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"Mit dem Investieren ist es ein bisschen wie mit der Liebe"
Das Verlieben und das Investieren an der Börse sollen sich ähneln? Definitiv mehr, als ich zunächst vermutet hätte. Einer der größter Anleger und Aktionäre des 20. Jahrhunderts, Peter Lynch, warnte nämlich einst: "Verliebe dich nie in eine Aktie. Bleibe immer aufgeschlossen". Und auch wenn mir das gewiss nicht passieren wird, so manche Parallelen erkenne auch ich. Was genau dahinter steckt, erkläre ich euch bei meinem zweiten Anlauf, bei dem ich endlich in die Welt der Börse einsteige – natürlich mit der Hilfe zweier echter Finanz-Profis in meiner Kolumne "Cash is Queen".

Ich bin offen und ehrlich: Ich habe es schon einmal getan – im Januar 2020. Wochenlang habe ich damals hin und her überlegt und dann entschieden: Ich wage es. Ich investierte einen Teil meiner Ersparnisse in ETFs. Knapp drei Wochen hat es gedauert und ich lernte auf die harte Tour. Mein Depot rauschte dermaßen nach unten, dass sich mir beim morgendlichen Check-up mein Magen umdrehte. Drei Wochen, in denen unsere Welt von einer Pandemie auf links gedreht wurde. Neben der Angst, die diese mit sich brachte, hieß es für mich in dem Moment auch: 25 Prozent meiner Ersparnisse waren vorerst weg – einfach so, ohne dass ich es kommen sah.
Das Gefühl damals war übrigens ähnlich wie nach einem überraschenden Beziehungsaus: Ich fühlte mich machtlos, war enttäuscht und wollte das Ganze am liebsten schnellstens hinter mir lassen. Und auch beim zweiten Anlauf an der Börse muss ich feststellen, dass sich das Investieren und die Liebe in gewissen Hinsichten ziemlich ähnlich sind ...
Wegen einer schlechten Erfahrung gebe ich doch nicht auf
Was euch nach dem ersten Fiasko sicher nicht überraschen wird: Meine Beziehung zu ETFs ist nicht die allerbeste. Ich habe nämlich schnell mitbekommen, dass man sich an der Börse – übrigens genau wie in der Liebe – niemals sicher sein kann und es eine Achterbahn der Gefühle sein kann. Gleichzeitig gilt: Wenn es etwas werden soll, dann muss man auch etwas riskieren und es gibt trotz der Ungewissheit jede Menge Chancen. ETFs eignen sich nämlich hervorragend für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge. Das bestätigen mir auch zwei Profis – die renommierte Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und die Leiterin der Initiative finanz-heldinnen Katharina Brunsendorf:
"Aktien sind langfristig die Anlageklasse mit der höchsten Rendite – allen Kursschwankungen, Korrekturen und sogar Crashs zum Trotz. Das zeigen Studien immer wieder. Deshalb sollten wir bei der Altersvorsorge auf diesen Baustein nicht verzichten. Je nach Risikoneigung investieren wir dann ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger Geld an der Börse",
weckt Jessica Schwarzer erneut mein Interesse. Und mal ehrlich, wegen einer schlechten Erfahrung gebe ich doch nicht auf!

Finanzjournalistin, langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018)
Auch wenn es manchmal bergab geht, kann es sich lohnen
Um keinesfalls blauäugig an das Ganze heranzugehen, will ich also mehr wissen. Warum überhaupt ergibt es Sinn, sich darauf einzulassen und in ETFs zu investieren? "In erster Linie geht es nicht darum, ob es ein ETF ist. Sondern vielmehr die Säule der privaten Altersvorsorge zu nutzen und selbst für die eigene Lebensgestaltung und auch für die Rente später zu investieren. Das können verschiedene Produkte sein", erklärt mir die Finanz-Expertin Katharina Brunsendorf. Sich Hals über Kopf hineinzustürzen, sollte man allerdings nicht tun: "Wichtig ist, dass sie die Chance auf eine langfristige Rendite bringen und die kann es am Aktienmarkt geben. Deshalb sollte sich auch ein finanzielles Fundament gebaut werden, bevor man an der Börse investiert – auch an Wissen." Genau so will ich es diesmal machen und deshalb auch bei den Grundlagen beginnen.
