Keine Oscar-Nominierung für Greta Gerwig oder Margot Robbie für den wohl beliebtesten Film des Jahres 2023. Dafür eine Nominierung für "Ken" Ryan Gosling. Die Entscheidung der Academy stößt gerade im Internet auf ordentlich Gegenwind.
Auf X (ehemals Twitter), Instagram und TikTok teilen "Barbie"-Fans ihre Empörung über die Nominierungen der Oscars 2024. Aus gutem Grund, wenn du uns fragst. Denn es scheint so, als hätte die wohl einflussreichste Filmjury der Welt den Sinn und Zweck des Boxoffice-Hits überhaupt nicht verstanden ...
Greta Gerwig und Margot Robbie gehen bei Oscar-Nominierung leer aus
Neben "Oppenheimer" war "Barbie" der beliebteste Kinofilm 2023 und löste einen regelrechten Hype aus. Noch wichtiger: Er löste eine Diskussion aus. Und zwar über das Patriarchat, die Rolle von Frauen in unserer Gesellschaft und die Ungleichheit der Geschlechter.
Kein Wunder also, dass ein so bedeutsamer Film auch für den wichtigsten Filmpreis der Welt nominiert wird: die Oscars. Ganze acht Nominierungen gab es jetzt für "Barbie" – unter anderem für die Kategorie "Bester Film".
Was jedoch nicht nur bei uns, sondern bei "Barbie"-Fans weltweit für Empörung sorgt, ist, dass die Personen, die "Barbie" wirklich zum Leben gebracht haben, bei den Nominierungen leer ausgingen. "Barbie"-Regisseurin Greta Gerwig wurde nicht für den Oscar in der Kategorie "Beste Regie" nominiert und auch Schauspielerin Margot Robbie wurde nicht als "Beste Hauptdarstellerin" nominiert.
Dafür gab es jedoch eine Nominierung für America Ferrera als "Beste Nebendarstellerin" und Ryan Gosling in der Kategorie "Bester Nebendarsteller".
Darum sorgt die "Barbie"-Nominierung auch bei uns für Empörung
Keine Oscar-Nominierung für die Macherin von Barbie, keine Oscar-Nominierung für Barbie selbst, dafür aber eine Nominierung für Ken. Es scheint, als hätte die Oscars-Jury den Sinn des Filmes überhaupt nicht verstanden.
Immerhin geht es in dem Film darum, das Frauenbild in unserer patriarchalen Welt umzudenken. Und trotzdem passiert wieder genau das, was uns allen so bekannt ist: Der Mann bekommt die Anerkennung, die Frau wird übersehen.
Kein Zweifel: Ryan Gosling ist ein unglaublicher Schauspieler und hat die Nominierung mehr als nur verdient. Doch die Entscheidung, Ken zu nominieren und Barbie nicht, trifft genau den Punkt des "Barbie"-Filmes und zeigt, dass wir anscheinend immer noch einen langen Weg in Richtung Gleichberechtigung haben. Das sehen auch viele Menschen in den sozialen Medien so:
Schon bei den Golden Globes gab es einen herben Rückschlag für "Barbie". Margot Robbie und Greta Gerwig wurden zwar nominiert, gingen am Ende jedoch leer aus. Und auch bei den Emmys gab es Empörung. Hier gewann Ryan Goslings Song "I'm just Ken" den Emmy in der Kategorie "Bester Song" und nicht Billie Eilish mit ihrem Titelhit zum "Barbie"-Film "What Was I Made For?". Die entsetzte Reaktion Goslings wurde direkt zu einem Meme, das sich durch die sozialen Medien zog.
Aber: Es sind mehr Women of Color denn je nominiert
Ganz klar, wir hätten Margot Robbie und Greta Gerwig gerne unter den Nominierten gesehen, denn sie haben es mehr als verdient, einen Goldjungen für ihre Leistungen in der Hand zu halten. Was aber auf keinen Fall unter den Tisch fallen sollte: In Sachen Diversität macht die Academy einen Schritt nach vorne. Dreiviertel der Nominierten sind People of Color und in allen Haupt-Schauspielkategorien sind Women of Color vertreten.
Lily Gladstone ist als Frau mit indigenen Wurzeln in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" für ihre Rolle in "Killers of the Flower Moon" nominiert. Und natürlich hat auch die Latina America Ferrera in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" für ihre Rolle im "Barbie"-Film eine Chance auf einen Oscar. Die schwarze Schauspielerin Da’Vine Joy Randolph könnte in derselben Kategorie für ihre Rolle in "The Holdovers" einen Award gewinnen, genauso wie Danielle Brooks, die im Film "The Color Purple" mitspielte.
Feminismus muss ganzheitlich gesehen werden. Und jede Nominierung einer Woman of Color bei solch wichtigen Awards, wie den Oscars, ist ein Gewinn für alle Frauen. Denn nur wenn jede Frau – ob weiß, schwarz, braun, indigen oder asiatisch – Gleichberechtigung erfährt, können wir uns endlich vom Patriarchat verabschieden. Natürlich ist da noch viel zu tun und die Nominierungen reichen noch lange nicht aus. Trotzdem sollten wir die Erfolge starker Women of Color feiern.
