, um ihre Löhne deutlich zu erhöhen, profitieren weibliche Angestellte also kaum. Wenn der Mindestlohn hingegen auf ein ausreichend hohes Niveau angehoben wird, kann er dazu beitragen, die Löhne von Frauen und Männern in den unteren Einkommensgruppen anzugleichen, wodurch sich auch die Lohnlücke verringert. Eine Erhöhung des Mindestlohns allein reicht jedoch nicht aus, um die Gender-Pay-Gap vollständig zu beseitigen. Verbände und Forscher fordern stattdessen ein umfassendes Paket von Maßnahmen. Die Politik versucht bereits seit einigen Jahren, die Lohnungleichheit weiter zu verringern.

Was ist der Equal Pay Day?

Der Equal Pay Day symbolisiert den geschlechtsspezifischen Lohnunterschied und markiert jenen Tag im Jahr, bis zu dem Frauen theoretisch umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit entlohnt werden. 

Dieses Datum variiert von Land zu Land und reflektiert die prozentuale Differenz im Durchschnittseinkommen zwischen Männern und Frauen. Der Aktionstag wurde ins Leben gerufen, um auf diese Ungleichheit aufmerksam zu machen und Diskussionen sowie Initiativen zur Erreichung von Lohngerechtigkeit anzustoßen. Mit verschiedenen Veranstaltungen und Kampagnen wird am Equal Pay Day jedes Jahr aufs Neue das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Entgeltgleichheit geschärft.

Was gegen die Lohnlücke getan wird

Da es mehrere Ursachen für die Gender-Pay-Gap gibt, lässt sich diese nur beseitigen, wenn wir alle an verschiedenen Stellen aktiv werden. Zum einen muss die Politik dafür sorgen, die ungerechten Lohnstrukturen zu beseitigen und zum anderen braucht es eine gerechtere Aufteilung der sogenannten Sorgearbeit. Damit sind unbezahlte Tätigkeiten gemeint, die noch immer überwiegend von Frauen erledigt werden – z. B. die Haushaltsführung oder die Erziehung der Kinder. 

Leider gibt es hierfür kein Patentrezept, sondern ganz verschiedene Ansätze. Ein Weg ist der verstärkte Ausbau von Angeboten zur Kinderbetreuung. Zusätzlich soll das Elterngeld als Anreiz dazu dienen, nach der Erwerbsunterbrechung, den alten Job wieder aufzunehmen. Auch die viel diskutierte Frauenquote ist als Maßnahme gegen das Lohngefälle gedacht.

Verwendete Quelle: equalpayday.de