Von Anfang an bitte: Was ist ein ETF?
Wir drücken also nach der letzten schlechten Erfahrung den Reset-Knopf und die Expertinnen müssen mich erst einmal abholen: Was steckt überhaupt hinter der Abkürzung ETF, hake ich nach."ETF steht für Exchange Traded Fund und bedeutet auf Deutsch börsengehandelter Indexfonds", definiert Katharina Brunsendorf für mich. "Ein Computer kauft alle Werte eines Indizes nach. Indizes fassen beispielsweise Märkte oder Branchen zusammen. So kann ich mit 25 Euro in einem Kauf in alle Werte des entsprechenden Indizes investieren und spare mir die Arbeit, jeden Wert rauszusuchen. Das können je nach ETF bis zu 3.000 Werte sein, die in einem Index zusammengefasst sind." Scheint mir ein klarer Vorteil zu sein, da ich somit nicht nur auf ein Pferd setze, sondern Verschiedenes miteinander kombiniere. Mein Risiko wegen eines Unternehmens Miese zu machen, wird somit minimiert.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – aber mit Plan
Wie es also so oft mit den Dingen ist, die für echte Hochgefühle sorgen, es kann auch ganz schnell in die andere Richtung umschlagen. Aber wie risikobehaftet ist eigentlich so ein Sparplan, bei dem ich, sobald er online schnell und einfach eingerichtet ist, monatlich oder quartalsweise automatisch einen festen Betrag in einen ETF investiere – insbesondere gegenüber sicheren Sparmaßnahmen wie einem Tagesgeldkonto?
Finanz-Journalistin Jessica Schwarzer kann mir das natürlich beantworten, gibt beim Vergleich dieser Sparmaßnahme mit einem sicheren Tagesgeldkonto aber zu: "Pauschal kann man das nicht sagen. Mit ETFs können wir in ganz verschiedene Aktienklassen investieren – von sehr breit gestreuten, etwas weniger riskanten Indizes bis hin zu sehr speziellen und damit riskanteren Themen." Wichtig beim Aktieninvestment sei deshalb die Risikostreuung.
"Anleger sollten immer auf viele Aktien setzen, lieber Hunderte als Dutzende. Da sind ETFs ein super Vehikel",
motiviert sie mich für mein Portfolio. Bei breiter Risikostreuung und einem langen Anlagehorizont von zehn und mehr Jahren sinke das Risiko laut Jessica Schwarzer dann auch und die Chancen würden steigen. Klingt für mich ziemlich verlockend.
Was ein ETF ist und wie ein Sparplan funktionieren kann, weiß ich also inzwischen. Bevor ich mich allerdings wieder in die Welt der Börse stürze, fordert Katharina Brunsendorf mich dazu auf, meine Finanzen genau zu durchblicken: "Konkret sollte man seine Haushalts- und Budgetplanung kennen und damit auch den Betrag, den man potenziell investieren könnte. Neben dem eigenen Risikoempfinden geht es auch darum, Ziele im Leben festzulegen, für die man investieren möchte." Ganz wichtig sei außerdem: "Ein Notgroschen, mit dem man mindesten drei Monate seine Fixkosten decken kann, sollte auf der hohen Kante, beispielsweise auf einem Tagesgeldkonto, liegen."
Ist er der Richtige für mich?
Alles klar, diese Dinge habe ich bereits bei meinem Kassensturz erledigt, der erst wenige Wochen zurückliegt. Ich bin also bereit für einen neuen Versuch. Wobei, woher weiß ich eigentlich, welcher ETF am besten zu mir passt und mir möglichst viel Rendite bringt? "Das ist eine sehr individuelle Angelegenheit und kommt auf die persönliche Risikoneigung und Strategie an", gibt mir die Expertin Jessica Schwarzer eine Entscheidungshilfe. "Ein gutes Basisinvestment könnte ein ETF auf den Weltaktienindex MSCI World sein. Damit setzen Anlegerinnen auf gut 1.600 Aktien aus 23 Industrienationen. Das ist dann auch eine ziemlich gute Risikostreuung." Demnach auch besonders geeignet für mich als Anfängerin, da das Risiko geringer bleibt, rekapituliere ich mein bislang erlangtes Wissen.