Ryan Gosling reagiert auf seine Nominierung
Kein Wunder also, dass Ryan auch in diesem Fall eine klare Position bezieht: "(...) es gibt keinen Ken ohne Barbie und keinen Barbie-Film ohne Greta Gerwig und Margot Robbie (...) ". In einem offiziellen Statement bedankt der Schauspieler sich für die Nominierung, macht aber gleichzeitig klar, dass Greta Gerwig und Margot Robbie sie umso mehr verdient hätten – und dafür feiern wir den Hollywood-Schauspieler! Wir finden: Ryan Gosling ist ein absoluter Ally und wir würden uns wünschen, dass mehr (Männer) so handeln. In seinem Statement heißt es unter anderem:
Zu sagen, dass ich enttäuscht bin, dass die beiden keine Nominierung in ihrer jeweiligen Kategorie bekommen haben, wäre eine Untertreibung.
Hier kannst du das ganze Statement lesen:
Auch Margot Robbie reagiert auf die verpasste Oscar-Chance
Nach dem Statement von ihrem Kollegen Ryan Gosling, hat sich nun auch "Barbie"-Hautpdarstellerin Margot Robbie persönlich zu der fehlenden Oscar-Nominierung geäußert:
Natürlich denke ich, dass Greta als Regisseurin hätte nominiert werden sollen, denn das, was sie geschafft hat, ist eine einmalige Sache in ihrer Karriere, eine einmalige Sache in ihrem Leben, die sie wirklich gemeistert hat. Aber es war ein unglaubliches Jahr für alle Filme.
Statt sich also über die eigene verpasste Oscar-Chance zu äußern, hebt sie die Erfolge des Filmes in den Vordergrund und betont die einzigartige Leistung, die Regisseurin Greta Gerwig mit "Barbie" erreicht hat.
Wir hatten uns vorgenommen, etwas zu kreieren, das die Kultur verändert, sie beeinflusst – einfach etwas bewirkt. Und das haben wir bereits geschafft und noch viel mehr, als wir es uns jemals hätten erträumen können. Und das ist wirklich die größte Belohnung, die aus all dem entstehen konnte.
Die wichtigsten Nominierungen der Oscars 2024 im Überblick
Die 96. Academy Awards werden am 10. März in Los Angeles verliehen. Abräumer bei den diesjährigen Oscar-Nominierungen ist der Film "Oppenheimer" mit ganzen 13 Chancen. Doch auch Deutschland ist mehrfach vertreten.
Der deutsche Film "Das Lehrerzimmer" bekam eine Nominierung in der Kategorie "Bester internationaler Film" und die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller ist für ihre Hauptrolle in dem Drama "Anatomie eines Falles" nominiert. Auch der Film "The Zone of Interest", bei dem Hüller die Rolle der Frau des KZ-Kommandanten Rudolf Höß spielt, ist zweimal nominiert.
Bester Film
- Oppenheimer
- Killers of the Flower Moon
- Maestro
- Anatomie eines Falls
- Past Lives
- The Zone of Interest
- Barbie
- Poor Things
- American Fiction
- The Holdovers
Beste Regie
- Martin Scorsese (Killers of the Flower Moon)
- Christopher Nolan (Oppenheimer)
- Giorgos Lanthimos (Poor Things)
- Jonathan Glazer (The Zone of Interest)
- Justine Triet (Anatomie eines Falls)
Beste Hauptdarstellerin
- Lily Gladstone (Killers of the Flower Moon)
- Carey Mulligan (Maestro)
- Sandra Hüller (Anatomie eines Falls)
- Annette Bening (Nyad)
- Emma Stone (Poor Things)
Bester Hauptdarsteller
- Bradley Cooper (Maestro)
- Cillian Murphy (Oppenheimer)
- Colman Domingo (Rustin)
- Jeffrey Wright (American Fiction)
- Paul Giamatti (The Holdovers)
Beste Nebendarstellerin
- Emily Blunt (Oppenheimer)
- Da’Vine Joy Randolph (The Holdovers)
- Danielle Brooks (The Color Purple)
- Jodie Foster (Nyad)
- America Ferrera (Barbie)
Bester Nebendarsteller
- Ryan Gosling (Barbie)
- Robert De Niro (Killers of the Flower Moon)
- Robert Downey Jr. (Oppenheimer)
- Mark Ruffalo (Poor Things)
- Sterling K. Brown (American Fiction)
Bester internationaler Spielfilm
- Deutschland (Das Lehrerzimmer)
- Italien (Io Capitano)
- Großbritannien (The Zone of Interest)
- Spanien (Die Schneegesellschaft)
- Japan (Perfect Days)
Verwendete Quellen: X, Spiegel