Bevor ich loslege, brauche ich deshalb auch kein Portfolio wie ein Broker an der Wall Street. Die Finanz-Journalistin rät mir vielmehr: "Für den Anfang reicht wirklich ein einziger ETF, beispielsweise auf den genannten MSCI World oder auf den MSCI All Country World, der dann auch Aktien auf den aufstrebenden Schwellenländern enthält." Das klingt für mich vernünftig.
Nur weil es diesmal nicht klappt, sollte man nicht aufgeben
Ich merke langsam, ich will der Börse eine zweite Chance geben. Allerdings stelle ich trotz der Vorbereitung der beiden Profis von finanz-heldinnen fest: Meinen Verlust zu Beginn der Pandemie habe ich noch immer nicht ganz verkraftet. Jessica Schwarzer versucht, mir meine Angst zu nehmen: "Schwankungen, Korrekturen und sogar Crash gehören an der Börse einfach dazu. Das muss man aushalten und aussitzen können. Aktien sind ein langfristiges Investment. Ich persönlich nutze Rücksetzer übrigens für Zukäufe. Aber das ist Börse für Fortgeschrittene, da braucht es starke Nerven." Denke ich an mein rasendes Herz im Frühjahr 2020 zurück, gehöre ich wohl kaum zu dieser Kategorie und bleibe erst einmal meinem Sparplan mit monatlichen Einzahlungen treu.
Vor dem Fehler, den ich damals beinahe begangen habe – nämlich dem Rückzug aus der Börse – warnt Katharina Brunsendorf außerdem:
"Der häufigste Fehler ist in der Regel nichts zu tun oder aufgrund von Panik oder Unwissenheit bei Unruhen an der Börse sein Depot aufzulösen."

Leitung der Initiative finanz-heldinnen und Mit-Herausgeberin des Buchs "finanz-heldinnen – Der Finanzplaner für Frauen". Die finanz-heldinnen haben es sich zum Ziel gesetzt, Frauen für Finanzen zu begeistern und sie mittels Wissensformaten auf dem Weg in ihre finanzielle Zukunft zu begleiten.
Um dies zu vermeiden, seien sowohl das Vorwissen als auch das Fundament der Vorarbeit wichtig. Aber auch der Austausch unter Freunden, Bekannten und in einer Community wie den finanz-heldinnen könne helfen, um Motivation zu sammeln und von den Erfahrungen anderer zu profitieren, erklärt mir die Expertin.
Wie viel Aufmerksamkeit brauchen meine ETFs?
Vergleiche ich meine Gefühle nach meiner letzten Erfahrung an der Börse mit denen heute, würde ich nun behaupten, ich bin dem Ganzen gegenüber positiver gestimmt. Mich tagtäglich mit meinem Depot zu beschäftigen oder gar stündlich zu checken, ob es mit meinen ETFs gut läuft, kommt allerdings nicht infrage. Erstes macht mein Herz den Blick auf ein ständiges Auf und Ab nicht mit und zweitens gibt es ehrlich gesagt andere Dinge, die ich deutlich lieber tue. Dennoch sehe ich ein: Genau wie eine Beziehung brauchen auch die gekauften ETFs Aufmerksamkeit und Pflege. Die Frage ist nur: wie viel?
Finanz-heldin Katharina Brunsendorf beruhigt: "Es kommt auf die Strategie an. Wenn diese recht einfach ist, man sehr breit gestreut und langfristig investiert, dann reicht es, einmal im Jahr das Depot zu überprüfen. Je spezieller und auch riskanter wir unser Geld anlegen, desto öfter müssen wir unsere Positionen überprüfen." In diesem Fall solle ich beurteilen, ob ich noch an die Branche glaube und hinterfragen, ob das Thema aus Anlegersicht weiter interessant sei. Alles kein Hexenwerk, oder? Ich jedenfalls werde dranbleiben und versuchen, die Chancen an der Börse zu nutzen. Aber ganz ehrlich: Die große Liebe wird das Thema der ETFs wohl niemals für mich werden.